IPC-Bericht bestätigt Hungersnot in Gaza-Stadt
Der vor Kurzem veröffentlichte Bericht der sogenannten Integrated Food Security Phase Classification (IPC) bestätigt eine Hungersnot in dem Bezirk, in dem auch Gaza-Stadt liegt. Bis Ende September wird sie sich voraussichtlich auf Deir Al Balah und Khan Younis ausweiten.
28.08.2025
Mahmoud Alsaqqa, Koordinator für Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen bei Oxfam kommentiert:
„Diese Hungersnot ist verursacht durch die fast vollständige israelische Blockade von Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Hilfsgütern sowie die Folgen der andauernden Gewalt Israels und dessen Einsatz von Hunger als Kriegswaffe. Unsere Mitarbeiter und Partnerorganisationen beobachten seit Monaten Kriegsverbrechen, wie das absichtliche Aushungern, unerbittliche Bombardierung und gewaltsame Vertreibung der Zivilbevölkerung.
Trotz Warnungen im Juli, dass eine Hungersnot unmittelbar bevorstehe, hat Israel fast alle Anträge für die Einfuhr von Hilfsgütern von humanitären Organisationen abgelehnt, sodass es an Lebensmitteln und weiteren Hilfsgütern fehlt, die Hunger, Unterernährung und Krankheiten hätten eindämmen können.
Allein Oxfam verfügt über lebensrettende Hilfsgüter im Wert von mehr als 2,5 Millionen Dollar, darunter hochkalorische Lebensmittelpakete, die derzeit außerhalb des Gazastreifens ungenutzt lagern. Die israelischen Behörden haben alle Lieferungen abgelehnt, obwohl sie jetzt mehr denn je benötigt werden.
Die israelische Regierung setzt derweil die unerbittlichen Bombardierungen fort, die darauf abzielt, die Menschen in Gebiete zu verdrängen, in denen Hungersnot herrscht. Gleichzeitig hält Israel an seinen Plänen fest, auch die Bevölkerung von Gaza-Stadt gewaltsam zu vertreiben.
Regierungen weltweit müssen ihrer Verantwortung nachkommen und den Druck auf Israel erhöhen, um das Leid der Zivilbevölkerung zu stoppen und Hilfslieferungen durch unabhängige Organisationen in großem Umfang wiederaufgenommen werden können.
Diese Hungersnot ist menschengemacht. Sie kann und sie muss gestoppt werden. Oxfam fordert eine sofortige Waffenruhe, die vollständige Aufhebung der Blockade und den Einlass von humanitärer Hilfe über alle Grenzübergänge, einschließlich der im Norden.“
Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, sagt:
„Die offizielle Feststellung einer Hungersnot in Teilen des Gazastreifens bestätigt, wovor Hilfsorganisationen seit Monaten warnen: 641.000 Menschen, darunter unzählige Kinder, sind akut vom Hungertod bedroht. Nur ein sofortiger Waffenstillstand und ungehinderter humanitärer Zugang können weiteres Sterben verhindern.
Die offizielle Bestätigung der Hungersnot ist ein letzter Weckruf an die Weltgemeinschaft, jetzt zu handeln, um Menschenleben zu retten. Ohne schnelle Hilfe wird diese Tragödie jeden Tag größer. Hilfsgüter stehen an der Grenze bereit, und Hilfsorganisationen könnten sie jederzeit in den Gazastreifen bringen.
Sollte jetzt auch noch eine Militäroffensive auf Gaza-Stadt ausgeweitet werden, hätte das weitere verheerende humanitäre Folgen und würde die Situation für hunderttausende Menschen noch einmal dramatisch verschlechtern.“
Die Welthungerhilfe verurteilt den brutalen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 auf das Schärfste und fordert die sofortige Freilassung aller verbleibenden Geiseln. Gleichzeitig fordert sie einen anhaltenden Waffenstillstand, den Schutz der Zivilbevölkerung und der humanitären Helfer und Helferinnen sowie den sicheren und ungehinderten Zugang der benötigten Hilfsgüter auf dem schnellsten Weg. Bei ihrer Arbeit halten sich die Welthungerhilfe und ihre Partner strikt an die humanitären Prinzipien von Neutralität, Menschlichkeit, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit.
Eine „Hungersnot“ ist gegeben, wenn drei wesentliche Bedingungen erfüllt sind:
20 Prozent aller Haushalte müssen mit gravierenden Einschränkungen in der Nahrungsmittelversorgung zurechtkommen (weniger als 2.100 verfügbare Kilokalorien pro Tag) / mindestens 30 Prozent der Bevölkerung ist akut unterernährt / mindestens 2 von 10.000 Menschen oder 4 von 10.000 Kindern sterben täglich an Nahrungsmittelmangel