Produktion

Erdgas: Zukunftstechnologie und Lindes Beitrag für die Energiewende

Erdgas ist ähnlich einsetzbar wie Öl, produziert dabei aber wesentlich weniger CO2. Darüber hinaus reichen die weltweiten Erdgasreserven noch für etwa 200 Jahre und damit deutlich länger als der zur Neige gehende Rohstoff Öl. Auch aus diesem Grund ist Philip Watts, Vorstand Royal Dutch/Shell überzeugt, dass ab dem Jahr 2025 mehr Erdgas als Rohöl verbraucht wird. In der neuen Ausgabe des Magazins „Linde Technologie“ stellt das Münchener Unternehmen den Rohstoff jetzt als Titelthema vor. Neben den Einsatzmöglichkeiten als Kraftstoff zeigt die Linde Group vor allem auf, welche technologischen Innovationen in der Zukunft noch zu erwarten sind.

23.05.2011

Dass die Energiewende kommen muss, ist in weiten Teilen von Politik und Gesellschaft unumstritten. Wie der Fahrplan für eine klimafreundlichere Energieversorgung aussehen kann, ist allerdings weiter unklar. Geht es nach dem Willen vieler Experten und auch der Linde Group, wird Erdgas bei der Umstellung aber eine wichtige Rolle als Brückentechnologie einnehmen. Bereits heute zählt der Rohstoff zu den wichtigsten globalen Energiequellen - etwa 25 Prozent des Energiebedarfs werden zurzeit mithilfe von Erdgas gedeckt. Die Vorteile gegenüber Öl liegen laut Linde dabei auf der Hand: so entstehen bei der Verbrennung von Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas, fast 30 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid, und die weltweiten Reserven sollen heutigen Berechnungen zufolge noch bis ins Jahr 2200 reichen.

In kühleren Klimazonen wird Erdgas dabei überwiegend zum Heizen eingesetzt. In seinem Bericht zeigt Linde jetzt auf, dass der Rohstoff aber auch in anderen Bereichen eine sinnvolle Alternative zu vorhandenen Energieträgern darstellen kann. So eignet sich Erdgas beispielsweise auch für die Stromproduktion oder als Treibstoff für LKW und den globalen Schiffsverkehr. Vom Erfolg ist man nicht nur bei Linde überzeugt. So unterstrich Hermann J. Klein, Vorstandsmitglied der Germanischen Lloyd, auf dem ersten Umweltkongress der Schifffahrtsbranche 2010 die klimafreundlichen Eigenschaften des Kraftstoffes und schätzte, dass bis 2035 die meisten Schiffe mit Liquefied Natural Gas (LNG), einem aus Erdgas gewonnenen Kraftstoff, angetrieben werden.

Technik und Innovation

Bevor das Erdgas allerdings im Tank, im Kraftwerk oder im Heizungskessel zu Wärme oder Energie umgewandelt werden kann, muss der Rohstoff von den Förderstätten zu den Verbrauchern gebracht werden. Wie beim Öl liegen die Quellen allerdings oftmals in weit entlegenen und schwer zugänglichen Regionen der Erde. Um das Gas über Tausende Kilometer befördern zu können, hat sich in den letzten Jahren ein Verfahren durchgesetzt, bei dem das Erdgas zuerst verflüssigt wird, um mit Schiffen um den Globus transportiert zu werden. Anschließend wird es erneut „verdampft“ und über ein Pipelinenetz direkt zum Verbraucher geleitet. Flüssiggas eignet sich für den Transport am besten, weil es nach dem Abkühlen auf minus 160 Grad nur noch ein 600stel des ursprünglichen Volumens einnimmt.

Gerade beim Verflüssigen leistet moderne Technik von Linde einen wichtigen Beitrag: „Um Erdgas in LNG zu überführen, ist modernste Tieftemperaturtechnik (Kryotechnik) notwenig. Die Verfahren gehören zu unseren Kernkompetenzen“, erklärt Marcus Lang, Leiter Erdgasanlagen bei Linde und führt weiter aus: „Die meisten World-Scale-LNG-Anlagen verwenden gewickelte Wärmetauscher, die bis zu 70 Meter hoch sind. Linde ist eines von zwei Unternehmen weltweit, das diese Technologie beherrscht.“ Diese Technik wird dabei nicht nur in den eigenen LNG-Anlagen, sondern auch von Unternehmen wie Shell, Woodside, ConocoPhillips und anderen Öl- und Gaskonzernen eingesetzt. Für den regionalen Markt bietet Linde zudem kleinere Anlagen, die zwischen 10.000 und 1,5 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr produzieren und in China, Australien oder etwa Südafrika schon erfolgreich eingesetzt werden.

Flüssiges Gas aus den Tiefen der Barentssee

Gut 700 Kilometer nördlich des Polarkreises im äußersten Norden Europas wird seit einigen Jahren Erdgas aus dem in der norwegischen Barentssee gelegenen Erdgasfeld „Schneewittchen“ gepumpt. Etwa 100 Kilometer weiter südlich hat Linde zusammen mit dem norwegischen Energiekonzern Statoil eine der innovativsten World-Scale-LNG-Anlagen der Welt geplant und umgesetzt. Die Hightech-Fabrik auf der Insel Melkøya stellte die Ingenieure dabei allerdings vor große Herausforderungen. Bei Minustemperaturen und arktischen Windverhältnissen musste der Bau in einem langen Entwicklungsprozess an die Wetterverhältnisse angepasst werden. Seit 2008 produziert die Anlage gut vier Millionen Tonnen LNG jährlich. „Niemand hat je zuvor eine so große Anlage für ein solches Klima konzipiert. Entsprechend anspruchsvoll war das Engineering“, berichtet Peter Hortig, Projektleiter bei Linde, nicht ohne Stolz. Die lange Planungs- und Umsetzungsphase von fast 20 Jahren ermöglicht es aber auch, dass die Anlage heute 104 Prozent der ursprünglich geplanten Menge produzieren kann.

Zusammen mit einem ebenfalls neu errichteten Schiffsterminal für flüssiges Erdgas in der Nähe von Stockholm soll das Liquefied Natural Gas aus der Barentssee in Zukunft dabei helfen, den weltweiten Verkehr klimafreundlicher zu gestallten. Linde stellt dafür sämtliche Komponenten entlang der LNG-Wertschöpfungskette bereit - von der Verflüssigungsanlage über die Tanks der Transportschiffe bis hin zum Terminal selbst.

Road Trains als Klimavorreiter

Mit Australien verbinden die meisten Menschen neben dem Opernhaus in Sidney und weißen Sandstränden vor allem die endlosen Wüsten im Landesinneren und natürlich Kängurus. Australien steht aber auch für die bis zu 50 Meter langen LKW-Züge, die voll beladen bis zu 150 Tonnen wiegen können und die Küstenregionen mit Lebensmitteln sowie industriellen Rohstoffen versorgen. In jüngster Zeit ist jedoch ein Umdenken innerhalb der Transportbranche zu beobachten: steigende Benzinpreise und die Bedrohung durch den Klimawandel zwingen viele Spediteure, über alternative Antriebskonzepte nachzudenken. Jahrelang verhinderte dabei fehlende Infrastruktur den Umstieg auf LNG-Antriebe. Gemeinsam mit der australischen Konzerngesellschaft BOC entwickelte Linde daher ein Konzept von kleineren „Micro-LNG-Plants“ und dem dazugehörenden Tankstellennetz und ermöglichte den Firmen damit, eine unabhängige Wahl zwischen herkömmlichen Kraftstoffen und Liquefied Natural Gas zu treffen. Bereits in drei Jahren will der Konzern täglich mehr als 500 „Roadtrains“ mit LNG ausrüsten, und auch Martin Ferguson, Rohstoff- und Transportminister der australischen Regierung, ist von dem Konzept überzeugt: „LNG ist für Schwertransporte die erste echte Alternative zu Diesel.“
Quelle: UD
 
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