EU Reporting

Schiffahrt im Wandel: Das Net-Zero Framework als Wendemarke?

Die internationale Schifffahrt ist auf einem Scheideweg. Im April 2025 stimmte die Schiffsbehörde IMO (International Maritime Organization) erstmals einem rechtlich bindenden Rahmen zu, der globale Treibhausgasemissionen über strengere Kraftstoffstandards und eine CO2-Bepreisung EU-weit regulieren soll.

27.08.2025

Schiffahrt im Wandel: Das Net-Zero Framework als Wendemarke?

Für DNV, eine führende Klassifikationsgesellschaft, markiert dieses Net Zero Framework eine Zeitenwende. Der IMO-Standard kombiniert künftig verpflichtende Emissionsgrenzen mit einem weltweiten Preis- und Bonusmechanismus. Dieser Globalkurs zielt darauf ab, den CO2-Ausstoß der Schiffe langfristig zu senken, die Einführung emissionsarmer oder -freier Energieträger zu beschleunigen und eine faire Übergangsphase für die Branche zu gewährleisten.

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Die neue Vorschriften greifen allerdings nicht automatisch: Sie gelten ab 2028 für große Seeschiffe über 5.000 Tonnen, und viele Details konkretisiert die IMO erst im Anschluss an die formelle Verabschiedung im Oktober 2025. DNV hebt hervor, dass trotz dieser Herausforderung das Rahmenwerk Schiffsbetreibern und Treibstoffanbietern langfristige Planungssicherheit bietet. Gleichzeitig warnt der DNV-Maritime-CEO Knut Ørbeck Nilssen jedoch, dass der Durchbruch mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. Die Ressourcendebatte über Treibstoffarten, Zoll- und Portkosten sowie Handelskonflikte seien ungelöst und erschwerten klare Investitionsentscheidungen enorm.

Auch Expertenkommentare und Analysen weisen darauf hin, dass das IMO-Rahmenwerk ambitionierter, aber nicht ausreichend ambitioniert ist. Die festgelegten Emissionsziele bis 2030 und 2035 liegen deutlich über dem Niveau, das für eine Einhaltung des 1,5 Grad Pfads der Klimawissenschaft erforderlich wäre. Der Mechanismus zur CO2-Bepreisung und Emissionskompensation bietet zwar Anreize, doch sein tatsächlicher Klimaeffekt hängt stark von Inflation, Verfügbarkeit grüner Treibstoffe und einer transparenten Mittelverwendung ab.

Vor diesem Hintergrund wird klar: Das IMO-Net-Zero Framework leitet eine neue Ära ein, in der international verbindliche Umweltstandards die Schifffahrt in Richtung Klimaneutralität führen sollen. Gleichzeitig beginnt diese Wende in einem unübersichtlichen Umfeld politischer, wirtschaftlicher und technischer Bruchlinien. Für Reedereien, Häfen und Treibstoffanbieter beginnt nun die harte Phase der praktischen Umsetzung – mit der Herausforderung, die Rahmenbedingungen zu gestalten, bevor sie verbindlich werden.

Quelle: UD
 

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