Wirtschaft

„Nachhaltigkeit ist kein Kompromiss“: Florian Redmer über biologisch abbaubare Einwegprodukte

Ob OP-Kittel, Untersuchungshandschuhe oder Schutzmasken: Der Verbrauch an Einwegprodukten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist enorm. Allein in Deutschland entstehen jährlich tausende Tonnen medizinischer Kunststoffabfälle – viele davon nach einmaliger Nutzung. Doch es geht auch anders.

15.07.2025

„Nachhaltigkeit ist kein Kompromiss“: Florian Redmer über biologisch abbaubare Einwegprodukte

Zahlreiche Unternehmen und Einrichtungen setzen auf Einwegbedarf24 als Partner für hochwertige Einwegprodukte und suchen gezielt nach umweltfreundlicheren Alternativen. Geschäftsführer Florian Redmer beschäftigt sich seit Jahren mit der Entwicklung biologisch abbaubarer Alternativen für den medizinischen Bereich – ohne Kompromisse bei Hygiene und Sicherheit. Im Interview mit Umweltdialog spricht er über Herausforderungen, Innovationen und Entsorgungslücken.

Herr Redmer, was genau sind biologisch abbaubare Einwegprodukte im medizinischen Bereich?

Florian Redmer: Dabei handelt es sich um Produkte wie Handschuhe, Schutzkleidung oder OP-Abdeckungen, die aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Materialien gefertigt sind. Ziel ist es, konventionelle Artikel aus erdölbasiertem Kunststoff durch funktionale Alternativen zu ersetzen, die sich nach Gebrauch umweltfreundlich abbauen lassen – idealerweise in industriellen Kompostieranlagen. Wichtig ist: Diese Produkte müssen die gleichen Sicherheits- und Hygienestandards erfüllen wie ihre klassischen Pendants. Nachhaltigkeit darf in der Medizin niemals zu Lasten der Schutzwirkung gehen.

Welche Materialien kommen dabei zum Einsatz?

Florian Redmer: Wir arbeiten u. a. mit PLA (Polymilchsäure), PBS (Polybutylensuccinat) und verschiedenen pflanzenbasierten Vliesstoffen, die unter bestimmten Bedingungen biologisch abbaubar sind. Diese Materialien bieten eine gute Barrierewirkung, sind atmungsaktiv und lassen sich in Form und Funktion an medizinische Anforderungen anpassen. Entscheidend ist dabei auch die Kombination mit mechanisch stabilen Trägermaterialien – zum Beispiel bei Kitteln oder Overalls, die reißfest sein müssen.

Welche Vorteile bieten solche Produkte in der Praxis?

Florian Redmer: In erster Linie geht es darum, den ökologischen Fußabdruck zu senken – ohne funktionale Einbußen. Gerade in der Medizin sind viele Einwegartikel aus Hygienegründen unverzichtbar. Wenn wir hier biobasierte oder biologisch abbaubare Lösungen etablieren können, ist das ein enormer Hebel. Zudem stärken wir mit jedem eingesetzten Produkt das Bewusstsein für nachhaltige Optionen – bei Pflegekräften, Ärztinnen und Klinikleitungen gleichermaßen.

Welche Herausforderungen bestehen aktuell noch?

Florian Redmer: Die größte Hürde ist die Entsorgung. Medizinische Abfälle werden heute meist thermisch verwertet – also verbrannt. Selbst wenn ein Handschuh kompostierbar wäre, darf er nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Keimen nicht recycelt werden. Das ist nachvollziehbar, aber frustrierend. Deshalb arbeiten wir an Lösungen für Bereiche mit geringem Kontaminationsrisiko – etwa im Pflegedienst, bei Logistikprozessen in Kliniken oder bei Besucherschutzkleidung. Hier lassen sich nachhaltige Produkte sicher und effizient einsetzen.

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Wie entsorgt man medizinische Einwegprodukte richtig, wenn sie biologisch abbaubar sind?

Florian Redmer: In den meisten Fällen ist die Entsorgung über den Restmüll beziehungsweise die medizinischen Abfallströme weiterhin notwendig. Die Kompostierung solcher Produkte ist bisher nur dort möglich, wo keine Kontamination mit infektiösem Material vorliegt – zum Beispiel bei Verpackungen oder Schutzkleidung aus reinen Besuchsbereichen. Für die breite Anwendung fehlt es noch an passenden Entsorgungswegen und regulatorischer Klarheit.

Wie reagieren medizinische Einrichtungen auf Ihr Angebot?

Florian Redmer: Sehr interessiert. Gerade in Kliniken und Pflegeheimen wächst das Umweltbewusstsein. Viele Häuser haben eigene Nachhaltigkeitsbeauftragte, entwickeln Klima- und Abfallkonzepte und suchen aktiv nach umweltfreundlicheren Lösungen – nicht nur bei Lebensmitteln oder Energie, sondern eben auch beim Materialeinsatz. Unsere Kunden schätzen es, dass wir funktionale Produkte bieten, die gleichzeitig ökologisch besser abschneiden. Natürlich spielt auch die Signalwirkung nach außen eine Rolle.

Wie stellt Ihr Unternehmen sicher, dass die Produkte höchsten Anforderungen genügen?

Florian Redmer: Wir arbeiten mit akkreditierten Prüfinstituten und lassen unsere Produkte regelmäßig auf Materialfestigkeit, Barrierewirkung, Hautverträglichkeit und biologische Abbaubarkeit testen. Besonders im medizinischen Umfeld gelten strenge Normen – zum Beispiel für Partikelfilterung, Flüssigkeitsabweisung oder antistatische Eigenschaften. Wir prüfen sehr genau, welches Produkt für welche Anwendung geeignet ist. Nicht alles ist überall einsetzbar – und das kommunizieren wir offen.

Gibt es auch ökonomische Vorteile für die Einrichtungen?

Florian Redmer: Langfristig ja. Zwar sind biologisch abbaubare Materialien in der Produktion oft teurer. Aber Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die nachhaltige Konzepte verfolgen, profitieren durch bessere Außenwirkung, Fördermöglichkeiten oder niedrigere CO₂-Bilanzen. Wir beobachten zudem, dass Mitarbeitende besonders positiv auf nachhaltige Maßnahmen reagieren – das stärkt die Identifikation mit der Einrichtung und kann sogar im Recruiting ein Vorteil sein.

Wo sehen Sie die Branche in fünf Jahren?

Florian Redmer: Ich bin überzeugt, dass sich biobasierte Einwegprodukte in der Medizin weiter etablieren – zunächst in unterstützenden Bereichen, später auch in sensibleren Anwendungen. Parallel wird die Entsorgungsinfrastruktur angepasst werden müssen. Die Branche steht unter wachsendem Druck, ihre Klimabilanz zu verbessern – und nachhaltige Materialien sind dabei ein unverzichtbarer Baustein.

Herr Redmer, vielen Dank für diesen Einblick.

Florian Redmer: Sehr gern. Ich glaube fest daran, dass auch der medizinische Sektor nachhaltiger werden kann – wenn wir die richtigen Fragen stellen und bereit sind, neue Wege zu gehen.

Quelle: UD/cp
 

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