Klimastresstest offenbart Risiken für deutsche Banken im Zuge der grünen Transformation
Die grüne Transformation birgt erhebliche Risiken für das deutsche Bankensystem – das zeigt ein neuer Klimastresstest der Bundesbank. In einem realistischen Szenario steigen Kreditausfallwahrscheinlichkeiten für Unternehmen um bis zu 40 Prozent, besonders in emissionsintensiven Branchen wie Energie, Transport und Landwirtschaft. Auch Banken sind je nach Kreditportfolio unterschiedlich betroffen. Die Studie zeigt: Klimarisiken sind nicht nur Umwelt-, sondern auch Finanzrisiken – und erfordern neue Ansätze in Regulierung und Risikobewertung.
25.06.2025

Die Autorengruppe um Christian Gross, Laura-Chloé Kuntz, Simon Niederauer, Lena Strobel und Joachim Zwanzger hat im Rahmen der Studie („Climate stress test for the German banking sector: Impact of the green transition on corporate loan portfolios“, Mai 2025) ein neuartiges Stresstest-Modell entwickelt, um die Auswirkungen klimabezogener Übergangsrisiken auf die Kreditportfolios deutscher Banken zu quantifizieren.
Ein neuer Ansatz zur Erfassung von Übergangsrisiken
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht ein innovatives, mehrstufiges Analyseframework, das sowohl mikro- als auch makroökonomische Modellansätze kombiniert. Ziel ist es, die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen (Probability of Default, PD) auf granularer Ebene – bis hinunter zur einzelnen Firma oder Branche – zu bestimmen. Das Modell bildet auch Unsicherheiten ab, die durch die komplexen und bislang nur eingeschränkt prognostizierbaren Übertragungskanäle des Klimawandels entstehen.
Erhebliche Risikozunahmen bei Unternehmen – vor allem in emissionsintensiven Sektoren
Die Ergebnisse des Stresstests zeigen deutliche Anstiege der Kreditausfallwahrscheinlichkeiten bei Unternehmen. Für ein Szenario mit geordneter Transformation hin zur Klimaneutralität bis 2050 ergibt sich ein durchschnittlicher Anstieg der PDs um bis zu 40 Prozent nach drei Jahren. Ein alternatives Schockszenario mit einem abrupten CO2-Preisanstieg auf 200 Euro pro Tonne führt zu vergleichbaren Ergebnissen.
Besonders betroffen sind Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Energieversorgung und Transport – aber auch innerhalb derselben Branche zeigt sich eine große Spannbreite: emissionsintensive Firmen verzeichnen teils deutlich höhere Ausfallrisiken, während CO2-arme Unternehmen wesentlich robuster erscheinen. Diese Differenzierung verdeutlicht die Bedeutung firmenspezifischer Faktoren.
Auch Banken unterschiedlich betroffen
Neben den Auswirkungen auf Unternehmensebene legt die Studie offen, dass auch die Banken selbst je nach Struktur ihres Kreditportfolios unterschiedlich stark exponiert sind. Institute mit hohem Anteil an Krediten an emissionsintensive Branchen sehen sich größeren Risiken gegenüber als Banken mit stärker diversifizierten oder klimafreundlicheren Engagements.
Fazit: Übergangsrisiken sind systemisch relevant
Die Studie unterstreicht, dass der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft nicht nur ökonomisch, sondern auch finanziell systemrelevant ist. Regulierungsbehörden und Banken sind daher gefordert, ihre Risikoanalysen und Kapitalpuffer entsprechend anzupassen. Die Ergebnisse liefern eine datenbasierte Grundlage für die Integration von Klimarisiken in das aufsichtsrechtliche Instrumentarium.