Umwelt

Im roten Bereich

Wie stark der Klimawandel die Schneedecke beeinflusst, zeigt das neue SPASS-Modell des SLF erstmals flächendeckend und höhenabhängig: In manchen Alpenlagen nahm die Schneehöhe seit 1962 um bis zu acht Zentimeter pro Jahrzehnt ab. Prozentual am stärksten betroffen ist das Mittelland mit Verlusten von bis zu 20 Prozent pro Dekade – ein klar sichtbares Zeichen der Erderwärmung.

06.11.2025

Im roten Bereich

Minus acht Zentimeter pro Jahrzehnt: In manchen Höhenlagen der Schweizer Alpen ist die durchschnittliche Schneehöhe zwischen November und April in den vergangenen Jahrzehnten deutlich kleiner geworden. Das belegen neue Resultate aus dem Projekt SPASS (SPatial Snow climatology for Switzerland), bei dem Forschende des SLF an Hand eines Modells die zeitliche und räumliche Entwicklung der Schneedecke in der Schweiz seit 1962 simuliert haben. „Es ist das erste Mal, dass wir Trends flächig und für verschiedene Höhenstufen zeigen können“, sagt Christoph Marty, Klimatologe am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos. Die Berechnungen in Kooperation mit MeteoSchweiz basieren auf Modelresultaten der vergangenen sechs Jahrzehnte. „Wir sehen hier ganz klar die Folgen des Klimawandels“, erklärt Marty.

Anzeige

In absoluten Zahlen steht das Mittelland vergleichsweise gut da. Hier ist die mittlere Schneehöhe weniger als einen Zentimeter pro Jahrzehnt dünner geworden. Marty überrascht das nicht: „Dort liegt ohnehin nur sehr wenig Schnee, es kann also nicht mehrere Zentimeter zurückgehen. In den Bergen hingegen, wo die Schneehöhe am grössten ist, gingen am meisten Zentimeter verloren.“

Minus im zweistelligen Bereich

Anders sieht es bei einem relativen Ansatz aus. „Prozentual gesehen, hat das Mittelland am meisten verloren“, erläutert Marty. Die Abnahme beträgt dort vielfach zwischen 10 und 20 Prozent pro Jahrzehnt. Zum Vergleich: Auf 2.000 Metern über dem Meeresspiegel beträgt der Rückgang circa vier Prozent pro Dekade. „Noch weiter oben ist die Abnahme der Winterschneedecke noch kleiner und teilweise nicht signifikant“, sagt Marty.

Für das Modell wurde die Schweiz in ein Raster aus Quadraten mit einer Kantenlänge von jeweils einem Kilometer eingeteilt. Hinzu kamen Höhenbänder von jeweils 500 Höhenmetern, beginnend auf 250 Metern über dem Meeresspiegel. „Darunter liegen nur wenige, kleine Regionen der Schweiz“, sagt Marty. Bergregionen oberhalb von 3.000 Metern hat er ausgeklammert, da für diese zu wenige langjährige Vergleichsmessungen vorliegen.

SPASS für Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit

Um die Resultate zu verbessern, haben Marty und sein Team Messdaten von 350 Stationen aus den vergangenen 25 Jahren berücksichtigt. „Dadurch konnten wir die SPASS-Simulation möglichst gut an die Realität anpassen“, beschreibt er die Vorgehensweise. Am besten gelang dies in Höhelagen oberhalb von 800 Metern über dem Meeresspiegel. So liefert SPASS für jeden Kilometer und die jeweils zugehörige Höhestufe detaillierte Ergebnisse.

Die Ergebnisse fliessen in verschiedene Bereiche der Forschung und des öffentlichen Lebens ein, so zum Beispiel in ein Projekt mit Schweiz Tourismus und Seilbahnen Schweiz. Das SPASS-Modell wird durch den operationellen Schneehydrologischen Dienst (OSHD) am SLF betrieben, der ebenfalls zu dessen Entwicklung beigetragen hat. Klimatologische Analysen erscheinen regelmässig im Avablog und im jährlichen Winterbericht des SLF sowie im Hydrologischen Jahrbuch des BAFU. Mittelfristig sollen aktuelle Ergebnisse von SPASS auch in die White-Risk-App des SLF einfliessen, um Wintersportlerinnen und Wintersportlern die Informationen ebenfalls zugänglich zu machen. Darüber hinaus plant MeteoSchweiz, klimatologische Schneeinformationen aus SPASS öffentlich zu machen.

Quelle: UD/fo
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche