Deutsche AIDS-Stiftung legt "AIDS Epidemic Update 2006" vor
Trotz zunehmender Anstrengungen bei der Bekämpfung der weltweiten AIDS-Epidemie, etwa durch verbesserten Zugang zu effizienten Behandlungs- und Präventionsprogrammen, konnte die Epidemie weltweit nicht gestoppt werden. Der aktuelle UNAIDS/WHO-Bericht "AIDS Epidemic Update 2006" zeigt: 39,5 Millionen Menschen leben weltweit mit dem Virus, darunter 17,7 Millionen Frauen und 2,3 Millionen Kinder. 4,3 Millionen Menschen infizierten sich im Jahr 2006 mit dem Virus, darunter 530.000 Kinder. 2,9 Millionen Menschen starben 2006 an den Folgen von AIDS.
23.11.2006
Afrika südlich der Sahara trägt die Hauptlast der weltweiten HIV-Epidemie. Zwei Drittel (63 Prozent) aller Erwachsenen und Kinder mit HIV weltweit leben dort, mit einem Epizentrum im südlichen Afrika. Frauen gehören vor allem in dieser Region, aber auch weltweit zu den besonders verletzlichen Gruppen und tragen einen
unverhältnismäßig hohen Anteil der AIDS-Last. Auf jeweils zehn erwachsene Männer mit dem HI-Virus kommen in Afrika südlich der Sahara ungefähr 14 erwachsene Frauen, die mit dem Virus infiziert sind. Über alle Altersgruppen hinweggesehen, sind dort 59 Prozent der HIV-infizierten Menschen Frauen. Sie infizieren sich mit höherer Wahrscheinlichkeit, sie sind aber auch diejenigen, die in den meisten Fällen Menschen mit HIV-Infektionen betreuen. In vielen Ländern steigen auch die Infektionsraten bei schwangeren Frauen.
Um diese dramatische Entwicklung zu stoppen, müssen zahlreiche Maßnahmen ergriffen werden. "Dabei ist das Engagement der Regierungen der betroffenen Länder ganz entscheidend", betonte Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung, bei der Vorstellung des "AIDS Epidemic Update 2006" in Berlin. "Die Tabuisierung des Themas AIDS und die Ausgrenzung betroffener Menschen verhindern einen wirksamen Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Virus." Präventionsmaßnahmen könnten nur funktionieren, wenn ein Klima der Offenheit herrsche. Das Beispiel Deutschland mit einer der niedrigsten Prävalenzraten weltweit habe gezeigt, dass Prävention und Aufklärung funktionieren können. Langfristig könne die weltweite AIDS-Epidemie jedoch nur durch die Entwicklung neuer Präventionstechnologien wie Mikrobizide und Impfstoffe aufgehalten werden.
UNAIDS unterstreicht, dass der künftige Verlauf der weltweiten Epidemie stark von den Verhaltensweisen der jungen Menschen abhänge. Daher sind Aufklärungs- und Präventionsprojekte, vor allem für besonders verletzliche Gruppen, nach wie vor von besonderer Bedeutung. Gleichzeitig muss der Zugang zu medizinischer Therapie verbessert werden. Damit Behandlung und Pflege auch gewährleistet sind, muss die medizinische Infrastruktur ausgebaut werden. In Afrika beispielsweise werden dringend medizinische Fachkräfte benötigt. Das bedeutet, dass keine Ärzte und Krankenschwestern aus Afrika abgeworben werden dürfen. Viele von ihnen wollen in der Heimat bleiben, wenn sie eine angemessene Bezahlung erhalten.
Nach Ansicht von Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul muss der Schutz von Frauen und Mädchen im Kampf gegen HIV/AIDS eine größere Rolle spielen. "Der diesjährige Bericht von UNAIDS bestätigt, dass inzwischen fast die Hälfte der infizierten Menschen weltweit Frauen sind, vor 10 Jahren waren es nur 12 Prozent", sagte die Ministerin. Mädchen und Frauen seien durch Diskriminierung und Gewalt in besonderer Weise von Infektion und Krankheit bedroht. Deshalb wolle die Bundesregierung bei der G8- und EU-Ratspräsidentschaft das Thema AIDS hochrangig auf die Tagesordnung setzen und die besondere Unterstützung der Frauen dabei betonen. Hoffnung mache die Entwicklung von Mikrobiziden, die Frauen einen eigenverantwortlichen Schutz vor HIV/AIDS ermöglichen könnten.
Das Aktionsbündnis gegen AIDS sieht in dem aktuellen Statusbericht ein Alarmsignal, das auch die Bundesregierung endlich aufrütteln sollte. Der Bericht zeige, so Christel Rüder, Sprecherin des Aktionsbündnis gegen AIDS, dass die Finanzierung noch immer eine zentrale Schwachstelle ist. Von 18,1 Milliarden US-Dollar, die nach UNAIDS-Schätzungen im Jahr 2007 gebraucht werden, sind aktuell nur 10 Milliarden US-Dollar zugesagt. Während die Zahl der Menschen, die mit HIV/Aids leben, weltweit steigt und HIV/Aids in vielen Ländern die Sterberaten drastisch nach oben treibt, plane der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages für 2007 zugesagte Mittel für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria zu kürzen. Die unzureichende Finanzierung gefährde eine umfassende und wirksame Aids-Politik.
Der aktuelle UNAIDS/WHO-Bericht "AIDS Epidemic Update 2006", dessen deutsche Version die Deutsche AIDS-Stiftung in diesem Jahr erneut in Kooperation mit UNAIDS herausbringt, steht auf der Website der Deutschen AIDS-Stiftung unter der folgenden Adresse zum Download zur Verfügung: www.aids-stiftung.de.