Umwelt

Norwegen stoppt umstrittenen Tiefseebergbau in der Arktis – vorerst

Nach massivem Druck von Umweltschützern und Wissenschaftlern hat Norwegen seine Pläne für den kommerziellen Tiefseebergbau in arktischen Gewässern auf Eis gelegt. Die Sozialistisch Linke Partei erzwang den Stopp als Bedingung für ihre Zustimmung zum Staatshaushalt.

16.12.2025

Norwegen stoppt umstrittenen Tiefseebergbau in der Arktis – vorerst

Norwegens Regierung hatte im Januar 2024 als weltweit erste Nation den kommerziellen Tiefseebergbau genehmigt und eine Fläche von über 280.000 Quadratkilometern in der Arktis für die Exploration freigegeben – ein Gebiet größer als Italien. Bereits im Juni wurden 386 Lizenzgebiete für potenzielle Bergbauaktivitäten vorgeschlagen. Doch der Widerstand gegen das Projekt wuchs kontinuierlich.

Die Sozialistisch Linke Partei, die lediglich knapp 8 Prozent der Parlamentssitze hält, nutzte ihre politische Position geschickt aus. Parteichefin Kirsti Bergstø machte klar: Ohne den Stopp der Lizenzvergabe würde ihre Partei den Regierungshaushalt blockieren. „Dies stoppt die Pläne für den Tiefseebergbau bis zum Ende der Legislaturperiode“, erklärte Bergstø nach der Einigung am Wochenende.

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Der World Wide Fund for Nature (WWF) feiert den Erfolg als historischen Sieg für den Meeresschutz. WWF-Norwegen-Chefin Karoline Andaur betonte, die Entscheidung gebe dem Land die Chance, seinen internationalen Ruf als verantwortungsvoller Ozean-Akteur zu retten. Auch Greenpeace sprach von einem „riesigen Erfolg“ nach monatelanger Kampagnenarbeit von Aktivisten, Wissenschaftlern und Fischern.

Die Kritik am geplanten Tiefseebergbau kam aus vielen Richtungen. Über 900 Meereswissenschaftler forderten in einem offenen Brief einen globalen Stopp der Praxis. Sie argumentierten, dass die Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus kaum erforscht seien und unwiederbringliche Schäden an fragilen Ökosystemen drohten. Das norwegische Umweltamt befand, dass die vorgelegte Umweltverträglichkeitsprüfung keine ausreichende wissenschaftliche Basis für die Entscheidung liefere.

Auch die norwegische Fischereivereinigung warnte vor den Folgen für marine Ökosysteme und Fischbestände. Verbandschef Kåre Heggebø begrüßte den Stopp: „Wir halten es für vollkommen angemessen, beim Tiefseebergbau hart auf die Bremse zu treten.“ International schlossen sich 32 Länder, darunter Frankreich, Deutschland und Kanada, dem Aufruf nach einem Moratorium an. Über 100 Abgeordnete des Europäischen Parlaments hatten Norwegen in einem Brief aufgefordert, von den Plänen Abstand zu nehmen.

Die norwegische Regierung argumentierte, dass auf dem Kontinentalschelf erhebliche Vorkommen an Mineralien wie Kupfer, Kobalt und seltenen Erden lagerten, die für die Energiewende benötigt würden. Premierminister Jonas Gahr Støre bezeichnete die Entscheidung lediglich als „Aufschub“ und kündigte an, dass vorbereitende Arbeiten weiterlaufen würden. Die Regierung erhöhte sogar die Mittel für die Kartierung von Mineralvorkommen von umgerechnet 2,9 Millionen auf 14,3 Millionen US-Dollar für 2025.

Umweltschützer warnen, dass der Kampf noch nicht gewonnen ist. Steve Trent von der Environmental Justice Foundation mahnte: „Dieser Sieg darf nicht als Ende des Kampfes gesehen werden, da die Lizenzvergabe in Norwegen nur bis 2026 blockiert ist.“ 

Quelle: UD/pm
 

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