Rainforest Alliance führt neue Zertifizierung für Kaffeesektor ein
Die internationale Nichtregierungsorganisation Rainforest Alliance hat kürzlich ihren neuen Standard für regenerative Landwirtschaft präsentiert. Die spezialisierte Zertifizierungslösung unterstützt LandwirtInnen im Globalen Süden wie auch Unternehmen darin, Ökosysteme zu regenerieren und die Lebensgrundlagen von KleinbäuerInnen und LandarbeiterInnen widerstandsfähiger zu machen.
10.09.2025
Ab Anfang 2026 werden zertifizierte Produkte mit dem neuen Rainforest-Alliance-Siegel für regenerative Landwirtschaft im Handel erhältlich sein. Es signalisiert Verbraucher, dass die verwendeten Produkte von Farmen und Unternehmen stammen, die regenerative Praktiken einsetzen beziehungsweise unterstützen. Zu den wichtigsten regenerativen Praktiken gehören der reduzierte Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln, ein integriertes Schädlings-, Krankheits- und Unkrautmanagement, Zwischenfrucht- und Mischkulturanbau, Agroforstwirtschaft, effizienteres Wassermanagement und Biodiversitätsschutz.
Zunächst wird die Zertifizierung nur für Kaffee verfügbar sein, im Laufe des Jahres 2026 soll sie auf weitere Produkte wie Kakao, Zitrusfrüchte und Tee ausgeweitet werden. Das bewährte Rainforest-Alliance-Siegel für nachhaltige Landwirtschaft bleibt unverändert bestehen. Der Standard für regenerative Landwirtschaft ist zunächst als optionale Ergänzung zum Standard für nachhaltige Landwirtschaft verfügbar, in Zukunft auch als eigenständiger Standard. Zertifizierte Farmen und Unternehmen können ihre Produkte mit einem oder beiden Siegeln versehen.
Kritische Zeiten für die globale Landwirtschaft verlangen nach einer neuen Mentalität
Der neue Standard für regenerative Landwirtschaft kommt zu einem für die globale Landwirtschaft kritischen Zeitpunkt: Extreme Wetterereignisse und die anhaltende Umweltzerstörung beeinträchtigen weltweit Ernteerträge und Versorgungssicherheit und verunsichern die Rohstoffmärkte. Diese Herausforderungen, verbunden mit wachsendem sozioökonomischem Druck, bedrohen die Existenzgrundlage von Millionen von Kaffeefarmer, allen voran die der Kleinbäuer, die über 70 Prozent des weltweiten Kaffees produzieren.
Regenerative Landwirtschaft ist ein vielversprechendes Mittel, um unverzichtbare Funktionen der Natur wiederherzustellen und gleichzeitig die Lebensgrundlagen von Bauern zu verbessern. Jüngste Berechnungen zeigen, dass regenerative Anbaumethoden ihre Einkommen teils um 20 bis 30 Prozent steigern können.
„Die Märkte müssen sich weiterentwickeln – von einer ‚Do no harm‘-Mentalität zu einer Mentalität des Reparierens und Wiederherstellens“, erklärt Santiago Gowland, Geschäftsführer der Rainforest Alliance. „Es ist an der Zeit, zu einem neuen Modell der Landwirtschaft überzugehen – einem Modell, bei dem jede Tasse Kaffee dem Land und den Menschen, die es bewirtschaften, mehr zurückgibt, als sie nimmt. Nach jahrelanger Forschung und Zusammenarbeit mit FarmerInnen und Unternehmen sind wir stolz darauf, ein Zertifizierungsprogramm für regenerative Landwirtschaft vorstellen zu können, das diesen Wandel mit vorantreiben wird.“
Investition in widerstandsfähigere, leistungsfähigere Lieferketten
Die Rainforest Alliance hat diese Prinzipien in ihren neuen Standard für regenerative Landwirtschaft integriert und bietet LandwirtInnen damit einen klaren, wissenschaftlich fundierten Weg zur Messung von Fortschritten und Ergebnissen in fünf Wirkungsbereichen: Bodengesundheit und -fruchtbarkeit, Klimaresilienz, Biodiversität, Wassermanagement und Lebensgrundlagen. Durch die effektive Umsetzung dieser Praktiken können KaffeeproduzentInnen ihre Betriebe produktiver und widerstandsfähiger aufstellen. Zugleich kann die Zertifizierung ihnen neue Marktzugänge erschließen.
Für Unternehmen stellt der Einkauf von Rainforest-Alliance-zertifiziertem regenerativem Kaffee eine strategische Investition in Produzenten dar, die Klimafolgen besser bewältigen können und so zu widerstandsfähigeren, leistungsfähigeren Lieferketten beitragen. Auf der Grundlage glaubwürdiger Daten können Marken überzeugendere Aussagen treffen, ESG-Anforderungen entsprechen und die gestiegenen Ansprüche der Verbraucher erfüllen – mit einem vertrauenswürdigen Siegel für regenerative Landwirtschaft, das nachweisbare Wirkung zeigt. Verbraucher können derweil fundiertere Kaufentscheidungen treffen und sich sicher sein, dass ihre Tasse Kaffee sowohl den Bauern als auch dem Planeten zugutekommt.
Wie seit vielen Jahren beim Rainforest-Alliance-Standard für nachhaltige Landwirtschaft bewährt, sollen auch beim Standard für regenerative Landwirtschaft regelmäßige Überprüfungen durch unabhängige Zertifizierungsstellen gewährleisten, dass die Farmen und Unternehmen alle Anforderungen des Standards erfüllen. Nur dann dürfen sie das neue „Regenerative“-Siegel der Rainforest Alliance auf ihren Produkten verwenden.
Der Standard für regenerative Landwirtschaft wird bereits als Pilotprojekt auf Kaffeefarmen in Brasilien, Costa Rica, Mexiko und Nicaragua umgesetzt. Eric Ponçon, Präsident der La Cumplida-Cafetalera NicaFrance in Nicaragua, ist von dem Ansatz überzeugt: „Regenerieren bedeutet nicht nur Bewahren, sondern Heilen: Böden, Ökosysteme, Beziehungen und unsere eigene Denkweise. Dieser Weg erfordert die Demut, auf die Natur zu hören, und den Mut, langfristig in eine Umwelt zu investieren, die oft das Unmittelbare belohnt.“
Unternehmen, die von diesen Farmen beziehen, bereiten sich aktuell darauf vor, ihre ersten Rainforest-Alliance-zertifizierten regenerativen Kaffeeprodukte im Jahr 2026 in die Regale zu bringen.