EU Reporting

Studie zu Klimamanagement in der DACH-Region: CSRD zeigt Wirkung

Neun von zehn Großunternehmen in der DACH-Region haben bereits Klimastrategien etabliert. Doch die Erfüllung des 1,5-Grad-Ziels bleibt fraglich. Eine neue Studie zeigt: Während Scope-1- und Scope-2-Emissionen teils deutlich sinken, hakt es bei Scope 3. Regulatorische Vorgaben wie CSRD und ESRS sorgen für mehr Transparenz – auch ohne vollständige gesetzliche Umsetzung.

12.08.2025

Studie zu Klimamanagement in der DACH-Region: CSRD zeigt Wirkung

Ein Großteil der Konzerne in der DACH-Region hat angesichts des sich zuspitzenden Klimawandels und der damit einhergehenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Implikationen sowie neuer regulatorischer Anforderungen bereits wichtige Schritte zu einem adäquaten Klimamanagement eingeleitet. Das zeigt eine aktuelle Studie der Hamburger Kommunikations- und Strategieberatung für Finanzkommunikation und ESG Kirchhoff Consult zur nichtfinanziellen Berichterstattung, die speziell die in den Top-Indizes DAX40, ATX und SMI gelisteten Konzerne in den Blick nimmt. Neun von zehn der untersuchten Unternehmen verfügen demnach über eine Klimastrategie. Ein Großteil berichtet darüber hinaus über den aktuellen Zielerreichungsgrad hinsichtlich gesteckter Klimaziele. Wie von CSRD und ESRS gefordert, berichten zudem mehr als 80 Prozent von der Durchführung einer Klimaszenarioanalyse und der Auseinandersetzung mit physischen und transitorischen Klimarisiken.

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Im Vergleich der Jahre 2021 bis 2024 konnten Unternehmen mit konkreten Klimastrategien und durch die SBTi validierten Reduktionszielen ihre Treibhausgasemissionen nachweislich stärker senken. Die Selbstverpflichtung zu wissenschaftlich basierten Klimaschutzzielen und Transparenz strategischer Ansätze ist bei ATX-Unternehmen sowie in den Sektoren Technologie & Kommunikation und Konsumgüter am deutlichsten zu erkennen. In der Finanzbranche sowie im Transportsektor gibt es dagegen noch Nachholbedarf.

„Die Ergebnisse der diesjährigen Studie zeigen, dass viele der größten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wichtige strategische Grundlagen geschaffen und erste Fortschritte erzielt haben. Andererseits wird deutlich, dass diese Entwicklung in der Breite nicht ausreicht, um als Wirtschaftsregion den Anforderungen des global verabredeten 1,5-Grad-Ziels gerecht zu werden“, sagt Dr. Jan-Ole Brandt, Director ESG/Sustainability bei Kirchhoff Consult und Mitautor der Studie.

Große Reduktionserfolge bei Scope-1- und Scope-2-Emissionen

In der analysierten Berichterstattung der Unternehmen haben sich im Zeitraum von 2021 bis 2024 zwar starke Rückgänge in Scope 1 (-31 Prozent) und Scope 2 (-46 Prozent) gezeigt. Diese sind jedoch häufig auf vergleichsweise einfache Maßnahmen wie den Bezug von Grünstrom zurückzuführen. Im Bereich der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten (Scope 3), der mit durchschnittlich 88 Prozent den Großteil der Emissionen ausmacht, konnten hingegen mit nur vier Prozent die geringsten Reduktionserfolge verzeichnet werden.

Verbesserte Datenlage relativiert Scope-3-Entwicklungen

Allerdings wurden die berichteten Emissionsdaten im Zusammenhang mit neuen regulatorischen Anforderungen wie den ESRS verstärkt durch methodische Erweiterungen beeinflusst. So kam es insbesondere im Finanzsektor auf den ersten Blick zu massiven Anstiegen, da erstmals umfangreiche Scope-3-Kategorien wie finanzierte oder versicherte Emissionen (Scope 3.15) in die Bilanzierung mit einbezogen wurden. „Dadurch steigen die Emissionswerte auf dem Papier drastisch an. Das deutet jedoch vor allem auf eine verbesserte Datenlage beziehungsweise eine erhöhte Transparenz hin, und nicht etwa auf einen realen Anstieg der Emissionen“, so Brandt. Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte im Zusammenhang mit den Diskussionen um die CRSD zuletzt vor einer Aufweichung der Berichtspflichten und betonte die Bedeutung von Transparenz und vergleichbaren ESG-Daten für die Finanzstabilität und ein adäquates Risikomanagement.

Die verbesserte Datenlage relativiert den Vergleich der Emissionszahlen mit Vorjahreswerten und die verlangsamte Reduktion in der Gesamtbetrachtung: Während zwischen 2021 und 2022 die Emissionen laut der berichteten Zahlen noch um rund fünf Prozent gesenkt werden konnten, fiel die Reduktion im Folgejahr auf nur noch drei Prozent zurück.

Insgesamt zeigt die Entwicklung der berichteten Klimabilanzen, dass wichtige Weichen gestellt und naheliegende Reduktionspotenziale bereits realisiert wurden. Jetzt sind komplexere, strukturelle Maßnahmen gefragt. Denn bliebe die Reduktionsgeschwindigkeit auf dem beobachteten Niveau (-1,5 Prozent pro Jahr), würde das jährliche Ziel von mindestens vier Prozent, das laut IPCC für eine Einhaltung des 1,5-Grad-Pfads erforderlich ist, klar verfehlt.

CSRD-Regulatorik wirkt – trotz fehlender gesetzlicher Grundlagen in Deutschland

Schon im vergangenen Jahr hätte die CSRD-Richtlinie der EU in deutsches Recht umgesetzt werden sollen. Große Unternehmen in Deutschland wären verpflichtet gewesen, in ihren Geschäftsberichten für das Geschäftsjahr 2024 in deutlich größerem Umfang über ihre Nachhaltigkeitsbelange zu berichten. Doch das Gesetz kam nicht. Ähnlich verhält es sich in Österreich, da das geforderte Umsetzungsgesetz hier ebenfalls noch nicht beschlossen ist. In der Schweiz werden viele Konzerne in den nächsten Jahren über Tochtergesellschaften oder Umsatzanteile von der CSRD betroffen sein. „Dennoch haben sich die großen Unternehmen der DACH-Region bereits in ihren Berichten zum Geschäftsjahr 2024 zu weiten Teilen an den neuen Anforderungen der CSRD und ESRS orientiert und damit für mehr Klarheit gesorgt“, resümiert Co-Autorin Liz Gacon.

Nun liegt ein neuer Referentenentwurf zur CSRD-Umsetzung in Deutschland vor. Der Entwurf legt nahe, dass das Gesetz noch 2025 greifen wird.

Quelle: UD/pm
 

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