Wirtschaft

Klimafinanzierung blockiert: Wie alte Regeln den Wandel bremsen

Die Weltgemeinschaft fordert mehr Geld für den Klimaschutz, doch das Kapital fließt nicht dorthin, wo es am dringendsten gebraucht wird. Vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer bleiben unterfinanziert, obwohl sie für eine globale Netto-Null-Strategie entscheidend sind. Ein Grund liegt in den Basel-III-Regeln, die nach der Finanzkrise 2008 eingeführt wurden. Sie sichern Banken ab – verhindern aber, dass Investitionen in saubere Energieprojekte tatsächlich zum Tragen kommen.

03.09.2025

Klimafinanzierung blockiert: Wie alte Regeln den Wandel bremsen

Wenn kommende Klimakonferenzen wieder ambitionierte Ziele beschwören, bleibt eine unbequeme Wahrheit: Entwicklungsländer, die den Großteil der Weltbevölkerung stellen, erhalten nur rund 14 Prozent der internationalen Klimafinanzierung. Für den nötigen Umbau bräuchten sie jährlich zusätzliche 450 bis 550 Milliarden US-Dollar. Die Kluft zwischen Anspruch und Realität ist damit nicht nur eine Lücke, sondern ein Abgrund.

Basel III als Hemmschuh

Nach der Finanzkrise von 2008 sollten neue Vorschriften die Stabilität der Banken sichern. Basel III verpflichtet Institute, für Kredite ausreichend Eigenkapital vorzuhalten. Ein sinnvolles Prinzip – doch im Klimaalltag mit problematischen Folgen. Denn selbst abgesicherte Projekte, etwa ein Solarpark in Afrika mit langfristigen Abnahmeverträgen und politischer Risikoversicherung, gelten regulatorisch als Hochrisiko. Banken müssen enorme Rücklagen bilden, was viele Geschäfte unwirtschaftlich macht.

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Verzerrtes Risikobild

Das Problem liegt weniger in den Projekten als in der Regulierung. Garantien von Entwicklungsbanken oder Versicherungen gegen politische Risiken werden im Basel-Rahmenwerk kaum berücksichtigt. Dadurch entsteht ein Bild, das den tatsächlichen Kreditrisiken nicht entspricht. Empirische Daten zeigen, dass Klimaprojekte in Schwellenländern oft stabiler laufen als viele Firmenkredite in Industriestaaten. Ausfälle sind seltener, Rückflüsse bei Problemen vergleichsweise hoch. Dennoch behandeln die Vorschriften saubere Energieinvestitionen, als handle es sich um waghalsige Spekulationen.

Folgen für die Energiewende

Die Konsequenz ist gravierend: Projekte mit hoher Klimawirkung scheitern schon vor dem Start, weil Banken regulatorische Strafen fürchten. So bleibt ein Großteil des globalen Kapitals in den Industriestaaten gebunden, während Regionen mit wachsendem Energiebedarf auf Kohle oder Diesel setzen. Damit droht der weltweite Pfad zur Klimaneutralität zu scheitern, bevor er überhaupt eine faire Chance bekommt.

Politische Verantwortung

Die Blockade ist kein Naturgesetz. Regierungen, die seit Jahren mehr Klimafinanzierung versprechen, könnten durch gezielte Anpassungen ansetzen. Statt immer neue Milliarden-Ankündigungen bei UN-Gipfeln zu machen, ginge es darum, die Regeln realistisch zu justieren. Erforderlich wären unter anderem eine stärkere Anerkennung von Entwicklungsbank-Garantien, eine proportionalere Bewertung teilversicherter Kredite und ein besseres Regelwerk für Mischfinanzierungen. Solche Maßnahmen würden Milliarden an privatem Kapital freisetzen – ohne die Stabilität des Bankensystems zu gefährden.

Ein Appell an den Fußnotenrand

Die Lösung liegt nicht in großen politischen Reden, sondern in präzisen Korrekturen. Die Basel-Regeln müssen nicht abgeschafft, sondern modernisiert werden. Das bedeutet, bewährte Absicherungsinstrumente endlich anzuerkennen und die Risikobewertung der Realität anzupassen. Wer Kapital dorthin lenken will, wo es gebraucht wird, darf nicht zulassen, dass die Flüsse schon am Quell versiegen.

Quelle: UD
 

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