Brotverschwendung sichtbar gemacht: Eine Anbaufläche so groß wie Berlin
In Deutschland werden jedes Jahr rund 680.000 Tonnen Brotgetreide verschwendet – eine Menge, die auf 94.000 Hektar angebaut wird, so groß wie Berlin. Die Initiative „Zu gut für die Tonne!“ zeigt mit einfachen Tipps, wie jede:r dazu beitragen kann, weniger Brot zu verschwenden – von der richtigen Lagerung über das Einfrieren bis hin zur kreativen Resteverwertung.
10.10.2025
Für ein Kilogramm Brot werden zum Beispiel rund 670 Gramm Mehl benötigt, das aus etwa 840 Gramm Brotgetreide (Weichweizen, Roggen, Dinkel) gewonnen wird. Jede Person in Deutschland wirft demnach zuhause jedes Jahr etwa 8,1 Kilogramm Getreide in Form von Brot und Backwaren in den Müll – bei 83,5 Millionen Menschen sind dies rund 680.000 Tonnen Brotgetreide. Ein Hektar Ackerfläche liefert im Schnitt rund 7,2 Tonnen Brotgetreide. Das bedeutet, dass jährlich etwa 94.000 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet werden, um die Menge an Brotgetreide zu erzeugen, die letztlich als Brot und Backwaren im Müll landet. Dies entspricht in etwa der Fläche des Bundeslandes Berlin.
Damit diese Menge weniger wird, hat die Initiative Zu gut für die Tonne!, welche die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) betreut, praktische Tipps zusammengestellt – von der richtigen Lagerung von Brot bis zur Verwertung alt gewordener.
Tipp 1: Bereits beim Einkauf Verderb vorbeugen
Je größer der Anteil an Roggen, Vollkorn, Schrot oder Sauerteig, desto länger ist das Brot in der Regel haltbar. Am schnellsten altbacken werden Brotsorten mit hohem Weizenmehlanteil oder Hefeteig. Als kleiner Haushalt, der Lebensmittel nicht schnell aufbraucht, können Sie deshalb länger haltbare Brotsorten wählen oder halbe Brote einkaufen, um Verderb vorzubeugen. Kaufen Sie größere Mengen ein, so lagern Sie diese am besten ungeschnitten. Denn ganze Brotlaibe sind länger haltbar als bereits geschnittenes Brot.
Schon gewusst? Allein an der Farbe oder an ganzen sichtbaren Körnern können Sie nicht immer zweifelsfrei erkennen, ob es sich um Vollkornbrot handelt. Reine Farbstoffe dürfen zwar nicht bei der Brotherstellung eingesetzt werden – viele Zutaten wie Zuckerrübensirup oder Malzextrakt verändern jedoch nicht nur den Geschmack, sondern können auch zu einer dunkleren Färbung des Brotes führen. Ist das Brot nicht eindeutig deklariert, ist es deshalb ratsam, direkt beim Verkaufspersonal nachzufragen.
Tipp 2: Knuspriges Brot richtig lagern
An besonders heißen und feuchten Sommertagen ist es empfehlenswert, das Brot im Kühlschrank aufzubewahren, um Schimmelbildung vorzubeugen. Ansonsten sollten Sie Brot nicht im Kühlschrank lagern, da es dort schneller austrocknet und an Geschmack verliert. Besonders roggenhaltiges Brot wird im Kühlschrank schnell altbacken.
Am besten lagern Sie Brot bei Zimmertemperatur in einer Papiertüte oder im Brotkasten: Brotkästen, -töpfe oder -boxen sind aus Edelstahl, emailliertem Stahl sowie als Steingut- oder Keramiktöpfe erhältlich. Genau wie Papiertüten haben sie die Eigenschaft, dass das Brot zwar geschützt ist, aber nicht luftdicht gelagert wird. So kann es „atmen“ und bleibt länger frisch. Schimmelbildung im Brotkasten verhindern Sie, indem Sie ihn wöchentlich mit Essigwasser säubern. Ein Frischetipp: Stellen Sie angeschnittenes Brot mit der Schnittfläche nach unten, damit es langsamer austrocknet.
Tipp 3: Einfrieren statt wegwerfen
Brot lässt sich sehr gut für einen späteren Zeitpunkt einfrieren. Dies ist insbesondere für kleinere Haushalte der einfachste Weg, Brot vor Schimmel zu bewahren. Geben Sie das Brot dafür in einen gut verschlossenen Tiefkühlbeutel. Bei minus 18 Grad Celsius ist Brot im Tiefkühlfach ein bis drei Monate haltbar.
Idealerweise frieren Sie einzelne Scheiben ein, so können Sie jederzeit bedarfsgerechte Mengen auftauen. Alternativ können Sie aber auch den ganzen Brotlaib oder ganze Teilstücke einfrieren. Zum Auftauen bei Zimmertemperatur benötigt Brot etwa fünf Stunden. Einzelne Scheiben können Sie auch einfach direkt in den Toaster geben.
Tipp 4: Altbacken heißt nicht ungenießbar
Altbacken, aber nicht schimmlig? Solche Brotreste sind ein echter Alleskönner! Angetrocknetes Brot wird durch Anfeuchten der Kruste und anschließendes Aufbacken wieder fast so lecker wie am ersten Tag. Alternativ können Sie beim Aufbacken auch ein Schälchen Wasser auf den Boden des Backofens stellen. Ein schnelles Hilfsmittel ist der Toaster: Auch bereits angetrocknete Brotscheiben schmecken getoastet wieder sehr gut.
Ein Spartipp für alle Lebensmittelretterinnen und Lebensmittelretter: Weil im Verkauf abends oft Backwaren übrig bleiben, haben sich besonders bei Bäckereien mit mehreren Filialen in den vergangenen Jahren sogenannte Vortagsläden etabliert. Dort wird Brot vom Vortag zu einem günstigeren Preis verkauft.
Wichtig: Schimmliges Brot sollten Sie immer entsorgen! Denn auch wenn nur einzelne Schimmelstellen oder -punkte erkennbar sind, ist davon auszugehen, dass bereits das ganze Lebensmittel vom Schimmelpilz besiedelt ist. Der Schimmel zeigt sich häufig zunächst in Form von kleinen weißen Pünktchen und wird dann großflächiger sowie meistens blau-grünlich.
Tipp 5: Aus altem Brot Neues zaubern
Mit dunklem Brot können Sie Herzhaftem wie Suppen oder Aufläufen Würze verleihen. Helles Brot passt in seiner Milde hingegen besonders gut in Kombination mit zarten Aromen oder Süßem. Praktische Resterezepte wie Porra, eine kalte Brotsuppe, finden Sie in der Zu gut für die Tonne!-App.