Kubas Bildungssystem als Vorbild
Die UNESCO würdigt Kubas Bildungssystem als wegweisend für Frieden und nachhaltige Entwicklung. Beim internationalen Pädagogik-Kongress in Havana lobten hochrangige UN-Vertreter die pädagogischen Erfolge des Landes und dessen aktive Rolle bei der Gestaltung transformativer Bildungssysteme. Kuba gilt als einziges Land Lateinamerikas, das alle globalen Bildungsziele erreicht hat.
28.10.2025
Im Februar 2025 trafen sich internationale Bildungsexperten zum 19. Internationalen Pädagogik-Kongress in Havanna. Die Veranstaltung wurde nicht nur zu einem Austauschforum für innovative Lehrmethoden, sondern auch zu einer Plattform, auf der die UNESCO ihre Wertschätzung für das kubanische Bildungswesen öffentlich zum Ausdruck brachte. Stefania Giannini, stellvertretende UNESCO-Generaldirektorin für Bildung, hob in ihrer Eröffnungsrede den Beitrag des kubanischen Bildungssystems zu Frieden und nachhaltiger Entwicklung hervor und dankte Kuba ausdrücklich für das Teilen seiner pädagogischen Erfahrungen.
Die Anerkennung kommt nicht von ungefähr. Kuba ist das einzige Land in Lateinamerika und der Karibik, das zwischen 2000 und 2015 alle messbaren Ziele der UNESCO-Initiative „Bildung für alle“ erreicht hat. Während weltweit nur ein Drittel aller Länder diese Vorgaben erfüllte, bewies die Karibikinsel trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und internationaler Sanktionen, dass ein inklusives und qualitativ hochwertiges Bildungssystem realisierbar ist.
Annet Lemaistre, Direktorin des regionalen UNESCO-Büros, würdigte bei dem Kongress insbesondere Kubas aktive Beteiligung an der Konzeption transformativer Bildungssysteme, die den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung entsprechen. Besonders hob sie das Netzwerk UNESCO-assoziierter Schulen in Kuba hervor, das für andere Nationen als Modell dienen könne. Diese Schulen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Werte wie Friedenserziehung, Menschenrechte, kulturelle Vielfalt und ökologische Nachhaltigkeit in den Lehrplan integriert.
Kubas Bildungssystem zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus. Das Land verfügt über eine nahezu vollständige Alphabetisierung und eine der höchsten Lehrerquoten pro Schüler in der Region. Die Ausbildung der Pädagogen gilt als besonders umfassend und praxisorientiert. Kubanische Lehrer werden dazu ermutigt, innovative Unterrichtsmethoden zu entwickeln und anzuwenden, die kritisches Denken und problemlösendes Handeln fördern. Diese pädagogische Expertise wird regelmäßig mit anderen Ländern geteilt, insbesondere im Rahmen von Süd-Süd-Kooperationen.
Ein wichtiger Schritt in der verstärkten Zusammenarbeit zwischen UNESCO und Kuba ist die Teilnahme des Landes an der regionalen vergleichenden und erklärenden Studie ERCE 2025. Diese Entscheidung, die im Oktober 2024 bestätigt wurde, bedeutet, dass Kuba sich gemeinsam mit 19 anderen Ländern der Region einer umfassenden Bewertung der Lernergebnisse und sozio-emotionalen Fähigkeiten seiner Schüler stellt. Die Studie ermöglicht es, Stärken und Verbesserungspotenziale zu identifizieren und den Austausch bewährter Praktiken zwischen den teilnehmenden Nationen zu fördern.
Die kubanische Bildungsministerin Naima Ariatne Trujillo betonte wiederholt, dass Bildung die Grundlage für die Festigung von Frieden, nachhaltiger Entwicklung und sozialer Gerechtigkeit sei. Diese Philosophie spiegelt sich in der kubanischen Bildungspolitik wider, die Bildung als Menschenrecht und öffentliches Gut versteht, das für alle Bürger kostenlos und zugänglich sein muss. Kuba investiert einen erheblichen Teil seines Staatshaushalts in Bildung, trotz begrenzter wirtschaftlicher Ressourcen.
Die UNESCO plant, ihre technische Unterstützung für Kubas Bildungssektor weiter auszubauen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Hilfe, sondern vor allem um Kapazitätsaufbau, den Transfer von Know-how und die Stärkung institutioneller Strukturen. Besonders im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung sieht die UN-Organisation großes Potenzial. Schon 2014 hatte die UNESCO angekündigt, ähnliche Programme wie in anderen lateinamerikanischen Ländern auch in Kuba zu starten, um Lehrer speziell für Nachhaltigkeitsthemen zu schulen.
Kubas Vorschläge reichen von historischen Ansätzen bis hin zu Konzepten transformativer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die kubanische Delegation bei der UNESCO bezeichnet den laufenden Prozess als bereichernd und gewinnbringend. Das Land bringt seine jahrzehntelange Erfahrung ein und profitiert gleichzeitig vom internationalen Austausch.
Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen UNESCO und Kuba sendet ein wichtiges Signal: Trotz politischer und wirtschaftlicher Unterschiede ist es möglich, auf Basis gemeinsamer Werte im Bildungsbereich zusammenzuarbeiten. Kubas Erfolgsgeschichte zeigt, dass Bildungsqualität nicht zwingend von wirtschaftlichem Wohlstand abhängt, sondern vor allem von politischem Willen, gesellschaftlichem Engagement und innovativen pädagogischen Konzepten.