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Standort Deutschland weiter im Aufwind

„Made in Germany“ steht weltweit hoch im Kurs: Im Ranking der weltweit attraktivsten Standorte klettert Deutschland in diesem Jahr vom sechsten auf den vierten Platz – hinter China, den USA und Russland. 18 Prozent der befragten Manager bezeichnen Deutschland aktuell als einen der drei besten Investitionsstandorte der Welt. Für China und die USA entscheiden sich 44 bzw. 28 Prozent der Manager, Russland rangiert mit 19 Prozent nur knapp vor Deutschland. Im Vergleich zu 2013 stieg die Zustimmung zum Standort Deutschland um 4 Prozentpunkte von 14 auf 18 Prozent.

05.06.2014

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Besonders geschätzt wird Deutschland für die Stabilität und Transparenz des politischen und rechtlichen Umfelds – dem aus Investorensicht wichtigsten Standortfaktor. Auch die Infrastruktur und die Qualifikation der Arbeitskräfte werden von ausländischen Investoren besonders geschätzt. Und ausländische Unternehmen loben Deutschland nicht nur, sie investieren auch verstärkt: Die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte in Deutschland stieg 2013 deutlich – um 12 Prozent – auf den Rekordwert von 701. Damit belegt Deutschland im Europa-Ranking hinter Großbritannien (799 Projekte) den zweiten Platz. Während Großbritannien von US-Investoren bevorzugt wird, entscheiden sich Unternehmen aus den übrigen Weltregionen vorrangig für Deutschland.

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Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) zur Attraktivität des Wirtschaftsraums Europa und zu tatsächlichen Investitionsprojekten. Befragt wurden Manager von 808 internationalen Unternehmen. Vertiefende Fragen zum Standort Deutschland richteten sich an weitere 201 ausländische Unternehmen.

Trotz der europäischen Schuldenkrise und der schwachen Konjunkturentwicklung in Europa steht Deutschland bei ausländischen Investoren hoch im Kurs: Im Jahr 2009 hielten nur 10 Prozent der befragten Manager Deutschland für einen der Top-Standorte weltweit, seitdem ist die Zustimmung kontinuierlich gestiegen – in diesem Jahr um 4 Prozentpunkte auf nunmehr 18 Prozent. Kein anderes Land der Welt konnte einen stärkeren Zugewinn an Attraktivität verbuchen. Neben Deutschland verzeichnete nur Großbritannien ebenfalls ein Plus von vier Prozentpunkten – und steigt im Ranking vom achten auf den siebten Platz. Frankreich wird nur von 5 Prozent der Befragten als Top-Standort bezeichnet und belegt gemeinsam mit Japan den neunten Platz.

Im Ausland geht man davon aus, dass sich Deutschland weiter positiv entwickeln wird: Etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) prognostiziert, dass die Attraktivität Deutschlands als Investitionsziel steigen wird, nur 13 Prozent erwarten eine Verschlechterung. „Deutschland ist heute eindeutig die robusteste und wettbewerbsfähigste unter den großen Volkswirtschaften Europas und hat bei ausländischen Unternehmen einen hervorragenden Ruf“, stellt Peter Englisch, Partner bei EY, fest. Er führt die abermalige Verbesserung im Standortranking in erster Linie auf die leicht verbesserte Wirtschaftslage in Europa zurück: „Die europäische Wirtschaft scheint die Talsohle durchschritten zu haben und dürfte sich in den kommenden Jahren wieder leicht erholen. Davon wird vor allem Deutschland profitieren – schließlich sind die europäischen Länder der wichtigste Absatzmarkt deutscher Unternehmen.

Gleichzeitig hätten einige Schwellenländer in den vergangenen Monaten erheblich an Attraktivität verloren, so Englisch: „Die Kapitalflucht aus Schwellenländern im Frühjahr dieses Jahres wird dort zu deutlichen Einbußen beim Wirtschaftswachstum führen und hat gezeigt, wie verwundbar diese Standorte sind. Die Investoren mussten feststellen, dass auch in Ländern wie Indien, Brasilien, Türkei oder Südafrika die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Davon konnten gerade etablierte Top-Standorte wie die USA, Deutschland und Großbritannien profitieren“.

Direktinvestitionen nach Deutschland steigen weiter


Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der von ausländischen Investoren in Deutschland durchgeführten Investitionsprojekte um 12 Prozent auf 701 – ein neuer Rekordwert. Zum Vergleich: Im Vorkrisenjahr 2007 wurden in Deutschland gerade einmal 305 Investitionsprojekte gezählt. Bei den geschaffenen Arbeitsplätzen ist hingegen ein deutlicher Rückgang festzustellen: um 17 Prozent auf 10.350. Hauptgrund ist die geringere Zahl an Großprojekten. So wurden nur zwei Projekte bekannt gegeben, bei denen mehr als 500 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Im Jahr 2012 hatte es in Deutschland noch fünf derartige Projekte gegeben, 2011 sogar sechs – drei davon waren Logistikzentren des Internethändlers Amazon.

Zudem ist zu berücksichtigen, dass in Deutschland traditionell relativ selten Angaben zur Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze gemacht werden. 2013 war dies nur bei 42 Prozent der Projektankündigungen der Fall, in Frankreich und Großbritannien hingegen bei 66 bzw. 58 Prozent.

Mehr Unternehmen planen Verlagerung ins Ausland

Trotz der hohen Wertschätzung, die Deutschland bei internationalen Investoren genießt, hat der Anteil der Unternehmen, die Teile der Geschäftstätigkeit aus Deutschland ins Ausland verlagern wollen, deutlich zugenommen: von 11 auf 20 Prozent. Gleichzeitig planen weniger ausländische Unternehmen, sich in Deutschland neu ansiedeln oder zusätzliche Geschäftsbereiche nach Deutschland zu verlagern. Ihr Anteil sinkt von 36 auf 27 Prozent.

Englisch sieht in diesen Ergebnissen zwar ein Warnsignal, aber noch kein Misstrauensvotum gegen den Standort Deutschland: „Deutschland ist vollständig in die globalisierte Wirtschaft integriert – das Abspalten oder Outsourcen von Geschäftsbereichen und die Verlagerung in kostengünstigere Regionen sind da an der Tagesordnung und Teil der ständigen Bemühungen um Effizienzsteigerung – von einer breiten Abwanderungswelle ist zumindest aktuell nichts zu spüren“.

Rückkehr zum Reformkurs nötig

„Das Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland in der Welt hat sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert“, betont Englisch. „Das ist einerseits auf den weltweiten Erfolg deutscher Unternehmen zurückzuführen, zum anderen aber auch darauf, dass Deutschland es geschafft hat, rechtzeitig schmerzhafte, aber notwendige Reformen umzusetzen. Heute steht der Standort Deutschland deshalb so stark da wie selten zuvor“, betont Englisch.

Innerhalb Europas komme Deutschland eine Führungsrolle zu, so Englisch: „Deutschland kann den reformorientierten Kräften in den europäischen Krisenstaaten als Muster für gesellschafts- und wirtschaftspolitische Veränderungen dienen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Bundesrepublik selbst auf einem Reformkurs bleibt und den erreichten Stand an Wettbewerbsfähigkeit nicht durch eine Politik der Wahlgeschenke an die eigene Kernklientel gefährdet. Genau dies aber zeichnet sich etwa bei den Themen Rente mit 63, Mütterrente und Mindestlohn ab“.

Sollte Deutschland dauerhaft vom Reformkurs abkommen, könne dies verhängnisvoll sein, warnt Englisch: „Deutschland Führungsposition als global wettbewerbsfähiger Qualitäts- und Innovationsstandort ist nicht in Stein gemeißelt, sondern muss immer wieder neu erarbeitet und unter Beweis gestellt werden“.

Lob für gute Infrastruktur und rechtliche Rahmenbedingungen


Noch aber finden ausländische Investoren in erster Linie lobende Worte für den Standort Deutschland. Besonders gute Noten erhält Deutschland derzeit für die Infrastruktur, das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte, das soziale Klima und vor allem die Stabilität der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen – jeweils mehr als 80 Prozent der Manager geben Deutschland in diesen Kategorien gute Noten.

Deutlich besser als im Vorjahr schneidet Deutschland zudem in den Kategorien Flexibilität des Arbeitsrechts, Unternehmensbesteuerung und Arbeitskosten ab, die aktuell von jeweils mehr als 60 Prozent der Manager positiv bewertet werden – vor einem Jahr wurde Deutschland in diesen Bereichen jeweils nur von gut 40 Prozent der Befragten gelobt.

Als vielversprechendste Branchen in Deutschland bezeichnen ausländische Manager in erster Linie die Automobilindustrie, gefolgt von der Energie- sowie der IT-Branche. Relativ geringes Wachstumspotenzial billigen sie hingegen der Schwerindustrie und dem Immobiliensektor zu.

Quelle: UD/cp
 

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