UN-Nachhaltigkeitsziele verfehlen Ziellinie 2030 – Schuldenkrise blockiert globalen Fortschritt
Kein einziges der „17 Sustainable Development Goals“ wird bis zum gesetzten Zieljahr erreicht, zeigt der aktuelle „Sustainable Development Report 2025“. Während bei Infrastruktur und Energiezugang Verbesserungen sichtbar sind, bleiben Armutsbekämpfung und Gleichstellung weit hinter den Erwartungen zurück. Experten machen vor allem die erdrückende Schuldenlast ärmerer Länder dafür verantwortlich.
03.12.2025
Die Vereinten Nationen hatten 2015 eine ambitionierte Vision formuliert: Bis 2030 sollten Armut, Hunger und Ungleichheit weltweit drastisch reduziert werden. Doch fünf Jahre vor Ablauf der Frist zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab. Der „Sustainable Development Report 2025“ des „Sustainable Development Solutions Network“ dokumentiert, dass keines der „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“ vollständig erreicht wird. Selbst bei den „169 definierten Unterzielen“ sind nennenswerte Fortschritte nur bei einem Bruchteil erkennbar.
Die Analyse zeigt allerdings eine deutliche Zweiteilung der Entwicklung. In technisch-infrastrukturellen Bereichen gibt es durchaus Erfolge zu verzeichnen. Der Zugang zu Elektrizität hat sich in vielen Regionen verbessert, Investitionen in erneuerbare Energien nehmen zu, und auch im Gesundheitssektor sind Fortschritte messbar. Diese positiven Trends konzentrieren sich jedoch überwiegend auf Ziele, die sich durch technologische Lösungen und Infrastrukturprojekte adressieren lassen.
Dramatisch anders sieht die Bilanz bei den sozialen Dimensionen der Agenda 2030 aus. Armutsbekämpfung, Bildung und die Reduzierung von Ungleichheit innerhalb und zwischen Ländern bleiben weit hinter den gesetzten Zielen zurück. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung zwar verschärft, doch die strukturellen Ursachen liegen tiefer. Fachbeiträge zu den SDGs, wie sie etwa auf „erlassjahr.de“ veröffentlicht werden, identifizieren die chronische Überschuldung ärmerer Länder als zentrales Hindernis.
Viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind in einem Teufelskreis gefangen. Ein erheblicher Teil ihrer Staatseinnahmen fließt in den Schuldendienst, sodass für Investitionen in Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherungssysteme kaum Mittel übrig bleiben. Diese finanzielle Handlungsunfähigkeit macht es nahezu unmöglich, die sozialen SDGs zu erreichen, selbst wenn der politische Wille vorhanden wäre. Die Schuldenkrise wird durch volatile Rohstoffpreise, steigende Zinsen und ungünstige Wechselkurse zusätzlich verschärft.
Entwicklungsorganisationen und Experten fordern daher einen grundlegenden Systemwechsel. Verbindliche Entschuldungsmechanismen müssten geschaffen werden, die über einzelne Initiativen hinausgehen und strukturelle Lösungen bieten. Gleichzeitig seien fairere Handelsbedingungen notwendig, um ärmeren Ländern überhaupt die Möglichkeit zu geben, aus eigener Kraft wirtschaftlich zu wachsen und in ihre Bevölkerung zu investieren.
Die Diskrepanz zwischen technischen Erfolgen und sozialen Rückschritten wirft grundsätzliche Fragen zur Architektur der globalen Nachhaltigkeitsagenda auf. Offenbar reicht es nicht aus, ambitionierte Ziele zu formulieren, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deren Umsetzung systematisch verhindern. Die internationale Gemeinschaft steht damit vor der Herausforderung, nicht nur einzelne Entwicklungsprojekte zu finanzieren, sondern die globalen Finanz- und Handelsstrukturen so zu reformieren, dass nachhaltige Entwicklung überhaupt möglich wird.
Mit Blick auf das Jahr 2030 bleibt wenig Zeit für Kurskorrekturen. Ob die verbleibenden fünf Jahre ausreichen, um zumindest bei ausgewählten Zielen substanzielle Fortschritte zu erzielen, hängt entscheidend davon ab, ob die strukturellen Hindernisse endlich adressiert werden. Ohne einen Schuldenschnitt und gerechtere Wirtschaftsbeziehungen droht die Agenda 2030 zu einem Dokument gescheiterter Ambitionen zu werden.