Wirtschaft

Indonesien: Kritik an FSC wächst

Der indonesische Papier- und Zellstoffkonzern APRIL (Asia Pacific Resources International Holdings Ltd.) steht massiv in der Kritik: Das Unternehmen, das seit 2023 als erster Konzern weltweit das „Remedy Framework“ des Forest Stewardship Council (FSC) umzusetzen versucht, verfehlt laut einer neuen Untersuchung zentrale Anforderungen an Transparenz, Partizipation und Menschenrechte.

07.07.2025

Indonesien: Kritik an FSC wächst

Das FSC-Wiedergutmachungsverfahren wurde ins Leben gerufen, um soziale und ökologische Schäden früherer FSC-zertifizierter Unternehmen aufzuarbeiten – insbesondere bei Regelverstößen, die zum Entzug der Zertifizierung geführt haben. Im Falle APRIL geht es um Vorfälle, die bereits vor dem Ausschluss des Konzerns im Jahr 2007 begannen. Der FSC sieht sieben Schritte vor, um vergangenes Unrecht aufzuarbeiten und gegebenenfalls eine Wiederzertifizierung zu ermöglichen. Derzeit befindet sich APRIL in Phase zwei: der Identifikation relevanter Anspruchsgruppen und einer Bestandsaufnahme sozialer und ökologischer Schäden.

Doch genau an diesem Punkt zeigt eine unabhängige Feldstudie gravierende Schwächen. Zwischen November 2024 und Anfang 2025 führten das internationale Forest Peoples Programme (FPP) gemeinsam mit den indonesischen Organisationen Bahtera Alam und Yayasan Masyarakat Kehutanan Lestari (YMKL) Besuche in neun betroffenen Gemeinden durch – in Nord-Sumatra, Riau und Ost-Kalimantan. Das Ergebnis: Viele der betroffenen Menschen wissen nichts von dem Prozess, der in ihrem Namen stattfindet.

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Zentrale Kritikpunkte der Untersuchung:

  • Mangelnde Transparenz: Informationsveranstaltungen fanden überwiegend in größeren Städten statt, nicht jedoch in den betroffenen Dörfern. Eine direkte Einbindung der Betroffenen blieb meist aus.

  • Ausschluss betroffener Gemeinden: Lediglich 15 Dorfgemeinschaften in Riau nehmen derzeit an einem Pilotprojekt teil. Hunderte weitere Gemeinden mit ähnlichen Problemen wurden bisher weder informiert noch einbezogen.

  • Kein „Free, Prior and Informed Consent“ (FPIC): In keinem der untersuchten Fälle lag eine freie, vorherige und informierte Zustimmung der betroffenen Menschen zu den Untersuchungen vor – obwohl dies eine zentrale FSC-Anforderung ist. Nur zwei der neun untersuchten Gemeinden hatten überhaupt je vom FSC oder APRIL gehört.

  • Keine Vor-Ort-Besuche unabhängiger Prüfer: Die betroffenen Gemeinden hatten bislang keinerlei Kontakt zu den unabhängigen Gutachtern. Besonders in Nord-Sumatra wurden bereits abgeschlossene Erhebungen gemeldet – ohne dass die betroffenen Dorfbewohner einbezogen worden wären. Eine zu starke Orientierung an Verwaltungsgrenzen („desa“) könnte laut Studie dazu führen, dass indigene Rechteinhaber übersehen werden.

Verletzungen der Landrechte und anhaltende Repression

Die Untersuchung dokumentiert darüber hinaus zahlreiche noch nicht aufgearbeitete Schäden: darunter Verletzungen von Landrechten, Einschränkungen traditioneller Lebensweisen, Zerstörung kultureller Stätten sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen. Einige Betroffene berichteten auch von Drohungen, Einschüchterung und Kriminalisierung.

Die beteiligten Organisationen fordern nun einen sofortigen Stopp des derzeitigen Verfahrens. Das FSC-Remedy Framework könne nur dann seine Glaubwürdigkeit behalten, wenn die betroffenen Gemeinschaften aktiv, transparent und auf Augenhöhe eingebunden würden.

Der FSC selbst betont, dass das Verfahren der Aufarbeitung schwerer Regelverstöße dient und Unternehmen zu wirksamen Wiedergutmachungen verpflichten soll. Kritiker bezweifeln jedoch zunehmend, ob dies unter den gegebenen Umständen gewährleistet ist.

Quelle: UD/fo
 

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