Umfrage: Image von Stiftungen bleibt unscharf

Seit mehreren Jahren erlebt Deutschland einen Stiftungsboom, der 2004 mit 852 Neugründungen einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Trotzdem weiß die Bevölkerung wenig über die Arbeit von Stiftungen. Auch das Image von Stiftungen hat sich gewandelt: Während Stiftungen traditionell vor allem Geld an Bedürftige verteilen und Projekte Dritter fördern, assoziieren viele Bürger Stiftungen heute mit Einrichtungen, die Gelder für einen guten Zweck sammeln. Das belegt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt wurde.

20.04.2005

Demnach kennen nur 50 Prozent der Deutschen überhaupt eine Stiftung. Bei der Frage nach den Aktivitäten von Stiftungen entfallen die meisten Nennungen (23 Prozent) auf die Antwort "Spenden sammeln" - die traditionellen Geldgeber erscheinen also vielen heute als Geldeintreiber. Die zweithäufigste Antwort (21 Prozent) lautet "weiß nicht".

Insgesamt stehen die Deutschen gemeinnützigen Stiftungen skeptisch gegenüber. Nur 40 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass Stiftungen "effektiver arbeiten als der Staat" - mit diesem Argument begründen gemeinnützige Stiftungen ihre Steuerprivilegien. Fast ein Drittel der Bevölkerung ist der Auffassung, dass Stifter vor allem deshalb eine Stiftung gründen, weil sie Steuern sparen wollen - ein Trugschluss, denn das an die Stiftung übertragene Kapital steht dem Stifter nicht mehr zur Verfügung. Überdies sind nur 31 Prozent der Meinung, dass es "mehr Stiftungen geben" sollte. Angesichts dieser Ergebnisse müssen Stiftungen mehr tun, um die Öffentlichkeit über ihre Tätigkeiten und Ziele zu informieren.

Stifter sind jünger und bescheidener, aber auch ärmer als gedacht

Deutsche Stifter sind im Durchschnitt wesentlich jünger und sozial engagierter, aber auch weniger vermögend und eitel als angenommen. Das geht aus einer breit angelegten Studie der Bertelsmann Stiftung hervor, die heute in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wird. In der „StifterStudie“ wurden erstmals Motive und Charakteristika von Stiftern empirisch untersucht und dazu 629 Personen befragt - nahezu die Hälfte derjenigen, die seit 1990 eine gemeinnützige Stiftung gegründet haben.

Demnach waren fast 40 Prozent der Stifter zum Zeitpunkt der Gründung unter 60 Jahre alt. Außerdem stiften zwar viele Vermögende, aber nicht alle Stifter sind reich: Ein Fünftel besitzt nach eigenen Angaben weniger als 250.000 Euro. Daher sind etliche Stiftungen mit vergleichsweise geringem Kapital ausgestattet. 43 Prozent verfügen über Einlagen von maximal 100.000 Euro - der Mindestbetrag, ab dem eine sinnvolle Projektarbeit möglich ist, weil Stiftungen ihr Kapital nicht aufbrauchen dürfen.

Entsprechend ändern Stiftungen ihren Charakter. Während sie früher meist Dritte mäzenatisch förderten, sind mittlerweile 40 Prozent operativ tätig, führen also eigene Projekte durch. Überdies wirbt jeder zweite Stifter um Spenden oder Zustiftungen. Bei der Wahl der Rechtsform Stiftung war für 71 Prozent entscheidend, die Verwendung ihrer Gelder auf lange Sicht selbst bestimmen zu können. Dafür setzen sie sich intensiv ein: Knapp zwei Drittel engagieren sich nach eigener Einschätzung stark oder sehr stark in ihrer Stiftung.

Dagegen spielt der Wunsch, sich selbst ein Denkmal zu setzen, eine eher geringe Rolle: Mehr als 40 Prozent aller Stiftungen tragen nicht den Namen ihres Gründers. Zudem sind Stifter überdurchschnittlich gebildet, religiös und kinderlos. 36 Prozent haben einen Hochschulabschluss, zwei Drittel bezeichnen sich als gläubig, 42 Prozent haben keine direkten Nachkommen.

„Mit der StifterStudie soll die Öffentlichkeit ein genaueres Bild über die Beweggründe und Erfahrungen von Stiftern gewinnen“, kommentiert Prof. Heribert Meffert, Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung, die Forschungsergebnisse: „Darüber hinaus möchten wir potenzielle Stifter ansprechen, zur Professionalisierung des Stiftungssektors beitragen und Beratern von Stiftern ermöglichen, ihre Informations- und Serviceangebote zu verbessern.“
Quelle: UD
 
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