Umwelt

Luftverkehr verfehlt Klimaziele deutlich – Premiumflüge als Hauptemittenten im Fokus

Der neue atmosfair Airline-Index zeigt: Der globale Passagierluftverkehr entfernt sich weiter von den Pariser Klimazielen. Trotz modernerer Jets und höherer Auslastung stagnieren Effizienzgewinne, während die CO2-Emissionen fast wieder auf Vor-Corona-Niveau liegen. Besonders Business- und First-Class tragen überproportional zur Klimabelastung bei – nun steht eine internationale Luxusabgabe zur Debatte.

04.12.2025

Luftverkehr verfehlt Klimaziele deutlich – Premiumflüge als Hauptemittenten im Fokus

Der weltweite Passagierluftverkehr verfehlt weiterhin deutlich den Kurs auf die Pariser Klimaziele. Trotz höherer Auslastung werden die international vereinbarten Effizienzziele nicht erreicht, und die CO2-Emissionen liegen fast wieder auf dem Niveau von vor Corona. Das zeigt der aktuelle atmosfair Airline-Index (AAI), den die deutsche Klimaschutzorganisation zur Klimakonferenz von Belém vorgelegt hat.

So konnten die Fluggesellschaften 2024 im Vergleich zum Vor-Pandemiejahr 2019 ihre CO2-Effizienz zwar um rund 7.5 Prozent verbessern. Dies entspricht aber nur einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 1,5 Prozent und liegt damit deutlich unter der im Rahmen der internationalen zivilen Luftfahrtorganisation ICAO vereinbarten jährlichen CO2-Effizienzsteigerung von 2 Prozent. Dass die CO2-Emissionen sinken, ist dagegen weder bei der ICAO noch real in Aussicht.

Anzeige

„Eine Trendwende im Klimaschutz ist beim Luftverkehr auch nach Jahrzehnten von Beteuerungen der Branche nicht abzusehen. Es ist deshalb richtig, dass jetzt in Belém auf Initiative von Staaten wie Frankreich, Kenia und Spanien eine Abgabe auf Business und First Class Flüge diskutiert wird“, sagt atmosfair Geschäftsführer Dr. Dietrich Brockhagen. „Die Politik muss da einhaken, wo die Luftfahrtindustrie nicht liefert.“

Modernisierung der Flugzeugflotten stockt weiter

Die Flottenmodernisierung und die Optimierung der Flugzeugtypen kommen weiterhin kaum voran. Der AAI zeigt, dass neue Flugzeuge wie die Boeing 737 MAX-8, die Boeing 787 oder der Airbus A350 selbst auf der verbrauchsintensiven Langstrecke Werte von weniger als 3,5 Liter Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer erzielen können. Diese neuen Flugzeuge setzen aktuell die Messlatte für erreichbare CO2-Effizienz.

Da bei keiner Fluggesellschaft solche neuen Flugzeuge die Flotte dominieren und die maximale Auslastung nicht erreicht wird, erreicht keine Fluggesellschaft die besten AAI-Effizienzklassen A oder B. Von den größeren Airlines weltweit erreicht alleine Sky Airline aus Chile die Effizienzklasse C.

Premiumklassen für einen Großteil der Emissionen verantwortlich, Luxusabgabe vorgeschlagen Neben dem Flugzeugtyp beeinflussen Bestuhlung und Auslastung die Klimaeffizienz. Bei der Bestuhlung schlägt insbesondere der Anteil an Business und First Class zu Buche. Der pro Kopf CO2-Ausstoß liegt hier beim zwei- bis fünffachen der Economy Class. Auf das Premiumsegment entfallen global über 20 Prozent der CO2-Emissionen des globalen Passagierluftverkehrs.

„Business und First Class Passagiere sind weit überproportional für die Klimaeffekte des Flugverkehrs verantwortlich. Eine Abgabe auf diese Flugklassen wäre sozialverträglich, von den Passagieren bezahlbar und entspricht dem Verursacherprinzip. Wer so viel CO2 verursacht, sollte auch zuerst für die anderen zur Kasse gebeten werden, insbesondere für die überwiegende Mehrheit der Menschheit im globalen Süden, die gar nicht fliegt“, so Brockhagen. Die Einnahmen könnten für dringend nötigen Klimaschutz weltweit genutzt werden, auch für die notwendigen technischen Entwicklungen im Flugverkehr.

Deutsche Airlines im unteren Mittelfeld

Insgesamt liegen die deutschen Airlines und ihre Töchter im Mittelfeld. Unter den deutschen Gesellschaften schneidet TUIfly mit 76 von 100 möglichen CO2-Effizienzpunkten am besten ab. Die Lufthansa erreicht 60 Effizienzpunkte. Die Töchter der Lufthansa Group (Brussels, Discover, Austrian, Edelweiss) 60 bis 70 Effizienzpunkte, Swiss erreicht gar nur 54 Punkte, vor allem aufgrund des hohen Anteils von Business Class (19 Prozent gegenüber 9 Prozent weltweit) und First Class (3 Prozent gegenüber 0.5 Prozent weltweit).

Bei den größeren Linienfluggesellschaften im europäischen Luftverkehr (mehr als 100 Verbindungen in, von oder nach Europa) schneiden mit 75 bis 80 Effizienzpunkten Air Corsica (Frankreich), SmartWings (Tschechien) sowie Air Europa und Iberia (beide Spanien) am besten ab. 70 bis 75 Effizienzpunkte erreichen Aegean Airlines (Griechenland), KLM (Niederlande) und Air Baltic (Lettland).

Auf dem nordamerikanischen Markt schneiden unter den großen Linienfluggesellschaften Air Canada (72 Punkte), Alaska Airlines (70 Punkte) und United (66 Punkte) am besten ab. American Airlines liegen bei 64 Punkten, Delta bei knapp 60 Punkten.

Billigflieger werden im AAI in einer eigenen Klasse gewertet. Auf der einen Seite schneiden diese Airlines bei Auslastung und Bestuhlung häufig besser ab als traditionelle Linienfluggesellschaften, gleichzeitig profitieren sie aber oft von Subventionen und setzen diese dann über künstlich niedrige Ticketpreise in Flugkilometer und damit CO2-Emissionen um, die sonst nicht entstanden wären. Unter den Billigfliegern erreichen die beste Wertung Wizz (UK/Malta), SpiceJet (Indien) sowie Scoot (Singapur). Insgesamt schneiden asiatische Billigflieger besser ab als die europäischen.

Quelle: UD/pm
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche