Produktion

„Kein Patentrezept für eine bessere Ernährungswelt, aber ein wichtiger Ansatz“

Die weltweiten CO2-Emmissionen der Landwirtschaft belaufen sich jährlich auf über 16 Milliarden Tonnen - das entspricht, vom Anbau auf dem Acker über die Düngung der Weiden bis hin zu Importfuttermitteln, 32 Prozent der global vom Menschen verursachten Klimagase. Ein Großteil der Treibhausgase entsteht dabei durch die Haltung und Versorgung von Nutztieren. Um diese Zahlen deutlich zu reduzieren, setzt das Industrieunternehmen Evonik beim Tierfutter auf den Zusatz von künstlichen Aminosäuren. Diese sind die Grundlage für die körpereigene Produktion von Proteinen und damit, gerade in den Wachstumsphasen eines Tieres, überlebenswichtig.

10.12.2010

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book

Die Food and Agriculture Organization (FAO) geht davon aus, dass der jährliche Fleischkonsum von 37,4 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2000 auf über 52 Kilo im Jahr 2050 steigen wird. Der Bedarf an Geflügelfleisch soll dabei alleine in China um 42 Prozent steigen. Die mit der höheren Nachfrage einhergehenden Produktionssteigerungen verursachen wiederum neue Treibhausgase. Schon 2002 forderte der Welternährungsgipfel in Rom daher in seiner Abschlusserklärung, „die agrarwirtschaftliche Forschung und Untersuchung neuer Technologien einschließlich Biotechnologie weiter voranzutreiben“. In dieser Diskussion um intensive Tierhaltung, überdüngte Böden und klimaschädliche Auswirkungen setzt Evonik auf künstliche Futterzusatzstoffe. Mithilfe der chemisch produzierten Aminosäuren DL-Methionin, Biolys (L-Lysin), L-Threonin und L-Tryptophan soll eine ausgewogene Ernährung gesichert werden, ohne auf Importfutter, wie zum Beispiel Sojaschrot aus Asien oder Südamerika, angewiesen zu sein.

Aminosäuren - Bausteine des Lebens

Aminosäuren sind die Grundbausteine für die überlebenswichtige Produktion von Proteinen. Diese dienen wiederum als Basis für die körpereigene Herstellung von Eiweißsubstanzen und können in dieser Funktion nicht durch andere Nährstoffe ersetzt werden. Dabei gilt, dass jeder Organismus mindestens soviel Eiweiß produzieren muss, wie er seit der letzten Nahrungsaufnahme verbraucht hat. In Wachstumsphasen ist der Bedarf noch deutlich höher. Bisher sind der Forschung gut 20 verschiedene Aminosäuren bekannt, von denen etwa die Hälfte als essenziell, also als überlebenswichtig eingestuft wird, da der Körper sie nicht autonom herstellen kann. Alle Anderen können innerhalb des Stoffwechsels aus anderen Aminosäuren hergestellt werden, wobei die Aufnahme einer ausreichenden Menge dafür die Voraussetzung ist.

Aufgenommen werden Proteine in der Regel über die Nahrung. Da sie in den verschiedenen Futterarten aber in unterschiedlicher Konzentration enthalten sind, ist ein ausgewogenes Mischverhältnis von entscheidender Bedeutung. Die wichtigsten Aminosäuren sind hierbei Lysin, Methionin, Threonin und Tryptophan. Diese finden sich in der Natur vor allem in Nebenprodukten aus der pflanzlichen Ölgewinnung, den sogenannten Ölschroten. Besonders proteinhaltig sind unter anderem Sojaschrot, Rapsschrot und Sonnenblumenschrot. Für die Versorgung mit Methionin wird dem Futter darüber hinaus häufig noch Fischmehl beigemischt. Evonik will diese Produkte weitgehend durch künstliche Aminosäuren aus eigener Produktion ersetzen und betont die Bedeutung dieses Geschäftszweiges: „Die hergestellten naturidentischen Aminosäuren sind nicht irgendein Produkt. Vielmehr sind Aminosäuren, von denen Evonik als einziger Hersteller weltweit die vier wichtigsten für die moderne Tierernährung produziert und vermarktet, lebenswichtige Bausteine von Proteinen“, erklärt Tom de Bruycker, Betriebsleiter im Werk Antwerpen in einer Pressemitteilung.

Tiernahrung als „Klimakiller“

Auf 18 Prozent der weltweiten Klimagase belaufen sich nach FAO die bei der Herstellung von Tiernahrung entstehenden Emissionen. Hinzu kommen sich stetig vergrößernde Anbauflächen, die durch exzessive Tierhaltung verursachte Übersäuerung von Böden sowie der CO2-Ausstoß des globalen Handels mit Tiernahrung. Nach Angaben von Evonik spart alleine die jährliche Produktion von 750.000 Tonnen Methionin mehr als 15 Millionen Hektar Ackerfläche ein. So könnten bei der Synthese von einer Tonne dieser Aminosäuren, laut Dr. Michael Binder, Senior Manager Regulatory Affairs für die Geschäftsgebiete Methionin und Bioproducts, gegenüber einer herkömmlichen Versorgung der Tiere über den gesamten Produktlebenszyklus 23 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart werden.

Angesichts solcher Zahlen sieht man sich bei Evonik auf einem guten Weg. Im Nachhaltigkeitsbericht 2009 heißt es hierzu: Künstliche Aminosäuren sind „kein Patentrezept für eine bessere Ernährungswelt, aber ein wichtiger Ansatz.“ Denn, um ohne Zusatzstoffe eine vernünftige Ernährung sicherzustellen, müssen auch erheblich größere Mengen verfüttert werden, was wiederum zur Ausscheidung erhöhter Mengen Stickstoff und Methangas (CH4) führt. Die positive Klimabilanz von künstlichen Aminosäuren bestätigt auch der TÜV Reinland, der diese Produkte einem umfangreichen Ökobilanztext unterzogen hat. Der Vergleich zwischen ergänzenden Aminosäuren in Futtermitteln und der gleichen Menge essenzieller Eiweißbausteine aus „natürlicher“ Nahrung zeige, so Dr. Thomas Kaufmann, Senior Vice President Marketing im Evonik-Geschäftsbereich Health & Nutrition, dass Landwirte bei herkömmlichen Futtermethoden anstatt jeweils einem Kilo Methionin und Biolys, 54 Kilo Fischmehl und 34 Kilo Sojamehl benötigten. Dies steigere nicht nur den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie CO2 bei der Produktion und dem Handel, sondern verringere auch die Effizienz bei der Verwertung des Futters und generiere damit weitere, durch die Verdauung der Tiere verursachte Emissionen, wie etwa Methangas.

Quelle: UD
 

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