Bessere Luft in Nordamerika und Europa
Die Luftqualität in Nordamerika und Europa hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verbessert, u.a. dank des Genfer Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung und der EU-Luftreinhaltepolitik. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Europa liegt heute um ein Jahr höher und Hunderttausende von vorzeitigen Todesfällen jedes Jahr konnten vermieden werden. Auch die Versauerung der Böden konnte vielerorts gestoppt werden und Fischbestände konnten sich erholen.
03.06.2016
Trotz dieser Erfolge ist Luftverschmutzung immer noch die häufigste umweltbedingte Ursache für vorzeitigen Tod in Europa – insbesondere wegen der hohen Konzentration von Feinstaub und bodennahem Ozon – und die Vielfalt der Ökosysteme wird durch Stickstoffdepositionen bedroht. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des Berichtes Towards Cleaner Air, der im Rahmen der UNECE Air Convention entwickelt und jetzt in Brüssel veröffentlicht wurde.
"Geschlossener Einsatz und internationale Zusammenarbeit sind erforderlich, um die Luftqualität weiter zu verbessern und negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Wirtschaft einzugrenzen", sagte Anna Engleryd, Vorsitzende des Exekutivorgans der UNECE Air Convention. "Maßnahmen sind insbesondere erforderlich, um die Ammoniak-Emissionen zu verringern, welche vorwiegend im Zuge der landwirtschaftlichen Produktion entstehen. Emissionsminderungsmaßnahmen müssen sowohl die Reduzierung der Viehdichte in und um sensible Naturgebiete als auch die Förderung einer fleischarmen Ernährung umfassen."
"Dieser Bericht zeigt, dass Lösungen zur Hand sind und sich der Einsatz auszahlt. Die Umsetzung der Protokolle im Rahmen der Air Convention könnte nicht nur die Luftverschmutzung erheblich reduzieren, sondern auch international gleiche Wettbewerbsbedingungen für verschiedene Industrien schaffen und so verhindern, dass Länder zu Lasten der Umwelt und der menschlichen Gesundheit miteinander im Wettbewerb konkurrieren", sagte UNECE-Exekutivsekretär Christian Friis Bach. "Ich rufe alle Regierungen auf, im Rahmen der Umweltministerkonferenz (Eighth Environment for Europe Ministerial Conference) in Georgien, geeignete Maßnahmen zu ergreifen".
Die Veröffentlichung des Berichts kommt nur wenige Wochen vor der finalen EU-Verhandlungsrunde zur Überprüfung der Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen (NEC), deren primäres Ziel strengere Verpflichtungen zur Emissionsreduzierung in der EU ist.
Deutliche Reduktion der Emissionen und Konzentrationen
Die gemeinsamen Anstrengungen von Ländern im Rahmen der UNECE Air Convention und in der EU haben zu bedeutenden Erfolgen geführt:
- Es konnte ein starker Rückgang der wichtigsten Schadstoffemissionen verzeichnet werden (siehe Abbildung 1).
- Feinstaub-Konzentrationen an europäischen Messstellen sanken um rund ein Drittel zwischen 2000 und 2012. Die nationale jährliche Durchschnittskonzentration von PM2.5 sank in den Vereinigten Staaten von Amerika um 33 Prozent zwischen 2000 und 2012 und um 4 Prozent in Kanada.
- Die Anzahl der Tage, an welchen die Ozonkonzentration das durch die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation festgelegte Niveau übersteigt, ist heute etwa 20 Prozent niedriger als noch im Jahr 1990.
- Ohne politische Maßnahmen läge die Versauerung der Wälder und Seen heute 30-mal höher. Stattdessen wurde die von Versauerung betroffene Fläche um mehr als 90 Prozent reduziert.
Die Entkoppelung von Wachstum und Luftverschmutzung
Wirtschaftswachstum und Luftverschmutzung sind zunehmend entkoppelt worden. In Westeuropa waren Umweltmaßnahmen für rund ein Drittel diese Entkopplung verantwortlich, aber auch die Energiepolitik, welche einen Übergang zu saubereren Kraftstoffen und gesteigerter Energieeffizienz bedeutete, spielte eine wichtige Rolle.
Wären die Emissionen dem BIP-Wachstum entsprechend angestiegen, läge das heutige durchschnittliche PM2.5 Niveau in Höhe der aktuellen europäischen 'Hot Spots' mit dreimal mehr gesundheitlichen Auswirkungen und hunderttausenden, zusätzlichen vorzeitigen Todesfällen jedes Jahr.
Bemühungen zahlen sich aus makroökonomischer Sicht aus
Die aufgrund gesundheitlicher Schädigung durch Luftverschmutzung entstehenden Kosten (Ernteeinbußen und Schäden an Gebäuden nicht miteingerechnet) betragen in Europa etwa 1.1 Billionen Euro pro Jahr und über US $1 Billion in den Vereinigten Staaten. Für die Hälfte der UNECE Mitgliedsstaaten stellen die gesamten Gesundheitsausgaben infolge von Luftverschmutzung mehr als zehn Prozent des BIPs dar. Der Bericht stellt fest, dass die Kosten, für die Reduzierung von Luftschadstoffen deutlich niedriger sind als die durch Luftverschmutzung entstehenden Gesundheitskosten, sodass Reduktionsmaßnahmen eine solide Investition darstellen.
Weitere auf einander abgestimmte Maßnahmen sind erforderlich
Da grenzüberschreitende Quellen häufig den größten Beitrag zur Luftverschmutzung in Städten ausmachen, werden lokale und nationale Maßnahmen allein nicht ausreichen, um dieses Problem zu bewältigen. Sowohl zwischen den Ländern der nördlichen Hemisphäre als auch mit Asien bedarf es einer breiteren, internationalen Zusammenarbeit, um Luftschadstoffe zu reduzieren.
In den kommenden Jahrzehnten ist eine fortschreitende Verbesserung der Luftqualität durch die Klima- und Energiepolitik zu erwarten. Allerdings besteht die Gefahr, dass solche Richtlinien, welche die heimische Holzverbrennung, Dieselfahrzeuge oder die Verwendung von Biokraftstoffen und Biogasanlagen fördern, die Luftverschmutzung weiterhin verstärken, sofern diese nicht mit zusätzlichen technischen Maßnahmen einhergehen.
Eine ganzheitliche Herangehensweise, welche Luftreinhaltungsmaßnahmen mit Klima- und sektoraler Politik in den Bereichen Verkehr, Energie, Landwirtschaft und Biodiversität kombiniert, wäre daher erforderlich, um solche Probleme zu vermeiden.