Wirtschaft

Kampf um die Weltordnung: Wie China und die USA in strategischem Wettstreit stehen

Die Welt erlebt eine Zeitenwende. Nach Jahrzehnten westlicher Dominanz erhebt sich China als globale Großmacht. Für die USA ist China längst kein regionaler Akteur mehr, sondern ein ernstzunehmender strategischer Konkurrent. In Washington herrscht parteiübergreifende Einigkeit darüber, dass Xi Jinpings Ambitionen einzudämmen sind. Peking hingegen sieht sich durch eine neue Containment-Politik bedroht.

11.09.2025

Kampf um die Weltordnung: Wie China und die USA in strategischem Wettstreit stehen

Dieser Konflikt ist kein einfacher Wettstreit mehr, er betrifft nahezu alle Bereiche der internationalen Politik. Militärisch kommt es besonders im Indopazifik zum Spannungsfeld: Taiwan, Süd- und Ostchinesisches Meer stehen im Fokus, dort treffen amerikanischer Zugriff auf Seewege und chinesische Sicherheitsinteressen direkt aufeinander. Washington signalisiert Bereitschaft, Taiwan im Falle einer Aggression zu verteidigen. Peking dagegen betont weiterhin eine friedliche Lösung, droht jedoch zugleich mit einer „Wiedervereinigung“ durch Gewalt.

Doch die Rivalität erschöpft sich nicht im Militärischen. In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich das Verhältnis drastisch verändert. Der einstige Handelspartner ist heute auf beiden Seiten vor allem ein Rivale. Tarifstreitigkeiten lösen sich seltener, sie werden politisch instrumentalisiert. Die liberale Weltwirtschaftsordnung, die jahrzehntelang als stabilisierendes Fundament galt, wird zunehmend in Frage gestellt.

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Parallel dazu erlebt der technologische Wettlauf eine neue Qualität. Es geht längst nicht mehr nur um Marktanteile, sondern um Standardsetzung und geopolitische Regulierung. Digitale Ökosysteme werden zu Machtinstrumenten, zu „technopolitischen“ Einflusssphären in einem globalen Systemwettbewerb. Während China gezielt Einfluss in multilateralen Institutionen ausbaut, zieht sich Washington aus einigen zurück — häufig mit destabilisierenden Folgen.

Diese Entkopplung zieht sich bis hin zu ideologischen Grabenkämpfen: Nicht nur zwischen Autokratie und Demokratie, sondern auch zwischen technokratischer Kontrolle und liberaler Offenheit. Beide Seiten verknüpfen Technologie zunehmend mit politischer Ordnung — ein dynamischer Konfliktraum, der weit über Handel hinausreicht.

Der Wettbewerb ist weitreichend: In Südostasien ringt China mit den USA um Einfluss, Afrika dient als Bühne für Pekings entwicklungsorientierte Wirtschaftsdiplomatie, und in Lateinamerika dominiert der Rohstoffhandel mit Investitionen. Diese Regionen stehen im Zentrum eines globalen Rivalitätskampfs, der weit über das sino-amerikanische Bilateral hinausweist.

Europa befindet sich zwischen diesen beiden aufstrebenden Machtzentren und kann weder passiver Beobachter noch isoliert agierender Akteur bleiben. Nur wenn Europa mit einer Stimme spricht und sich nicht von den beiden Giganten auseinanderdividieren lässt, kann es bestehen. Es geht darum, strategische Autonomie zu gewinnen, Abhängigkeiten zu reduzieren und gleichzeitig gezielt De Risking zu betreiben. Das Prinzip „China plus eins“ etwa zielt darauf, wirtschaftliche Diversifizierung zu fördern, statt Abkapselung.

Im Indopazifik könnte Europa neben einer eigenständigen Außenpolitik auch als Moderator auftreten: etwa im Rahmen trilateraler Rüstungskontrollforen oder direkter Dialoge zwischen wichtigen Akteuren. Die deutsche Regierung hat solche Ansätze jüngst bei Besuchen in Peking und Berlin mit internationalen Partnern bekräftigt — immer mit Blick auf die Aufrechterhaltung des Staatus quo, etwa im Taiwan-Konflikt.

Die Rivalität beeinflusst multilaterale Institutionen und internationale Foren. Während China etwa in UN-Strukturen investiert, droht der internationale Multilateralismus unter dem wachsenden Druck des Systemwettbewerbs zu zerfasern. Europa muss dabei nicht nur reagieren, sondern zunehmend eigenständig die Regeln mitformen.

All dies zeigt: Die Welt steht vor einer geopolitischen Neuordnung. Die strategische und ökonomische Rivalität zwischen den USA und China ist nicht nur ein Machtkampf. Sie ist der Rahmen, innerhalb dessen sich internationale Beziehungen im 21. Jahrhundert definieren werden. Europa kann nur im Dialog mit beiden bestehen — und muss dabei eigenständig bleiben.

Lesetipp dazu: Stunde der Nashörner. Wie Unternehmen die neuen geopolitischen Risiken managen von Ansgar Baums und Thomas Ramge. Es bietet einen eindringlichen Blick auf die Risiken und Strategien global tätiger Unternehmen im Spannungsfeld geopolitischer Umbrüche. In Zeiten, in denen Stars und Staaten wetteifern, zeigt es, wie Praktiker pragmatisch handeln, um nicht unter die Räder geopolitischer Giganten zu geraten .

Ansgar Baums, Thomas Ramge:
Die Stunde der Nashörner. Wie Unternehmen die neuen geopolitischen Risiken managen.
Hamburg 2025: Murmann
ISBN 978-3-86774-843-8
25,00€ inkl. MwSt. und versandkostenfrei
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Quelle: UD
 

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