Biodiversität

GTZ: Ressourcenmanagement in Mauretanien

Wo Sahara und Wattenmeer aufeinandertreffen, bietet die Natur ein facettenreiches Bild: Im mauretanischen Nationalpark Banc d’Augin umspielt der raue Atlantik Sanddünen, Wattflächen, kleine Inseln und Mangrovenwälder. Er beherbergt tausende Seevögel und rund zwei Millionen Zugvögel. Seine Fischgründe gelten als die reichsten Westafrikas, so dass die Fischerei eine der wichtigsten Einnahmequellen bildet. Seit 1989 ist der Park UNESCO Weltnatur- und kulturerbe. Mit dem Programm „Management natürlicher Ressourcen“ setzt sich die GTZ für den Erhalt dieses Naturparadieses und seiner Ressourcen ein. Die Integration der Küstenbewohner ist dabei entscheidend.

26.07.2010

Foto: helio&vanIngen/PNBA
Foto: helio&vanIngen/PNBA
Für die Imraguen - die Bewohner des Banc d’Arguin - bildete der Fisch schon immer eine wichtige Nahrungsgrundlage. Doch in ihrer geringen Zahl von nur 1.500 Küstenbewohnern stellten sie nie eine Bedrohung für die Fischbestände dar. Sie ernährten sich überwiegend von Meeräschen und lebten mit ihren schonenden Fangmethoden sozusagen im Einklang mit der Natur. Das änderte sich aber mit der Entwicklung des Fischereisektors, der Mitte der Siebziger im restlichen Mauretanien noch eine untergeordnete Rolle spielte. Inzwischen sind der Fischfang und -export wichtige Devisenquellen für die mauretanische Regierung. Nationale und internationale industrielle Fangflotten fischen neben Kleinfischern mit etwa 4.000 motorisierten Booten. Die Übernutzung wird  für die wirtschaftlich wertvollen Bestände des Landes wie Tintenfisch und edle Speisefische zur Bedrohung. Der Regierung Mauretaniens gelingt es nur unzureichend, Regelungs- oder Beschränkungssysteme zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischerei-Ressourcen durchzusetzen.

Deutschland konzentriert sich daher bei der Unterstützung Mauretaniens auf zwei Schwerpunkte: Gute Regierungsführung und Umweltpolitik sowie Schutz und Management natürlicher Ressourcen. In diesem Rahmen führt die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Programm zum besseren Ressourcenmanagement in Mauretanien durch. Letzteres orientiert sich am Nationalen Umweltaktionsplan und den internationalen Umweltkonventionen wie dem Abkommen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Eine Komponente des Ressourcenmanagementprogramms ist die fachliche und organisatorische Unterstützung des Nationalparks Banc d’Arguin.

Foto: helio&vanIngen/PNBA
Foto: helio&vanIngen/PNBA
Gemeinsame Abstimmungsprozesse

Hauptaufgabe der GTZ im Nationalpark Banc d’Arguin ist es, die Parkverwaltung beratend zu unterstützen und so handlungsfähiger zu machen. Seit die GTZ 2002 ihre Arbeit im Nationalpark aufnahm, wurde ein konkreter Management- und Geschäftsplan entwickelt und erst kürzlich für den Zeitraum 2010-2014 fortgeschrieben, ein Buchhaltungssystem für alle Finanzströme eingeführt und die nötige Computertechnik angeschafft. Wichtiger Schritt war auch die Neustrukturierung des Mitarbeiterstabs: Dazu wurden konkrete Stellenbeschreibungen verfasst, überzählige Mitarbeiter entlassen und neues, entsprechend qualifiziertes Personal eingestellt. Die Parkverwaltung ist dafür verantwortlich, die Verordnungen zur Erhaltung des Parks und der nachhaltigen Bewirtschaftung seiner Ressourcen durchzusetzen und deren Einhaltung zu kontrollieren.  Für den Erlass dieser Verordnungen ist die Regierung oder das Parlament zuständig.

Bei der Festlegung bestimmter Regelungen arbeitet die Parkverwaltung aber in Abstimmung mit den Küstenbewohnern und anderen betroffenen Institutionen. So wurde zum Beispiel ein Fischereikomitee eingerichtet, bestehend aus Repräsentanten aller im Park gelegenen Dörfer. In Sitzungen mit der Verwaltung handeln sie gemeinsam jährliche Höchstmengen für den Fang nicht gefährdeter Fischarten innerhalb der Parkgrenzen aus. Dort haben nämlich die Imraguen das exklusive Nutzungsrecht, da sie mit ihrer begrenzten Zahl von Segelbooten keine Bedrohung für den Fischbestand darstellen. Das Fischen mit Motorbooten ist hier verboten. Das heißt, die Imraguen müssen innerhalb der Schutzzone nicht mit der großen Zahl der modern ausgerüsteten Fischer konkurrieren. Dafür müssen sie jedoch bestimmte Bedingungen einhalten, bei deren Aushandlungen sie durch die Einbeziehung in den Verwaltungsrat Einfluss nehmen konnten. Es geht dabei zum Bespiel um die Festlegung der Fangmethoden, die Art der Netze, Fangverbote für bedrohte Arten sowie um die Sanktionen bei Verstößen. Aus diesen Abstimmungsprozessen ziehen alle Beteiligten ihren Nutzen: „Wir haben viel von den Imraguen gelernt. Sie hatten ja schon immer ihre Fangpläne und kennen die Gewässer. Sie haben selbst großes Interesse am Schutz ihrer Fischgründe“, erklärt Abou Gueye von der Parkverwaltung.
Der Nationalpark Banc d’Augin. Foto: helio&vanIngen/PNBA
Der Nationalpark Banc d’Augin. Foto: helio&vanIngen/PNBA
Frauen leisten Beitrag zum Familienbudget

Der Nutzungsverzicht der Imraguen wird kompensiert durch die Förderung von alternativen Einkommensmöglichkeiten bei der Fischverarbeitung und dem Ökotourismus. Bedarf besteht hier zum Beispiel bei den Frauenvereinigungen, die sich der Zubereitung und Konservierung von Fischrogen sowie der Herstellung von Trockenfisch und Fischöl widmen. 2006 erhielt eine der Frauengruppen umgerechnet rund 1.500 Euro. Diesen Kredit zahlte sie innerhalb von 45 Tagen zurück und konnte in dieser Zeit schon einen Gewinn von 160 Euro erwirtschaften. Fatimatou Mint Abdallah nahm zum Beispiel innerhalb von fünf Monaten 390 Euro ein. Dabei liegt das durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen in Mauretanien bei nur 280 Euro. „Meine Familie freut sich. Damit kann ich etwas zur Ausbildung unserer Kinder beisteuern“, so Fatimatou Mint Abdallah

Zusätzliche Einkommensquelle bietet aber auch der Ökotourismus, der ebenfalls überwiegend Sache der Frauen ist. Bedingung der Parkverwaltung ist, dass der Tourismus in ökologisch verträglicher Form statt findet. So verfügt eine der Frauen-Kooperativen über 23 Zelte, in denen Urlauber und Durchreisende untergebracht werden können. Dazu bieten die Frauen Mahlzeiten aus der eigenen Küche an. Auch hierbei können sie finanzielle Unterstützung durch die Genossenschaften in Anspruch nehmen, die sie dann während der Saison zurückzahlen. Rund 2.300 Reisende übernachteten in einer Saison in den Touristencamps der Dörfer Arkeiss, Iwik und Mamghar.
Quelle: UD
 
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