EU Reporting

CSRD-Berichte im Praxistest: Nachhaltigkeit wird strategisches Steuerungsinstrument

Erkenntnisse von der Workiva Amplify Konferenz in Barcelona zeigen, wie Unternehmen die europäische Berichterstattungspflicht zur unternehmerischen Transformation nutzen.

19.05.2025

CSRD-Berichte im Praxistest: Nachhaltigkeit wird strategisches Steuerungsinstrument

Nachhaltigkeit ist auf dem Sprung von der Berichtspflicht zur strategischen Führungsaufgabe. Diese zentrale Erkenntnis präsentierte das US-amerikanische Softwareunternehmen Workiva auf seiner europäischen Amplify Konferenz in Barcelona. Basierend auf einer Analyse von 50 ersten Unternehmensberichten nach der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) zeigt Workiva: Die Berichterstattung entwickelt sich vom regulatorischen Pflichtprogramm zu einem Hebel für Resilienz, Wertschöpfung und Transparenz – und das bereits im ersten Jahr ihrer Anwendung.

Ein Drittel des Geschäftsberichts ist Nachhaltigkeit gewidmet

Die Auswertung dokumentiert einen klaren Trend: Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil der Unternehmensstrategie geworden. Rund ein Drittel des Umfangs der Geschäftsberichte bezieht sich mittlerweile auf nichtfinanzielle Informationen. Über 90 % der analysierten Unternehmen haben interne Kontrollsysteme eingeführt, um Nachhaltigkeitsdaten abzusichern, und ebenso viele integrieren ESG-Ziele in das Managementsystem. Mehr als 80 % haben konkrete Scope-3-Ziele sowie Transformationspläne definiert – also Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Diese Ergebnisse zeigen: Der Mehrwert der CSRD liegt nicht nur in der regulatorischen Konformität, sondern in der verbesserten Steuerbarkeit und Transparenz komplexer Zusammenhänge zwischen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung.

Doppelte Wesentlichkeit schafft neue Einsichten

Ein besonders wirkungsvolles Instrument ist die sogenannte doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Sie zwingt Unternehmen dazu, sowohl die Auswirkungen ihres Handelns auf Umwelt und Gesellschaft als auch umgekehrt die Risiken und Chancen externer Faktoren für das eigene Geschäftsmodell zu analysieren. Die meisten Unternehmen identifizierten dabei signifikant mehr Wirkungen als Risiken oder Chancen – ein Indiz dafür, dass diese neue Perspektive bislang verborgene Handlungsfelder sichtbar macht. Für zentrale Branchen wie Automobil, Maschinenbau oder Chemie ist diese Analyse besonders bedeutsam.

Amplify Konferenz 2025
Amplify Konferenz 2025
Amplify Konferenz 2025
Amplify Konferenz 2025

Klimaschutz, Belegschaft und Ethik dominieren die Berichte

Nahezu alle Unternehmen stufen den Klimawandel (ESRS E1), die eigene Belegschaft (S1) und Unternehmensverhalten (G1) als wesentlich ein. Rund sieben der zwölf thematischen ESRS-Standards gelten im Schnitt als relevant. Besonders auffällig: Viele Unternehmen nutzen die Berichterstattung proaktiv, um Vertrauen bei Investoren, Kunden und Aufsichtsbehörden zu gewinnen – und nicht nur, um regulatorischen Anforderungen zu genügen. Bekannte Unternehmen wie Heineken oder Swedbank berichteten sogar freiwillig, bevor die nationalen Umsetzungen in Kraft traten.

Externe Prüfung und steigende Kosten

Mit der CSRD ist auch eine externe Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte vorgeschrieben.
Alle untersuchten Unternehmen beauftragten dabei denselben Wirtschaftsprüfer wie für die Finanzberichterstattung. Die zusätzlichen Prüfkosten für sogenannte „Assurance-Leistungen“ stiegen um durchschnittlich 50 % – ein klares Signal für die wachsende Bedeutung verlässlicher Nachhaltigkeitsdaten.

Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg

Ein weiterer Fokus der Konferenz lag auf der Rolle technologischer Plattformen bei der Umsetzung der CSRD-Anforderungen. Besonders für Unternehmen in datenschutzsensiblen Märkten wie Deutschland ist eine sichere, kollaborative und automatisierte Datenerfassung und -verarbeitung essenziell. Die Digitalisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung kann nicht nur Fehler vermeiden, sondern auch Effizienzgewinne schaffen – etwa durch Echtzeitdaten, präzisere Analysen und beschleunigte Entscheidungsprozesse.

Politische Unsicherheit durch Omnibus-Verfahren

Während Unternehmen erste Umsetzungsfortschritte erzielen, sorgt die EU-Kommission mit dem sogenannten Omnibus-Verfahren für Verunsicherung. Die darin vorgesehenen Vereinfachungen – etwa höhere Schwellenwerte für Berichtspflichten oder eine Reduktion der geforderten Datenpunkte – könnten dazu führen, dass viele Unternehmen künftig nicht mehr berichten müssten. Experten wie Andie Wood von Workiva warnen jedoch davor, die transformative Wirkung der CSRD durch zu starke Deregulierung abzuschwächen. Denn die Investition in nachhaltige Steuerungssysteme sei langfristig ebenso wertvoll wie digitale Transformation.

Fazit: Vom Bericht zur strategischen Neuausrichtung

Die ersten Erfahrungen mit der CSRD zeigen: Die neue Berichtspflicht bietet weit mehr als regulatorische Orientierung. Sie stärkt die unternehmensweite Zusammenarbeit, erhöht die Datenqualität und ermöglicht eine bessere Risikosteuerung. In einem von Krisen geprägten Umfeld schafft die Integration von Nachhaltigkeit einen langfristigen Wettbewerbsvorteil.

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Quelle: UD
 

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