Umwelt

Meeresschutz-Expertin kritisiert Entwurf für Plastikabkommen scharf

Nach sechs Verhandlungsrunden in drei Jahren steht das geplante weltweite Plastikabkommen an einem seidenen Faden. Einen Tag vor Abschluss von INC5.2 in Genf nimmt Fabienne McLellan, Geschäftsführerin von OceanCare, Stellung zum vorgelegten Kompromissvorschlag.

14.08.2025

Meeresschutz-Expertin kritisiert Entwurf für Plastikabkommen scharf

„Dieser Text ist in der vorliegenden Form völlig inakzeptabel für alle, die sich für Meer, Mensch und Planet einsetzen. Der Vorsitzende hat versucht, allen gerecht zu werden – vor allem den wenig ambitionierten Staaten, die diesen Vertrag von Beginn an nicht wollten. Dabei wurden sämtliche wirksamen Regelungen geopfert. Am Ende soll alles beim Alten bleiben. Was bei INC-4, INC-5.1. und in den vergangenen neun Tagen erreicht wurde, ist dahin.“

„Sämtliche Kernbestimmungen fehlen oder wurden derart abgeschwächt, dass sie wirkungslos sind – Produktionsbegrenzungen, Verbote von schädlichen Chemikalien Abstimmungsregeln, eine Stärkung von Mehrwegsystemen und das Angehen von unterschiedlichen Verschmutzungsquellen. Geisternetze zum Beispiel – sie machen fast die Hälfte des pazifischen Müllstrudels aus und töten jahrzehntelang Meerestiere – kommen im Text nicht mehr vor, obwohl hier in den letzten Tagen Fortschritte gemacht wurden. Auch der eigenständige Artikel zur nachhaltigen Produktion (Artikel 6) ist komplett gestrichen worden. Das ist ein Affront gegenüber allen ambitionierten Ländern, die öffentlich Produktionsreduktionen gefordert haben.“

„Überall in diesem Text erkennt man die Handschrift der Länder mit petrochemischer Industrie. Sie haben erfolgreich alle Produktionsbeschränkungen ausgehöhlt und jeden sinnvollen Kompromiss zunichte gemacht. Jetzt müssen die über 120 fortschrittlichen Länder zusammenstehen und in den kommenden Stunden gemeinsam für ein wirkungsvolles Abkommen einstehen, das tatsächlich etwas verändert.“

„Progressive Staaten dürfen diesen Text nicht akzeptieren. Sie können keinen Vertrag unterschreiben, der verbindliche Maßnahmen an der Quelle komplett ausblendet und die tödlichste Gefahr für die Meere ignoriert: Geisternetze. Regelungen zu Plastik-Fischereigerät und bindende Produktionsobergrenzen wie auch ein Reporting zur Plastikproduktion müssen wieder aufgenommen werden, ebenso wie ökosystemschonende Sanierungsmaßnahmen. Die EU, die Schweiz und andere Mitglieder der High-Ambition-Coalition müssen mehr fordern.“

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„Die Ozeane brauchen heute verbindlichen Schutz. Stattdessen bekommen sie bestenfalls leere Versprechungen – vielleicht wird irgendwann etwas getan, falls sich genügend Länder dazu durchringen. Die nächsten Stunden entscheiden: Bekommt die Welt wirksamen Meeresschutz oder gehen alle mit leeren Händen nach Hause, während die Ozeane im Plastikmüll ersticken?“

Fabienne McLellan ist vor Ort in Genf und steht für Interviews zur Verfügung. Seit 2018 vertritt sie OceanCare bei diesen Verhandlungen, erstellt wissenschaftliche Grundlagen und setzt sich für Maßnahmen ein, die die Plastikflut an der Wurzel angehen und für umfassenden Meeresschutz.


Hintergrund

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Quelle: u/pm
 

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