Umweltverbände warnen vor Aufweichung der EU-Naturschutzregeln
Naturschutzorganisationen kritisieren scharf die jüngsten Vorstöße aus der Agrarpolitik, die EU-Wiederherstellungsverordnung abzuschwächen. Angesichts alarmierender Befunde zum Zustand der europäischen Natur fordern sie eine entschlossene Umsetzung statt politischer Blockade.
08.07.2025
Nach jahrelangen Verhandlungen trat im Sommer 2024 die EU-Wiederherstellungsverordnung in Kraft. Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, geschädigte Lebensräume in großem Umfang wiederherzustellen – mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresflächen bis 2030. Das Ziel: die biologische Vielfalt erhalten, dem Klimawandel entgegenwirken und lebenswichtige Ökosystemleistungen sichern – etwa sauberes Wasser, fruchtbare Böden oder Schutz vor Hochwasser.
Doch unionsgeführte Agrarminister wollen den Kurs ändern. In Schreiben an die EU-Kommission und den Bundeslandwirtschaftsminister stellen sie die Verordnung infrage – mit Verweis auf vermeintlich zu hohe Bürokratiebelastung. Für Umweltverbände wie den Deutschen Naturschutzring (DNR), BUND, NABU, WWF, DUH und Greenpeace ist das ein gefährliches Signal.
„Wer jetzt versucht, die Verordnung zu untergraben, gefährdet unsere natürlichen Lebensgrundlagen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Der jüngste Bericht der EU-Umweltagentur belegt: Rund 80 Prozent der geschützten Lebensräume in Europa sind in schlechtem Zustand. Eine Trendumkehr sei nur mit klaren, verbindlichen Vorgaben möglich.
Die Verbände fordern, anstatt auf politisches Bremsen zu setzen, schnell nationale Wiederherstellungspläne zu erarbeiten, Finanzierungsfragen zu klären und konkrete Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Renaturierung bringe auch wirtschaftliche Vorteile – jeder investierte Euro zahle sich mehrfach aus, etwa durch stabile Ernten, sauberes Trinkwasser oder geringere Kosten bei Extremwetter.
Statt Scheindebatten über Bürokratie brauche es jetzt entschlossenen Umsetzungswillen. Nur so könne Europa seine Biodiversitätsziele erreichen – und die Grundlagen für eine krisenfeste, zukunftsfähige Gesellschaft sichern.