EU Reporting

„Wir mussten schneller und schlanker werden“ – Erfahrungen mit der CSRD-Erstberichterstattung

Im Rahmen der diesjährigen Amplify-Konferenz von Workiva diskutierten Expertinnen über Herausforderungen und Lehren aus dem ersten Jahr der CSRD-Umsetzung. Auf dem Podium: Gemma Sanchez-Danes, Mitglied des Sustainability Reporting Leadership Teams bei EFRAG, und Martina Boehm, Head of Management and Financial Reporting bei BASF. Im Zentrum des Gesprächs standen pragmatische Umsetzungsstrategien, der Umgang mit Unsicherheiten – und die Frage, wie aus regulatorischer Pflicht echte Wirkung entstehen kann.

21.05.2025

„Wir mussten schneller und schlanker werden“ – Erfahrungen mit der CSRD-Erstberichterstattung

Von der NFRD zur CSRD: BASF geht voraus

Obwohl Deutschland die CSRD noch nicht vollständig in nationales Recht überführt hatte, entschied sich BASF, bereits im Jahr 2024 vollständig nach den neuen ESRS-Standards zu berichten. „Wir sind seit 2007 in der integrierten Berichterstattung aktiv“, so Martina Boehm, „aber mit der CSRD kam eine neue Dimension – vor allem hinsichtlich der Anzahl und Tiefe der geforderten Offenlegungen.“

Die Entscheidung zur frühzeitigen Anwendung fiel aus Überzeugung – aber auch aus Pragmatismus: „Zum Zeitpunkt, als klar wurde, dass sich die nationale Umsetzung verzögern würde, waren unsere Vorbereitungen längst abgeschlossen. Es gab schlicht kein Zurück mehr.“

Neue Strukturen, neue Prozesse

Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, hat BASF eine eigene Kernarbeitsgruppe für Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgebaut – vergleichbar mit dem etablierten Finanzreporting-Team. Dieses „Mirror-Team“ ist für Wesentlichkeitsanalysen, die Beobachtung regulatorischer Entwicklungen und die Integration neuer Anforderungen zuständig – eng verzahnt mit der Finanzabteilung.
„Wir mussten unsere Prozesse verschlanken, um trotz höherem Aufwand weiterhin fristgerecht berichten zu können“, so Boehm. „Mehr Inhalte, aber nicht mehr Zeit – das war eine unserer größten Herausforderungen.“

EFRAG: Mehr Klarheit im Prozess gefragt

Für Gemma Sanchez-Danes von EFRAG liegt die zentrale Herausforderung im ersten Berichtsjahr weniger in den Inhalten als in deren Nachvollziehbarkeit. „Was häufig fehlt, ist die Dokumentation des Prozesses – also wie Wesentlichkeit bestimmt wurde, wer beteiligt war und wie soziale und ökologische Themen differenziert behandelt wurden.“
EFRAG hat auf Basis von über 800 Rückmeldungen mit der Überarbeitung und Vereinfachung der Standards begonnen. „Wir wollen die Anwendung alltagstauglicher machen – ohne den Anspruch auf Verlässlichkeit und Transparenz aufzugeben“, betonte Sanchez-Danes. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssten gezielter unterstützt werden, um Teil des entstehenden Nachhaltigkeitsökosystems zu werden.

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Drei Hebel für mehr Effizienz

Martina Boehm benennt drei zentrale Erfolgsfaktoren für eine robuste CSRD-Umsetzung bei BASF:
1. Datenmanagement: „Eine belastbare, zentrale Datenbasis – flexibel, aber eindeutig – ist das Fundament.“
2. Digitale Kollaboration: „Mit der Plattform Workiva konnten wir über Abteilungsgrenzen hinweg effizient zusammenarbeiten – bis in den Vorstand.“
3. Künstliche Intelligenz: „Wir setzen bereits interne Sprachmodelle ein – zur Qualitätssicherung, Textprüfung und perspektivisch für automatisierte Inhalte.“

Zwischen Agilität und Verlässlichkeit

Angesichts häufiger kurzfristiger Anpassungen betonten beide Sprecherinnen die Bedeutung von Agilität – aber auch die Notwendigkeit klarer politischer Rahmenbedingungen. „Wir brauchen stabile Spielregeln, um langfristig planen zu können“, so Boehm. Gleichzeitig müsse intern Raum für Erprobung, Fehler und Lernen bestehen. „Ein Team kann nur dann schnell reagieren, wenn es sicher arbeiten darf.“

Digitalisierung als Treiber

Ein zentrales Zukunftsthema bleibt die digitale Transformation der Berichterstattung. Für EFRAG ist klar: XBRL bleibt der technische Standard – interoperabel, maschinenlesbar, international anschlussfähig. „Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehören zusammen“, so Sanchez-Danes. Ziel sei ein einheitlicher europäischer Datenraum für geprüfte Nachhaltigkeitsinformationen.

Fazit: Pflicht mit Potenzial

Das erste Jahr der CSRD-Praxis zeigt: Die Richtlinie ist kein reines Compliance-Instrument, sondern ein strategisches Werkzeug – vorausgesetzt, Unternehmen verstehen sie als Chance. „Integrierte Berichterstattung macht den Mehrwert sichtbar“, resümiert Boehm. „Und sie zwingt uns, Geschäfts- und Nachhaltigkeitsstrategie wirklich zusammenzudenken.“


Quelle: UD
 

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