Wirtschaft

Nachhaltigkeit rechnet sich: Ein Viertel der Emissionen lässt sich mit positivem ROI senken

Während CEOs weniger über Nachhaltigkeit sprechen, handeln sie mehr. Eine aktuelle Bain-Analyse zeigt: 25 Prozent der globalen Industrieemissionen können bereits heute mit rentablen Maßnahmen reduziert werden. Unternehmen nutzen Nachhaltigkeit zunehmend als Geschäftshebel für Kostensenkung, Kundenbindung und Wettbewerbsvorteile.

27.10.2025

Nachhaltigkeit rechnet sich: Ein Viertel der Emissionen lässt sich mit positivem ROI senken

Die Nachhaltigkeitsdebatte hat sich fundamental gewandelt. Während 2021 und 2022 noch ambitionierte Zielsetzungen dominierten, zeigt sich heute ein pragmatischerer Ansatz. Das Beratungsunternehmen Bain & Company hat in seinem aktuellen Report „The Visionary CEO’s Guide to Sustainability 2025“ eine bemerkenswerte Entwicklung dokumentiert: CEOs sprechen zwar weniger über Nachhaltigkeit, setzen jedoch verstärkt konkrete Maßnahmen um – eine Entwicklung, die Experten als „Do-Say-Gap“ bezeichnen.

Mithilfe künstlicher Intelligenz analysierte Bain über 35.000 Aussagen von 150 führenden Unternehmenschefs. Das Ergebnis überrascht: Während 2018 noch moralische Werte und Compliance im Vordergrund standen, verknüpfen Manager heute Nachhaltigkeit direkt mit messbarem Geschäftswert. Sie sprechen von Kosten, Kunden und Kapitalinvestitionen. Verkaufsteams integrieren Nachhaltigkeitsaspekte aktiv in ihre Verkaufsgespräche.

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Die Zahlen untermauern diese Entwicklung. Zwischen 2022 und 2025 verschärften zehn Prozent der Unternehmen ihre Science-Based-Targets-Initiative-Ziele, während nur vier Prozent sie abschwächten. Zwei Drittel der Firmen liegen bei ihren Scope-1- und Scope-2-Emissionszielen im Plan. Besonders aufschlussreich ist Bains Analyse der globalen Emissionen: Mithilfe der hauseigenen Decarbonization Lever Library untersuchten die Berater 14 Industriezweige, die zwei Drittel der weltweiten Emissionen verantworten.

Das zentrale Ergebnis laut Bain-Report: 25 Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen lassen sich bereits heute mit positiver Kapitalrendite reduzieren. Weitere 32 Prozent könnten mittelfristig rentabel werden. Jede Branche und jedes Unternehmen verfügt über konkrete Möglichkeiten. Die meisten Organisationen kennen die Initiativen, die sowohl Nachhaltigkeit als auch finanzielle Ergebnisse liefern – von Energieeffizienzmaßnahmen über zirkuläre Produktgestaltung bis zur Lokalisierung von Lieferketten.

Ein europäisches Agrarunternehmen demonstriert diesen Ansatz exemplarisch. Es identifizierte ROI-positive Hebel zur Reduktion landwirtschaftlicher Emissionen um über 30 Prozent. Aufgrund hoher Arbeitsbelastung, manueller Prozesse und kultureller Widerstände wurde jedoch zunächst nur ein Drittel des Potenzials genutzt. Durch eine digitale Plattform, die 80 Prozent von über 200 erforderlichen Datenpunkten automatisch erfasst, sowie klare Anreizstrukturen gelang der Durchbruch. Das Ergebnis: geringere Reibungsverluste, transparente Nachverfolgbarkeit und neue Einnahmen aus Premiumprodukten.

Im Business-to-Business-Bereich zeigt sich der Wertbeitrag besonders deutlich. Laut einer Bain-Umfrage unter mehr als 750 Unternehmen vergeben bereits 50 Prozent der Einkäufer mehr Aufträge an nachhaltige Lieferanten. Bis 2028 erwarten 70 Prozent, ihre Käufe bei solchen Partnern zu intensivieren. Wachstumsführer nutzen Nachhaltigkeit konsequent zur Differenzierung und als strategischen Wachstumstreiber.

Auch Konsumenten bleiben engagiert. In acht Ländern befragte Bain über 14 000 Verbraucher. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischer Sorgen interessieren sich 79 Prozent weiterhin stark für Umweltthemen. 70 Prozent der globalen Bevölkerung möchte nachhaltiger leben – vorausgesetzt, Qualität und Preis stimmen.

Die Herausforderung besteht darin, ROI-positive Maßnahmen konsequent zu skalieren und sie zum festen Bestandteil unternehmerischer Entscheidungen zu machen. Wer Nachhaltigkeit als Kostenposition betrachtet, verschenkt Potenzial. Wer sie als Geschäftshebel versteht, verschafft sich Wettbewerbsvorteile.

Quelle: Bain & Company, „The Visionary CEO’s Guide to Sustainability 2025“

Quelle: UD
 

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