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Motivationen von Stricker:innen: Warum Nachhaltigkeit immer wichtiger wird

Während Nachhaltigkeit gesellschaftlich zunehmend als Maßstab gilt, dominieren im Freizeitverhalten oft noch klassische Konsummuster. Auch viele Stricker:innen befürworten umweltfreundliche Materialien, aber setzen sie im Alltag nur begrenzt um. Diese Lücke zwischen Anspruch und Realität erschwert es Anbieter:innen, konsequent nachhaltige Angebote zu etablieren.

30.09.2025

Um die Motivationen und Einstellungen von Stricker:innen genauer zu erfassen, haben Crazypatterns zusammen mit dem Marktforschungsinstitut SKOPOS im Frühjahr 2025 eine umfassende Umfrage unter deutschen DIY-Anwender:innen durchgeführt. Der Fokus lag auf Nutzungsverhalten, Konsumgewohnheiten und dem Stellenwert von Nachhaltigkeit beim Häkeln und Stricken. Die Ergebnisse geben Einblicke in eine kreative Zielgruppe, die zwar zunehmend umweltbewusst denkt, aber noch nicht konsequent handelt.

Was sagen aktuelle Umfragen über Stricker:innen-Motive?

Die wachsende Bedeutung des Themas lässt sich gut an den Trends bei Hobby-Stricker:innen ablesen: Laut der Umfrage stricken über die Hälfte der Befragten mindestens einmal pro Woche, viele sogar täglich.

Die Hauptmotive der Befragten sind klar erkennbar: Für 88 % steht Entspannung im Vordergrund, fast ebenso viele (rund 90 %) nennen Stressabbau als zentrales Motiv. Kreativität und der Wunsch, individuelle Unikate zu schaffen, spielen für 79 % ebenfalls eine wichtige Rolle. Nachhaltigkeit ist für etwa 40 % ein bedeutender Beweggrund, allerdings mit steigender Tendenz.

Motivation für Strick- und Häkel Aktivitäten (©crazypatterns.net)
Motivation für Strick- und Häkel Aktivitäten (©crazypatterns.net)


Diese Zahlen verdeutlichen, dass persönliche und emotionale Faktoren dominieren, während ökologische Aspekte zwar zunehmend Beachtung finden, aber noch nicht im Zentrum stehen.

Warum gewinnt Nachhaltigkeit innerhalb der Gemeinschaft der Stricker:innen an Bedeutung?

Gesellschaftlicher Druck und Bewusstsein

  • Klimawandel, Tierwohl, Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung zählen heute zu den meistdiskutierten Themen in Medien und Politik. Stricker:innen, wie andere Konsument:innen, nehmen diese Themen zunehmend wahr.
  • Nachhaltiger Konsum wird zum Wert: Es geht nicht nur darum, was man kauft, sondern wie es produziert wurde, wie langlebig es ist und welche Auswirkungen es hat.


DIY & Slow Fashion

  • DIY („Do It Yourself“) steht für Selbstmachen, oft auch in bewusster Abkehr von Massenproduktion. Selbst hergestellte Stücke werden geschätzt, weil sie einzigartig sind und Kommunikation von Beziehungswerten ausdrücken.
  • Slow Fashion ist ein Begriff aus der Modebranche. Er bezeichnet Mode, die bewusst, langlebig und möglichst ressourcenschonend hergestellt wird, im Gegensatz zur „Fast Fashion“, die auf schnelle Trends und Massenproduktion setzt. Stricken passt gut in diesen Rahmen.


Praktische Vorteile

  • Langlebigkeit und Qualität: Hochwertige Garne halten länger, sind pflegeleichter und machen seltener Ersatz nötig, was Ressourcen und Kosten spart.
  • Weniger Abfall durch kreativen Umgang: Viele Stricker:innen nutzen Wollreste, recycelte Garne oder tauschen Materialien, wodurch weniger Neues angeschafft und mehr Bestehendes verwendet wird.
  • Unterstützung der Kreislaufwirtschaft: Durch den bewussten Umgang mit Materialien tragen Stricker:innen dazu bei, dass nachhaltige Textilien länger im Nutzungskreislauf verbleiben und stellen einen aktiven Beitrag zu verantwortungsvollem Konsum dar.


Was bedeutet nachhaltiges Stricken konkret?

Nachhaltiges Stricken beginnt bei der Wahl umweltfreundlicher Garne, etwa aus Bio-Baumwolle, recycelten Fasern oder tierfreundlicher Wolle. Auch pflanzliche Alternativen wie Hanf oder Leinen werden beliebter. Wichtig sind zudem faire Herstellungsbedingungen, transparente Lieferketten und eine langlebige Qualität. Viele Stricker:innen achten auf Resteverwertung, tauschen Materialien oder setzen auf plastikfreies Zubehör.

Nachhaltigkeit zeigt sich dabei nicht nur im Produkt, sondern auch im bewussten Umgang mit Ressourcen, oft mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten.

Herausforderungen und Spannungsfelder

Während Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt, zeigen sich auch Hürden:

  • Kosten & Verfügbarkeit: Nachhaltige Garne sind oft teurer. Nicht alle Anbieter bieten transparente Informationen an. Manchmal ist regionale Produktion nicht möglich oder wenig bekannt.
  • Komplexität & Informationsstand: Viele Konsument:innen wissen nicht genau, was „bio“, „fair“ oder„recycelt“ konkret bedeutet, oder wie Zertifikate interpretiert werden sollten.
  • Qualitätsprobleme: Manche nachhaltige Materialien verhalten sich anders (z. B. verfilzen, färben aus, sind weniger elastisch), was Frustration verursachen kann.
  • Zeit & Aufwand: Nachhaltige Produkte suchen, Informationen einholen und Materialien vergleichen erfordert Zeit. DIY-Projekte mit Resteverwertung brauchen Planung und Kreativität.


Diese Spannungsfelder sind nicht trivial, sondern beeinflussen, wie stark der Nachhaltigkeitstrend bei verschiedenen Stricker:innen wirklich ausgeprägt ist.

Ausblick: Wohin entwickelt sich der Trend?

Der Trend zum nachhaltigen Stricken dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Wachsende Transparenz, neue Zertifizierungen und innovative Materialien wie recycelte Garne oder pflanzliche Fasern machen den Markt vielfältiger. Gleichzeitig fördert der Austausch in Strick-Communities ein stärkeres Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft, Resteverwertung und Upcycling. Auch politische Rahmenbedingungen und ein wachsendes Angebot auf dem Markt unterstützen diese Entwicklung. Nachhaltigkeit wird so zunehmend vom freiwilligen Zusatz zum selbstverständlichen Anspruch.

Fazit: Stricken als Ausdruck nachhaltiger Werte

Stricken ist für viele mehr als ein Hobby, es steht für Kreativität, Entschleunigung und Individualität. Nachhaltigkeit spielt dabei eine wachsende Rolle, auch wenn praktische Motive oft überwiegen. Wer bewusst strickt, achtet auf faire Materialien und schonenden Ressourceneinsatz. Doch höhere Preise und mangelnde Transparenz bleiben Hürden. Damit nachhaltiges Stricken zum Standard wird, braucht es bessere Orientierung und zugängliche Alternativen.

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Quelle: UD/cp
 

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