Die EU verschärft PFAS-Grenzwerte, und die Industrie reagiert mit neuer Wasserfiltrationstechnologie
Eine chemische Verbindung, die schon seit Jahren in der Industrie eingesetzt wird, bekommt gerade so richtig viel Aufmerksamkeit. Es handelt sich um per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, die kurz auch PFAS genannt werden.
23.06.2025

Sie sind langlebig und kommen zum Beispiel beim Beschichten von Stoffen zum Einsatz, die wasserabweisend sein sollen oder bei Schäumen, die Wasser löschen. Dank ihrer Vielseitigkeit sind sie in vielen industriellen Betrieben essentiell, doch die erheblichen Umweltprobleme, die mit ihrer Verwendung einhergehen, stellen die Wirtschaft und Politik zunehmend vor große Herausforderungen.
Deshalb hat die Europäische Union nun etwas Neues vor. Die Grenzwerte, die PFAS in der EU erlauben, sollen bald schon viel geringer ausfallen. Und das macht Industrien zu schaffen, die in der Produktion und der Verarbeitung von Wasser unterwegs sind. Viele Unternehmen sehen sich nun gezwungen, ihre Filtrationsprozesse anzupassen – ein Vorhaben, das sich in der Praxis oft als komplex und technisch anspruchsvoll erweist.
Weshalb dieses Thema aktuell von besonderer Relevanz ist
Vielen ist das Thema möglicherweise noch aus dem Schulunterricht vertraut, etwa durch Lehrfilme, die verdeutlichen, wie lange Kunststoffe benötigen, um sich in der Umwelt zu zersetzen. Eine einsame Plastikflasche verwittert so richtig langsam vor der Linse und eine ernste Stimme erklärt, dass der Stoff quasi ewig hält.
Auch PFAS gehören zu den sogenannten "Ewigkeitschemikalien", denn sie sind super stabil und langlebig. Wer sie benutzt, findet sie bald auch in seinen Böden, Gewässern und sogar Organismen wie Pilzen wieder. Sie werden ewig genannt, weil sie sich über Jahre hinweg in unserer Natur aufhalten.
Dass diese Stoffe erhebliche gesundheitliche und ökologische Risiken bergen, gilt inzwischen als weitgehend unstrittig. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit PFAS zeigt rasch, dass diese Substanzen nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Fortpflanzungsfähigkeit negativ beeinflussen können.
Insbesondere in der Nähe von industriellen Standorten und an Flughäfen wurden in den letzten Jahren immer wieder höhere Konzentrationen im Grund- und Trinkwasser festgestellt. Das beunruhigt nicht nur Umweltschützer, sondern auch Forscher und Ärzte.
Die Konsequenz ist, dass die EU über die Europäische Chemikalienagentur ECHA im Frühjahr 2023 eine weitreichende Beschränkung der Nutzung von PFAS vorgeschlagen hat. Und dazu gehören auch strengere Grenzwerte im Grund- und Trinkwasser.
Diese politischen Vorhaben setzen klare Signale, und zwingen die Betreiber von Industrieanlagen und kommunale Wasserversorger dazu, ihre Infrastruktur zu überdenken. Und diese Infrastruktur hat ihren Knackpunkt vor allem beim Thema Wasserfiltration.
Ein Überblick über die geplanten Grenzwerte und Fristen
Im Zuge der Novellierung der EU-Trinkwasserrichtlinie sollen also in der Zukunft deutlich niedrigere Höchstwerte für die PFAS gelten. Die Gesamtkonzentration für vier besonders kritische PFAS (PFOS, PFOA, PFNA, PFHxS) soll laut dem Vorschlag der EU auf 0,1 Mikrogramm pro Liter begrenzt werden. Genau darin liegt eine erhebliche Herausforderung für viele der aktuell eingesetzten Filtrationssysteme.
Die Fristen zur Umsetzung dieser Vorgaben variieren zwischen den Mitgliedstaaten, doch in vielen Regionen werden die Maßnahmen ab 2026 fest verpflichtend sein. Kommunen und Industrieunternehmen stehen damit unter erheblichem Druck, kurzfristig tragfähige Lösungen zu implementieren, die sowohl technisch als auch wirtschaftlich sinnvoll sind.
Innovative Filtrationslösungen für PFAS-Entfernung in der Praxis
Ein zentraler Ansatzpunkt für die Bewältigung der PFAS-Problematik ist die Weiterentwicklung moderner Filtrationssysteme. Insbesondere Aktivkohle- und Membranfiltertechnologien gelten heute als vielversprechend, denn mit ihnen können auch kleinste Molekülstrukturen sicher zurückgehalten werden.
Während Aktivkohle vor allem bei niedrigen Belastungen effizient wirkt, zeigen sich Membranfilter, also zum Beispiel Nanofiltration oder Umkehrosmose, auch bei hohen Konzentrationen als zuverlässig.
Auch andere etablierte Unternehmen entwickeln aktuell gemeinsam mit Forschungspartnern Lösungen, die nicht nur PFAS filtern, sondern auch andere mikroverunreinigende Stoffe gleichzeitig erfassen. Mehr zur technologischen Basis dieser Entwicklung findet man außerdem in der Übersicht des Umweltbundesamts.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen und Einsparpotenziale für Unternehmen
Neue gesetzliche Vorgaben bedeuten in erster Linie Investitionen. Doch sie bieten zugleich die Chance, bestehende Prozesse zu modernisieren und langfristig effizienter zu gestalten.
Denn moderne Filtrationslösungen reduzieren nicht nur Schadstoffe, sie ermöglichen oft auch eine Wiederverwendung von Prozesswasser und senken so die laufenden Betriebskosten.
Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Filtrationstechnologien setzen, können sich somit nicht nur regulatorisch absichern, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext stärken. In einer Branche, die sich immer stärker auf Umweltkennzahlen und ESG-Kriterien stützt, wird Filtration zunehmend zum Differenzierungsmerkmal.
Ein Ausblick auf kommende Forschung und Förderprogramme
Um also die Entwicklung und auch die Implementierung effizienter Wasseraufbereitungssysteme weiter voranzutreiben, stellt die Europäische Union nicht einfach nur Anforderungen.
Es soll stattdessen natürlich auch Fördermittel geben. Und zu denen gehören Programme wie „Horizon Europe“ und der „Green Deal Industrial Plan“. Auch nationale Programme, wie etwa das deutsche „Umweltinnovationsprogramm“, unterstützen gezielt Pilotprojekte im Bereich nachhaltiger industrieller Wasseraufbereitung. Hinzu kommen branchenspezifische Fördertöpfe, etwa für den Anlagenbau oder die chemische Industrie, die über regionale Projektträger und Ministerien abrufbar sind.
Und das dient nicht nur den Unternehmen, sondern letzten Endes vor allem den Bewohnern der Länder in der EU. Denn wenn belastete Gewässer gereinigt werden, kommt das der Umwelt, dem Grundwasser und der Gesundheit aller zugute. Wir haben also alle etwas davon, wenn sich der Standard für Wasserfiltration in der gesamten EU steigert.
Und besonders interessant für Unternehmen ist dabei, dass die Förderung sowohl technologische Neuentwicklungen als auch die Nachrüstung bestehender Systeme abdecken kann.