EU Reporting

DAX-Konzerne senken direkte Emissionen – aber Gesamtbilanz trübt sich ein

Trotz sechs Prozent weniger Emissionen im Betrieb stiegen die Gesamtemissionen der 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands 2024 um 19 Prozent. Ursache ist vor allem die erweiterte ESG-Berichterstattung nach CSRD. Auch der Energieverbrauch legte zu – fossile Quellen dominieren weiter. Die Bilanz zeigt: Für echten Klimafortschritt braucht es mehr als Transparenz.

23.06.2025

DAX-Konzerne senken direkte Emissionen – aber Gesamtbilanz trübt sich ein

Die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands haben ihre direkten Treibhausgasemissionen im Geschäftsjahr 2024 um 6 Prozent reduziert. Das entspricht einer Einsparung von rund 11,6 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen umfassen die Emissionen aus dem laufenden Betrieb (Scope 1) und dem Verbrauch eingekaufter Energie (Scope 2). Doch trotz dieses Fortschritts fällt die Gesamtbilanz durchwachsen aus: Bei der Einbeziehung von Emissionen aus der Lieferkette (Scope 3) ergibt sich ein deutlich höherer Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck als im Vorjahr – auch weil viele Unternehmen erstmals vollständige Daten nach einheitlichen ESG-Standards veröffentlicht haben.

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Mehr Transparenz, aber auch mehr Emissionen

Insgesamt beliefen sich die Emissionen der DAX-Konzerne 2024 unter Einbeziehung aller Scopes auf rund 4,1 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid – ein Anstieg um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zunahme ist nach Einschätzung der Analysten allerdings weniger auf eine tatsächliche Verschlechterung der Klimabilanz zurückzuführen als vielmehr auf die erweiterte Berichterstattung nach neuen ESG-Vorgaben. Vor allem die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive) sorgt für mehr Vollständigkeit und Vergleichbarkeit in den Daten – und deckt auch Emissionen auf, die bisher nicht oder nur unvollständig ausgewiesen wurden.

Energieverbrauch steigt – fossile Quellen dominieren

Neben der Ausweitung der Berichtspflichten zeigt die Auswertung auch eine unerfreuliche Entwicklung beim Energieverbrauch: Im Jahr 2024 stieg der gesamte Energieverbrauch der DAX-Unternehmen um 9 Prozent. 23 von 40 Unternehmen meldeten höhere Energieverbräuche als im Vorjahr. Ein wesentlicher Grund dafür ist die erstmalige Meldung von Energiedaten durch den besonders verbrauchsintensiven Energiekonzern RWE.

Trotz politischer und wirtschaftlicher Bemühungen um die Energiewende deckten die DAX-Unternehmen im vergangenen Jahr weiterhin 84 Prozent ihres Energiebedarfs aus fossilen Quellen. Lediglich knapp 16 Prozent entfielen auf erneuerbare Energien – ein Wert, der das Ausmaß der Abhängigkeit von Kohle, Gas und Öl unterstreicht. Der Anteil der Kernenergie lag bei nur 0,3 Prozent.

Große Unterschiede zwischen den Unternehmen

Die Analyse zeigt große Unterschiede im Fortschritt der Unternehmen bei der Dekarbonisierung. Während einige Konzerne deutliche Kohlenstoffdioxid-Reduktionen erreichen konnten – Volkswagen etwa reduzierte seine direkten Emissionen um 27 Prozent –, meldeten 17 Unternehmen für 2024 höhere Emissionen als im Vorjahr. Hier könnten neben realen Anstiegen auch neue Erfassungsmethoden und zusätzliche Emissionskategorien eine Rolle gespielt haben.

Beim Anteil erneuerbarer Energien zeigen sich ähnliche Spannweiten: Während die Deutsche Telekom mit einem Anteil von 93 Prozent vorbildlich abschneidet, kommen große Industrieunternehmen wie RWE (4,1 Prozent) und BASF (4,8 Prozent) kaum voran. Das unterstreicht die strukturellen Herausforderungen energieintensiver Branchen bei der Transformation.

Dekarbonisierung auf dem Prüfstand


Die erstmals vollständige Emissionsinventur nach neuen ESG-Standards ermöglicht einen realistischeren Blick auf die Umweltbilanz der DAX-Konzerne – und zeigt zugleich, dass viele Unternehmen an einem Wendepunkt stehen. Leicht umsetzbare Maßnahmen zur Kohlenstoffdioxid-Reduktion sind weitgehend ausgeschöpft. Künftig werden tiefgreifendere Veränderungen in den Produktionsprozessen notwendig sein, um weitere Fortschritte zu erzielen.

Gleichzeitig warnen Fachleute davor, dass geopolitische Unsicherheiten, sinkende Unternehmensgewinne und internationaler Wettbewerbsdruck dazu führen könnten, dass Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis an Priorität verliert. Die Herausforderung für die kommenden Jahre lautet daher: trotz Krisen Kurs halten bei Klimazielen und Transformation. Nur so lässt sich langfristige Wettbewerbsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung verbinden.

Quelle: UD/pm
 

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