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Lund verdrängt Toronto von der Spitze: Schweden hat die nachhaltigste Universität der Welt

QS-Ranking zeigt dramatische Verschiebungen – Nur 17 Prozent der UN-Nachhaltigkeitsziele auf Kurs

26.11.2025

Lund verdrängt Toronto von der Spitze: Schweden hat die nachhaltigste Universität der Welt

Die Lund University in Schweden führt erstmals das QS World University Ranking für Nachhaltigkeit an und verdrängt damit die University of Toronto, die zwei Jahre lang die Spitzenposition innehatte. Das am 18. November veröffentlichte Ranking bewertet rund 2.000 Hochschulen in 106 Ländern nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien. Europäische Universitäten dominieren die Spitzenpositionen, während der frühere UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor dem Scheitern der globalen Nachhaltigkeitsziele warnt.

Die Verschiebungen an der Weltspitze sind bemerkenswert: Die University of Toronto fällt auf Platz zwei zurück, während das University College London zwei Ränge gutmacht und nun auf Platz drei landet. Europäische Hochschulen stellen acht der Top-Ten-Universitäten, wobei das Vereinigte Königreich allein fünf Plätze belegt. Die ETH Zürich, die 2025 noch auf Rang zwei lag, stürzt auf den geteilten elften Platz ab – ein Rückgang, der die Volatilität des Rankings unterstreicht.

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Erik Renström, Vizekanzler der Lund University, führt den Erfolg auf skandinavische Traditionen zurück: „Nachhaltigkeit ist seit langem eine zentrale Priorität für uns, geleitet von der skandinavischen Tradition von Vertrauen, Zusammenarbeit und Offenheit.“ Er betont jedoch auch die Herausforderungen: „An erster Stelle zu stehen erhöht die Messlatte und ermutigt uns, mit noch größerem interdisziplinärem Ehrgeiz voranzuschreiten.“

Die Veröffentlichung erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt. Der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der auf dem QS Higher Ed Summit in Asien sprach, warnte eindringlich: Nur 17 Prozent der 169 Unterziele der Sustainable Development Goals sind auf Kurs, um bis 2030 erreicht zu werden. Ban Ki-moon, unter dessen Ägide 2015 die SDGs verabschiedet und das Pariser Klimaabkommen gesichert wurde, bezeichnete die Rolle der Hochschulen als zentral für die Ausbildung globaler Bürger, die Bereitstellung von Klimalösungen und die Förderung von Gerechtigkeit.

Das Ranking basiert auf drei Bewertungskategorien: Umweltauswirkungen (45 Prozent), soziale Auswirkungen (45 Prozent) und Governance (10 Prozent). Die Methodik aggregiert neun Einzelindikatoren, darunter Umweltbildung, Umweltforschung, Gleichstellung, Wissensaustausch, Beschäftigungsfähigkeit und Gesundheit. Leigh Kamolins, QS-Direktor für Analytik und Co-Vorsitzender der UN-Aktionsgruppe für Hochschulbildung, erklärte: „Universitäten in ganz Europa treiben Innovation voran, tragen zur sozialen Nachhaltigkeit bei und produzieren Forschung, die die Welt nachhaltiger machen wird.“

Top 15 Universitäten weltweit
2026 Rang 2025 Rang Universität Land
1 3 Lund University Schweden
2 1 University of Toronto Kanada
3 5 UCL Vereinigtes Königreich
4 7 The University of Edinburgh Vereinigtes Königreich
5 5 University of British Columbia Kanada
6 39 London School of Economics (LSE) Vereinigtes Königreich
7 7 Imperial College London Vereinigtes Königreich
7 12 University of New South Wales Australien
9 15 McGill University Kanada
10 9 University of Manchester Vereinigtes Königreich

Die USA stellen mit 240 Einträgen die meisten gerankten Universitäten, gefolgt von China mit 163. Allerdings zeigt sich ein besorgniserregender Trend: 70 Prozent der amerikanischen Universitäten verschlechtern sich im Vergleich zum Vorjahr, was zu einem Gesamtrückgang von 54 Prozent führt. Im Gegensatz dazu verbessern sich 48 Prozent der britischen Hochschulen, was zu einem positiven Nettowachstum von 11 Prozent führt.

In Deutschland präsentiert sich ein gemischtes Bild. Von 65 gerankten Universitäten steigen zwölf auf, während 37 (57 Prozent) abrutschen. Die Universität Hamburg führt als beste deutsche Hochschule auf Rang 46, gefolgt von der Universität Bonn auf Platz 57. Besonders bemerkenswert sind die langfristigen Entwicklungen der TU9-Universitäten: Die TU Dresden verbesserte sich seit 2023 um 305 Plätze auf Rang 128, die RWTH Aachen um 151 Plätze auf Rang 133, das KIT Karlsruhe um 225 Plätze auf Rang 169.

Top 10 deutsche Universitäten
2026 Rang 2025 Rang Universität
46 29 Universität Hamburg
57 95 Universität Bonn
88 71 Universität zu Köln
103 89 LMU München
118 104 Universität Freiburg
125 83 TU München
147 106 Universität Heidelberg
163 179 KIT Karlsruhe
183 255 Universität Stuttgart

Frankreich, mit 77 Einträgen das am stärksten vertretene kontinentaleuropäische System, kämpft mit Rückschlägen: 52 Prozent der Institutionen verschlechtern sich, was zu einem Gesamtrückgang von 42 Prozent führt. Die Université Paris-Saclay, Frankreichs Spitzenreiter auf Rang 45, profitiert vom France-2030-Plan und der SPRINGBOARD-Initiative, die Open-Science-Initiativen und gemeinsame Forschungsinfrastrukturen fördert. Trotz eines allgemeinen Rückgangs verbesserte sich die Universität im Wissensaustausch-Indikator um 50 Plätze auf Rang 124.

Italien zeigt Aufwärtstrends mit 16 von 57 Universitäten, die sich verbessern. Die starke Performance spiegelt die nationalen Bemühungen wider, insbesondere den Nationalen Aufbau- und Resilienzplan (PNRR), der erhebliche Investitionen in grüne Transformation, Forschung und Innovation vorsieht. Die Università di Padova führt italienische Hochschulen auf Rang 121 an, gefolgt vom Politecnico di Milano auf Rang 133.

Die Niederlande, traditionell stark in Nachhaltigkeitsrankings, zeigen Schwächezeichen. Obwohl niederländische Universitäten im Durchschnitt weltweit führend bei Bildungsauswirkungen (90,4) und Beschäftigungsfähigkeit (92,9) sind, fallen 69 Prozent im Umweltforschungs-Indikator zurück. Diese Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund von 1,2 Milliarden Euro Kürzungen im Hochschulbereich, die Wissenschaftler als Gefahr für das Innovationspotenzial des Landes bezeichneten.

Europäische Länder nach Einträgen
Land Einträge Absteiger Prozent Gleichbleibend Prozent Aufsteiger Prozent Neue Einträge
Frankreich 77 52 Prozent 14 Prozent 9 Prozent 19
Deutschland 65 57 Prozent 0 Prozent 18 Prozent 16
Spanien 58 55 Prozent 3 Prozent 16 Prozent 15
Italien 57 53 Prozent 11 Prozent 28 Prozent 5

Spanien setzt auf internationale Talente, nachdem Gesetzgeber 45 Millionen Euro im Rahmen des ATRAE-Programms bereitstellten, um prestigeträchtige Forscher anzuziehen – insbesondere US-Klimawissenschaftler. Die Universitat Autònoma de Barcelona führt spanische Hochschulen auf Rang 83 an, doch die durchschnittlichen Werte in Umweltbildung und Nachhaltigkeit liegen deutlich hinter europäischen Spitzenreitern.

Die Rankings zeigen, dass mehr als 135 Universitäten aus den 100 EU-Städten vertreten sind, die am Net-Zero-Cities-Programm teilnehmen. Über 70 dieser Universitäten verbesserten sich im diesjährigen Ranking. Dies erfolgt vor dem Hintergrund des europäischen Ziels, bis 2040 die Emissionen um 90 Prozent zu reduzieren – ein rechtlich bindendes Ziel, das vor der COP30 vereinbart wurde.

Die Botschaft ist eindeutig: Während europäische Universitäten Nachhaltigkeit vorantreiben, verschärft sich der globale Wettbewerb. Die Warnung Ban Ki-moons unterstreicht die Dringlichkeit: Ohne beschleunigtes Handeln werden die UN-Nachhaltigkeitsziele 2030 weitgehend verfehlt – und Hochschulen tragen dabei eine Schlüsselverantwortung.

Quelle: UD
 

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