Klimakrise verschärft Hunger und Wasserknappheit in Afrika
116 Millionen Menschen – 40 Prozent der Bevölkerung im östlichen und südlichen Afrika – leben ohne sicheres Trinkwasser, 55 Millionen sind von extremem Hunger betroffen. Das zeigt der vor dem Weltwassertag veröffentlichte Oxfam-Bericht „Water-Driven Hunger: How the Climate Crisis Fuels Africa's Food Emergency“. Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation fordert reiche Länder wie Deutschland auf, ihren fairen Beitrag zur Klimafinanzierung zu leisten.
10.04.2025

Die Klimakrise verstärkt auch in Ost- und Südafrika extreme Wetterereignisse wie Sturzfluten oder Dürren. Weltweit hat sich die Dauer von Dürren seit dem Jahr 2000 durchschnittlich um 29 Prozent verlängert. Dagegen hat sich die Häufigkeit von Sturzfluten zwischen 2000 und 2022 um das 20-fache erhöht. Das Verschwinden der Gletscher Afrikas hat Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Grundwasser, die landwirtschaftliche Produktion, die Gesundheit der Viehbestände und die Fischerei. Dies hat Folgen für Afrikas Kleinbäuer:innen, Viehzüchter:innen und Fischer:innen. Millionen Menschen stehen ohne Grundnahrungsmittel, Trinkwasser oder Einkommen da.
Der Bericht zeigt alarmierende Zahlen: In den acht untersuchten Ländern – Äthiopien, Kenia, Malawi, Mosambik, Somalia, Südsudan, Sambia und Simbabwe – ist die Zahl der Menschen, die unter extremem Hunger leiden, in den letzten fünf Jahren drastisch gestiegen. Von knapp 31 Millionen im Jahr 2019 erhöhte sich die Zahl auf über 55 Millionen im Jahr 2024 – ein Anstieg um 80 Prozent. Das bedeutet, dass inzwischen zwei von zehn Menschen in diesen Ländern nicht genügend zu essen haben.
Besonders betroffen sind Kleinbäuer:innen, von denen 91 Prozent fast ausschließlich auf Regenwasser angewiesen sind – sowohl für den eigenen Bedarf als auch für die Landwirtschaft. Doch der Regen bleibt aus, und die Folgen sind verheerend: In Äthiopien ist die Ernährungsunsicherheit in den vergangenen fünf Jahren um 175 Prozent gestiegen. Mittlerweile kämpfen dort 22 Millionen Menschen täglich darum, ihre nächste Mahlzeit zu sichern.
Auch in Kenia hat der Klimawandel seine Spuren hinterlassen. Zwischen 1980 und 2020 sind mehr als 136.000 Quadratkilometer Land trockener geworden, wodurch Ernten ausbleiben und Viehbestände schrumpfen. In Somalia wiederum hat eine ausgefallene Regenzeit die Lage weiter verschärft – innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der hungernden Menschen um eine Million auf 4,4 Millionen, was 24 Prozent der Bevölkerung entspricht.
Ludwig Gloger, Oxfam-Referent für Humanitäre Hilfe und Experte für den Bereich WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene), betont die enge Verknüpfung von Klima-, Wasser- und Ernährungskrise: „Besonders in den wasserärmsten Ländern Afrikas zerstört der Klimawandel die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen, die auf Regenwasser angewiesen sind. Afrika braucht Klimagerechtigkeit. Während die afrikanischen Länder südlich der Sahara besonders stark von der Klimakrise betroffen sind, erhalten sie nur drei bis vier Prozent der globalen Klimafinanzierung. Reiche Länder wie Deutschland müssen hier ihren fairen Beitrag leisten. Es geht nicht um Wohltätigkeit, sondern um Gerechtigkeit.“
Frauen und Mädchen sind durch die Wasserkrise besonders stark benachteiligt. So legen etwa in Somalia, Äthiopien oder Kenia Frauen und Mädchen auf der Suche nach Wasser bis zu zehn Kilometer zurück, wobei sie Gewalt und extremer Erschöpfung ausgesetzt sind. Viele Frauen und Mädchen in ländlichen Haushalten verbringen jeden Tag Stunden mit dem Wasserholen – Zeit, die sie für Bildung und Erwerbsarbeit nutzen könnten.
Oxfam Deutschland ist in vielen Ländern weltweit mit WASH-Projekten aktiv, so zum Beispiel auch in Somalia. Ende März werden vier Entsalzungsanlagen mit einer Kapazität von insgesamt mehr als 200.000 Litern pro Tag in Somaliland aufgebaut. Darüber hinaus werden bestehende Entsalzungsanlagen instandgesetzt. Die Anlagen entsalzen hochmineralisiertes Grundwasser, das nicht als Trinkwasser verwendbar ist.