Biodiversität

Menschliche Landnutzung lässt Ökosystemen keinen Platz mehr

Mehr als zehn Mio. Bildpunkte der Erdoberfläche hat das Forscherteam um Helmut Haberl vom Institute of Social Ecology der Alpen Adria Universität Klagenfurt ausgewertet. Die Forscher sind auf der Suche nach Spuren, wie die menschliche Landnutzung die Ökosysteme beeinflusst.

01.08.2008

Die Forscher haben auf globaler Ebene aufgezeigt, wie sich Land- und Forstwirtschaft, Bodendegradation und Siedlungstätigkeit auf die Biosphäre auswirken. Ein Teil der Untersuchungen im Rahmen eines Projektes des Wissenschaftsfonds FWF sind aber auch Modellrechnungen für die Zukunft, um mögliche Konsequenzen für die globale Nachhaltigkeit abschätzen zu können.

"Mit Hilfe von geografischen Informationssystemen GIS konnten wir die gesamte terrestrische Oberfläche der Erde in Form von Landkarten abbilden und haben ein recht genaues Bild gezeichnet, das durchgehend eine ähnlich gute Qualität verspricht", so Haberl imInterview. Bisher gab es nur insgesamt vier solcher Studien, die aber keine GIS-Karten enthielten und deren Genauigkeit um Zehnerpotenzen geringer war. Ein wesentlicher Schluss aus den Untersuchungen war, dass der enorme Flächenbedarf für menschliche Landnutzung den Ökosystemen unserer Erde immer weniger Raum zum Leben lässt. "Heute verbrauchen die Menschen durch ihre Landnutzung bereits über 20 Prozent der natürlichen Biomasseproduktion der Erde und berauben die Ökosysteme damit ihrer wichtigsten Energiequelle."

In einem kürzlich gestarteten neuen Forschungsvorhaben wollen die Wissenschaftler Kausalanalysen durchführen, um zu sehen, welche Faktoren welche Veränderungen herbeiführen. "Anhand der Zeitdynamik sollen die sozialen, ökonomischen und natürlichen Faktoren bestimmt werden, die zur menschlichen Dominanz über die Ökosysteme führen." Darüber hinaus wollen die Forscher auch feststellen, zu welchen Konsequenzen diese Dominanz führen kann, etwa Verlust an Biodiversität oder essenziellen Ökosystemleistungen. Die Experten ermitteln den so genannten HANPP-Indikator, der die menschliche Aneignung von Nettoprimärproduktion misst. "Dabei handelt es sich um die Biomasse, welche die Primärproduzenten - die grünen Pflanzen - nach Abzug der eigenen Zellatmung produzieren und die somit jährlich als Energie-Input für Ökosysteme zur Verfügung steht", erklärt der Forscher.

"Um erstmals die Faktoren für die menschliche Landdominanz bestimmen zu können, erstellen wir eine globale HANPP-Zeitreihe, die vom 18. bis ins 20. Jahrhundert reicht." Anhand dieser könne man nicht nur analysieren, wie sich der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft auf die Ökosysteme ausgewirkt hat - also welcher Anteil der Nettoprimärproduktion durch menschliche Aktivitäten den natürlichen Ökosystemen verloren gegangen ist - sondern auch untersuchen, welche Veränderungen in natürlichen und sozioökonomischen Systemen zu Veränderungen der HANPP geführt habe. "Auf sozioökonomischer Ebene zählen beispielsweise zunehmender Wohlstand oder landwirtschaftliche Technologien zu den wesentlichen Parametern", erklärt Haberl. "Zudem werden auch natürliche Beschränkungen wie die Beschaffenheit von Erdböden oder das Klima in die Analyse einbezogen." Das Projekt wird damit wichtige Grundlagen für eine nachhaltigere Bewirtschaftung der globalen Landökosysteme bei der Produktion von Nahrung und (Bio-)Energie schaffen.
Quelle: pte
 
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