Carsten Prudent: „Miele-Spirit ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor“

Von der Redaktion in die Wirtschaft - Carsten Prudent ist der neue Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hausgeräteherstellers Miele. Der ausgewiesene Wirtschaftsjournalist wechselte von der Chefredaktion des Magazins Capital zur ostwestfälischen Traditionsmarke. Umweltdialog sprach mit Prudent über das Arbeiten in einem Familienunternehmen sowie Mieles Umwelt- und Sozialstandards.

06.05.2011

Carsten Prudent. Foto: Miele
Carsten Prudent. Foto: Miele

UmweltDialog (UD): Herr Prudent, Sie sind seit fast zwei Jahren  bei Miele und dort nun Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Vermissen Sie den journalistischen Redaktionsalltag?

Carsten Prudent: Nein. In der Miele-Presseabteilung geht es ähnlich journalistisch zu wie in einer Redaktion. Hier wie dort müssen die Storys stimmen und spannend sein - sonst will sie niemand lesen. Man darf auch den internen Rechercheaufewand nicht unterschätzen, den Presseleute bisweilen zu leisten haben. Natürlich sind unsere Nachrichten, Themen und Statements von den Interessen des Unternehmens Miele nicht zu trennen. Dies weiß aber jeder, der mit uns  zu tun hat.

UD: Was sind Ihre wichtigen neuen Aufgaben im Hause Miele?

Prudent: Die größte Rolle spielen die Anfragen und Wünsche der Medienvertreter, die laufende Produkt-PR, Pressekonferenzen in Gütersloh oder im Umfeld wichtiger Messen sowie die Unterstützung unserer 46 Auslandsgesellschaften. Dabei hat man als Miele-Vertreter einen großen Vorteil gegenüber den PR-Beauftragten vieler anderer Unternehmen: Egal, was ein Journalist wissen möchte - man braucht nur die vollständige Wahrheit zu erzählen, und allen Beteiligten ist gedient. Herunterspielen, Schönfärben, Vernebeln - all das findet nicht statt.

UD: Welche Rolle spielt dabei im Alltag das Thema Nachhaltigkeit?

Prudent: Eine herausragende. Dies gilt vor allem für die Energieeffizienz und Recyclebarkeit unserer Geräte, die Umweltverträglichkeit unserer Produktionsprozesse sowie die Mitarbeiterorientierung. Dann gibt es natürlich den Miele Nachhaltigkeitsbericht, den wir mit hohem Aufwand und größter Sorgfalt erstellen - und auf den wir sehr stolz sind. Die  druckfrische Ausgabe 2011 ist die umfassendste und tiefgreifendste, die wir bislang vorgelegt haben.             

UD: Miele ist fest in Ostwestfalen verankert. Was haben Sie schon vom Miele-Gefühl mitbekommen?

Prudent: Die Menschen, die bei Miele arbeiten, sind sehr stolz auf ihr Unternehmen und ihre Produkte. Sie genießen das hohe Ansehen, das Miele überall auf der Welt erfährt. Und sie wissen, dass Inhaber und Geschäftsführer mit ihren Arbeitsplätzen und damit der wirtschaftlichen Existenz ihrer Familien sehr verantwortungsvoll umgehen. Hinzu kommen der Fleiß und die Bodenständigkeit, die man den Menschen in Ostwestfalen - anders als den angeblichen Mangel an Humor - nicht zu Unrecht nachsagt. Ich selbst habe mich vom ersten Tag an sehr wohl und willkommen gefühlt. Dieser Miele-Spirit ist mit Sicherheit ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor des Unternehmens.    

UD: Sie haben sich ja schon früher als Journalist viel mit Familienunternehmen wie Miele beschäftigt. Macht das einen Unterschied? Wie erleben Sie ihn?

Prudent: In meiner Zeit bei der Unternehmerzeitschrift „Impulse“ habe ich viele sehr eindrucksvolle Unternehmerpersönlichkeiten getroffen und zum Teil auch näher kennengelernt, mit ihren Stärken und Erfolgen, aber auch Nöten und Konflikten. Familienunternehmer folgen typischerweise anderen Werten und Zielen als etwa die Vorstände großer Publikumsgesellschaften, mit denen ich zu meiner „Capital“-Zeit vermehrt zu tun hatte. Heute empfinde ich es als inspirierend und identitätsstiftend, ein inhabergeführtes Unternehmen von Weltrang zu vertreten.  

UD: Wie weit spielt da eine Rolle, dass Sie selbst aus einer „Journalistenfamilie“ stammen?

Prudent: Es hat dazu beigetragen, diesen tollen Beruf schon als Kind in der Familie vorgelebt zu bekommen: Man sitzt nicht jeden Tag von morgens bis abends im Büro, arbeitet vergleichsweise eigenständig, trifft viele spannende Menschen, hat eine gewisse Außenwirkung und - last but not least - pflegt den sorgfältigen Umgang mit dem geschriebenen Wort. Eine Kehrseite ist, dass das Interesse und die Zuvorkommenheit, die man von seinen Gesprächspartnern erfährt, sehr häufig nicht der Person gelten, sondern der Funktion. Wer sich das klarmacht, kann damit aber gut umgehen.

UD: Die Finanzmarktkrise hat den Ruf nach unternehmerischer Verantwortung verstärkt. Andererseits wächst auch der Druck auf Margen und Absatzzahlen der Hausgerätehersteller. Wie geht man bei Miele damit um?

Prudent: Seit 112 Jahren bleibt Miele seiner Philosophie treu und wird dies auch weiter tun: Maximale Qualitäts-  und Kundenorientierung im Sinne des Gründermottos “Immer besser“,  Konzentration auf die einzige und alleinige Marke Miele und deren Positionierung im Premiumsegment, umsichtiger Ausbau der weltweiten Marktpträsenz  - sowie das langfristig und nachhaltig orientierte Denken und Handeln des in vierter Generation inhabergeführten Familienunternehmens. So konnte Miele über alle Konjunkturzyklen hinweg organisch und profitabel wachsen, ohne sich gleichzeitig von Banken oder sonstigen externen Kapitagebern abhängig zu machen.

UD: Im Bereich Umweltschutz und Energieeffizienz ist Miele in der Branche Vorreiter. Welche Bereiche bieten hier als nächstes Optimierungspotenziale?

Prudent: Optimierungspotenziale gibt es in allen relevanten Bereichen: weitere Steigerung der Energieeffizienz und Recyclebarkeit unserer Geräte, Ressourcenschonung und Klimaschutz an den Produktionsstandorten, Erhebung von Carbon Footprints. Auch die weitere Verbesserung der Logistikprozesse bleibt Daueraufgabe.

UD: Miele zeichnet sich durch eine hohe Fertigungstiefe aus. Ist das ein „Erfolgsrezept“, um Nachhaltigkeit im Unternehmen fest zu verankern?

Prudent: Ja, denn beides hängt miteinander zusammen. Die Fertigungstiefe dient der Sicherung unseres hohen Qualitätsstandards und der Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unserer Geräte. Dies hilft nicht nur bei der Differenzierung vom Wettbewerb, sondern trägt gleichzeitig dazu bei, Abfälle zu vermeiden. Außerdem müssen Komponenten, die wir in unseren eigenen Werken fertigen, nicht erst umständlich und von weit her angeliefert werden.  

UD: Miele hat jetzt seinen neuen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Botschaften?

Prudent: Erstens: Dass wir in vielen Kriterien schon sehr gut sind, etwa im Bereich der Produktverantwortung, aber dennoch in unserem Bemühen um weitere Verbesserungen keinen Deut nachlassen. Und zweitens: Dass nicht plakative  Einzelwerte zählen, sondern das Gesamtpaket. Im Mittelpunkt all unserer Anstrengungen stehen der Mensch und seine Bedürfnisse.

UD: Was bedeutet das konkret?

Prudent: Dass beispielsweise bei Miele nicht weitere Verbrauchseinsparungen im Zehntelliter- oder Zehntelprozentbereich im Vordergrund stehen, sondern die ganzheitliche Betrachtung von Umwelt und Kundennutzen. Dafür müssen wir die ausgetretenen Pfade verlassen. So legen wir nicht etwa die Wäsche allmählich trocken. Stattdessen helfen die weltweit ersten Smart-Grid-fähigen Hausgeräte von Miele, die automatisch starten, wenn der Strom am wenigsten kostet, regenerativ erzeugte Energien effizienter zu nutzen. Und unser weltweit einmaliges automatisches Dosiersystem für Flüssig- und Pulverwaschmittel reduziert den Waschmittelverbrauch um bis zu 30 Prozent - was automatisch auch den Wasser- und Stromverbrauch senkt.        

UD: Der Global Compact hat Ihre Berichterstattung ausdrücklich gelobt. Gratulation dazu! Was sind im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) Ihre nächsten Meilensteine?

Prudent: Miele wird den Dialog mit den Stakeholdern weiter forcieren. In den vergangenen 112 Jahren war nachhaltiges Denken und Handeln sozusagen Bestandteil der Unternehmens-DNA, eine Selbstverständlichkeit, die alle Mitarbeiter automatisch leben, ohne viel darüber zu reden. Künftig werden wir zum Beispiel das Thema  ganzheitlich-nachhaltige Unternehmensführung noch stärker mit den definierten Zielen und Strategien des Unternehmens verzahnen. Weitere Schwerpunkte sind natürlich die bereits beschriebenen Maßnahmen zum Umweltschutz sowie die  weitere Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

UD: Will Miele demnächst mit Frauenquoten punkten?

Prudent: Nein, das hielten wir für den falschen Weg. Wer es wirklich ernst meint mit der Förderung von Frauenkarrieren, der muss junge Mütter ermuntern ihre beruflichen Ambitionen weiter zu verfolgen und ihnen auch die entsprechenden Perspektiven aufzeigen. Hierbei setzt Miele nicht auf rechtlich und ökonomisch fragwürdige Quotenregelungen, sondern  auf Unvoreingenommenheit bei Einstellungen, Talentmanagement und Beförderungen. Wenn stets der oder die Beste den Vorzug erhält, erhöht sich der Anteil der Frauen in Führungspositionen zwangsläufig. Zu flankieren ist dies durch weiteren Ausbau der  flexiblen Teilzeit- und Home-Office-Modelle. Von solchen  Optionen sollten übrigens ganz generell auch  die Männer viel stärker Gebrauch machen. Dafür müssen aber alle Beteiligten umdenken - die Väter, die Mütter, die Unternehmen und auch das private Umfeld.

Sehr geehrter Herr Prudent, herzlichen Dank für das Gespräch!

Quelle: UD
 

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