Umwelt

Der Globale Süden vor COP30: Anspruch auf die Klimaführungsrolle

Die geopolitischen Gewichte verschieben sich: Während die USA unter Trump nationale Interessen über globale Verpflichtungen stellen und Europa an Geschlossenheit und Mut verliert, öffnet sich ein Raum für den Globalen Süden. Länder wie Brasilien, Indien, Südafrika und China könnten die Lücke füllen – mit einer Agenda, die Klimaschutz und Entwicklung verbindet. COP30 in Belém wird zur Bewährungsprobe für eine gerechtere und inklusivere Energiewende.

02.09.2025

Der Globale Süden vor COP30: Anspruch auf die Klimaführungsrolle

Noch vor wenigen Jahren schien die Klimapolitik vom Westen geprägt. Präsidenten wie Obama oder Biden setzten rhetorische Akzente, Europa galt als Vorkämpfer der Energiewende. Doch das Bild ist zerbrochen. Die USA treten mit der zweiten Trump-Regierung aggressiver und zugleich isolationistischer auf. Klimawissenschaft wird verspottet, die fossile Industrie gefördert, internationale Abkommen werden abgewertet. Die EU wiederum wirkt von innenpolitischen Kämpfen gelähmt, nach außen schwach und gehemmt. Damit ist der Anspruch einer westlichen Führungsrolle weitgehend dahin.

Entwicklung und Klimaschutz zusammendenken

Gerade hier kann der Globale Süden ansetzen. Schon Indira Gandhi erklärte 1972 in Stockholm, Armut sei die schlimmste Form von Verschmutzung. Das Spannungsverhältnis zwischen Wachstum und ökologischer Verantwortung prägt bis heute die politische Debatte in Asien, Afrika und Lateinamerika. Doch die Lage hat sich gewandelt. Erneuerbare Energien sind günstiger, zugänglicher und technologisch ausgereifter als je zuvor. Damit wird es möglich, wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz nicht als Gegensätze, sondern als zwei Seiten derselben Transformation zu verstehen.

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Traditionen und neue Allianzen

Die Länder des Südens können auf eigene Vordenker verweisen – von Wangari Maathai über Chico Mendes bis Vandana Shiva. Dennoch dominierte der Westen lange Zeit die internationale Klimanarrative: durch wissenschaftliche Institutionen, durch Entwicklungsbanken und durch Medienmacht. Nun verschiebt sich das Gleichgewicht. China hat sich zum Weltmarktführer für Solartechnik, Windkraft und Batterien entwickelt. Überkapazitäten könnten in den Süden exportiert werden, wo sie Energiesouveränität schaffen. Brasilien nutzt seine BRICS+-Präsidentschaft, um eine gemeinsame Agenda zu entwickeln, während Südafrika seine Rolle im G20-Rahmen ausspielt, um afrikanische Stimmen zu stärken und Fragen wie Schuldenerlass und grüne Industrialisierung nach vorne zu bringen.

Chancen und Widersprüche

Der Weg ist dennoch nicht frei von Widersprüchen. Innerhalb von BRICS+ sind auch Länder vertreten, die stark von Öl und Gas abhängig bleiben, etwa Russland oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Interessen sind nicht homogen, das macht verbindliche Vereinbarungen schwierig. Gleichzeitig wächst die Erwartung an den Süden, eigene Initiativen zu formulieren. Debt-for-climate-Swaps, die Nutzung von Renminbi-Krediten oder ein stärkerer Fokus auf plurilaterale Kooperationen könnten neue Wege eröffnen, jenseits der oft blockierten multilateralen Verhandlungen.

COP30 als Testfall

Die Weltklimakonferenz in Belém ist mehr als nur ein weiterer Gipfel. Sie findet im Herzen des Amazonas statt, einem Symbol globaler Klimapolitik und zugleich Schauplatz wirtschaftlicher Nutzungskonflikte. Für die Länder des Südens bietet sich die Gelegenheit, mit einer kohärenten Stimme aufzutreten und zu zeigen, dass Entwicklung und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Gelänge dies, wäre nicht nur ein Gegengewicht zur westlichen Orientierungslosigkeit geschaffen, sondern auch eine Perspektive, die Millionen Menschen im Süden neue Chancen eröffnet.

Verantwortung und Ausblick

Der Westen bleibt in der Pflicht, seine historischen Emissionen und die offenen Finanzzusagen einzulösen. Doch die Zukunft der Klimapolitik hängt zunehmend davon ab, wie entschlossen der Globale Süden seine Interessen formuliert und Bündnisse schmiedet. COP30 könnte der Moment sein, an dem das Narrativ kippt: weg von einer Welt, in der der Norden vorgibt, und hin zu einer, in der der Süden die Richtung bestimmt – für mehr Gerechtigkeit und eine Energiewende, die allen zugutekommt.

Quelle: UD
 

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