Fast Fashion: Quittung zahlen Kleidersammler
Der Konsum von Kleidung, Schuhen und Textilien in Europa hat einen neuen Rekord erreicht. Laut einer Stellungnahme der Europäischen Umweltagentur (EEA) kauften die Verbraucher:innen in der EU 2022 durchschnittlich 19 Kilogramm Textilien – ein Anstieg von zwei Kilogramm im Vergleich zu 2019. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima – und die Struktur der Kleiderspenden.
07.05.2025

Kleiderspende in Deutschland: Ein fester Bestandteil der Gesellschaft
In Deutschland ist die Kleiderspende fest in der Gesellschaft verankert. Gemeinnützige Organisationen sind maßgeblich für die Sammlung und Weiterverwertung von Altkleidern verantwortlich. Sie sammeln gespendete Kleidung, um diese entweder direkt vor Ort zu verkaufen oder an Dritte weiterzugeben und damit karitative Arbeit zu unterstützen. So fließen Erlöse aus den Spenden in soziale Projekte.
Rückgang der Qualität als Herausforderung der Kreislaufwirtschaft
Doch zunehmend stellt sich die Frage, welche Altkleider überhaupt noch wiederverwendet oder verkauft werden können. Die über 150 Organisationen im Netzwerk FairWertung berichten von einem kontinuierlichen Rückgang der Qualität gespendeter Kleidung. Ein Grund dafür ist, dass immer mehr Verbraucher:innen versuchen, ihre Kleidung über Plattformen selbst zu verkaufen. Während dies aus ökologischer Sicht eine positive Entwicklung ist, erschwert es die Kreislaufwirtschaft: Oftmals wird nur das gespendet, was selbst nicht (einfach) verkauft werden konnte, weil es keine Nachfrage gibt oder die Sachen nicht mehr tragbar sind. Gleichzeitig wächst der Markt für Ultra-Fast-Fashion, ein Geschäftsmodell mit kurzen Produktlebenszyklen und ständig wechselnden Trends. Hier wird Kleidung nicht für eine lange Lebensdauer produziert, was sich auch negativ auf Materialwahl und Verarbeitung auswirkt. Kleidungsstücke aus der Ultra-Fast-Fashion landen häufig in den Sammlungen gemeinnütziger Organisationen – getragen, aber kaum genutzt.
Finanzielle Folgen von Fast Fashion für gemeinnützige Organisationen
Ein zentraler Grund für den Kauf von Secondhand-Kleidung ist der Preis. Doch wie viel würde man für ein gebrauchtes Kleidungsstück zahlen, das als Neuware bereits unter zehn Euro kostet? Der Wiederverkaufswert solcher Artikel ist nahezu null. Organisationen, die Fast-Fashion-Kleidung erhalten, müssen diese oft mühsam sortieren, transportieren und im schlimmsten Fall entsorgen. Das führt zu finanziellen Belastungen für Organisationen, die eigentlich mit den Erlösen ihrer Spenden karitative Projekte finanzieren möchten.
Qualität der Spenden – eine wachsende Herausforderung
Die zunehmende Dominanz von Fast-Fashion-Produkten und der stetige Anstieg des Textilkonsums stellen die gemeinnützigen Sammler:innen vor erhebliche Herausforderungen. Die Qualität der gespendeten Kleidungsstücke sinkt, was den Aufwand für die Sortierung und Entsorgung deutlich erhöht und die finanziellen Mittel der Organisationen strapaziert. Es wird immer schwieriger, die Spenden sinnvoll zu verwerten und den sozialen Zweck zu erfüllen.
Fazit: Handlungsbedarf für eine nachhaltige Zukunft
Die Entwicklungen in der Textilbranche und die damit verbundenen Herausforderungen für die Kleiderspenden erfordern ein Umdenken. Die aktuellen Verbrauchszahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf. Politische Entscheidungsträger:innen, die Textilindustrie und die Verbraucher:innen müssen ihre Verantwortung erkennen, um Europa vom Trend der Fast Fashion abzubringen. Es gilt, langlebigere Textilien zu produzieren, die für eine lange Lebensdauer gemacht sind und sich wiederverwenden, reparieren oder recyceln lassen. Nur durch ein gemeinsames Engagement von allen beteiligten Akteuren kann ein nachhaltiger Wandel erreicht werden, der sowohl der Umwelt als auch den sozialen Projekten zugutekommt.