BMW Werk Dingolfing setzt Meilenstein mit eigenem Demographie-Projekt

Beschwerdefrei arbeiten bis ins hohe Rentenalter - das soll unter anderem mit der neuen Achsgetriebemontage im Dingolfinger BMW-Werk erreicht werden. Im Zeitraum von zwei Jahren wurde die Produktionsstrecke in enger Zusammenarbeit mit der Belegschaft entwickelt und ergonomisch gestaltet. Das und kleine Hilfsmittel sowie organisatorische Details schaffen den Mitarbeitern große Erleichterung. All diese Bemühungen sind Bestandteile des Projekts der BMW Group „Heute für Morgen“, mit dem sich das Unternehmen für den demographischen Wandel rüstet. Derzeit wird das Programm auf alle größeren deutschsprachigen BMW-Standorte ausgeweitet.

22.02.2011

Foto: BMW
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Den offiziellen Knopfdruck zur Inbetriebnahme der Achsgetriebemontage tätigten sie gemeinsam: Frank-Peter Arndt, Produktionsvorstand der BMW AG, die bayrische Arbeitsministerin Christine Haderthauer, Betriebsratsmitglied Erwin Gegenfurtner und die Werksleiterin Barbara Bergmeier. 20 Millionen Euro hat die BMW Group in die neue Produktionsstraße für das Werk in Dingolfing gesteckt, die sich über eine 6.500 Quadratmeter große Halle ausdehnt. Mit dem Ziel, diese Anlage vollkommen nach den Bedürfnissen der immer älter werdenden Belegschaft auszurichten, waren in der Planungsphase auch Therapeuten und Ärzte eingebunden. Gefragt war aber vor allem der Beitrag der Mitarbeiter: Sie lieferten Vorschläge und Anregungen, wie die Maschinen und Arbeitsprozesse optimiert werden können, damit die körperliche Belastung so gering wie möglich gehalten wird. Dazu wurden aus Kartons Modelle gebastelt, mit denen zum Beispiel die optimale Arbeits- und Griffhöhe ermittelt wurde. Diese Ergebnisse finden sich nun an der Fertigungsanlage für Achsgetriebe wieder.

Großer Schritt im Rahmen des konzernweiten Projekts „Heute für Morgen“

Die Inbetriebnahme der Anlage feiert die BMW Group als Meilenstein des 2004 gestarteten, hauseigenen Demographie-Projekts „Heute für Morgen“. Damit will sich der Konzern auf eine Belegschaft einstellen, von der - laut Zukunftsprognosen - im Jahr 2020 etwa 45 Prozent der Mitarbeiter älter als fünfzig sein werden. Derzeit beträgt der Anteil der über fünfzigjährigen noch 25 Prozent. Im Rahmen des Projekts sollen Lösungen gefunden und Maßnahmen entwickelt werden, mit denen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter erhalten bleibt. Motivation für dieses Engagement ist zum einen der Wert älterer Mitarbeiter, die über einen großen Erfahrungsschatz verfügen und sich größtenteils durch eine hohe Loyalität sowie ein besonderes Qualitätsbewusstsein auszeichnen. Zum anderen bedeutet eine stärkere Gesundheit der Mitarbeiter auch weniger Krankheitstage und somit weniger Personalkosten. Daher setzen sich die Schwerpunkte des Projekts „Heute für morgen“ aus vier zentralen Bausteinen zusammen: Dazu gehören erstens ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze. Zweitens eine Arbeitsorganisation, die den Wechsel zwischen Arbeitsplätzen sowie kollektive Pausen zur Förderung sozialer Kontakte ermöglicht. Drittens soll eine Gesundheitsvorsorge durch Fitness- und Ruheräume sowie Physiotherapien vor Ort und gesunde Ernährungsangebote in der Kantine geboten sein. Der vierte Baustein sind die Führungskräfte, die Mitarbeiter für dieses Thema sensibilisieren sollen, gemeinsam mit ihnen an der Optimierung des Arbeitsumfelds arbeiten und darauf achten, dass die Arbeitskräfte entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt werden.

BMW-Werk Dingolfing blickt in die Zukunft

Im Dingolfinger Werk hatte man bereits 2004 begonnen, Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Leistungserhaltung der Mitarbeiter zu bündeln. Unter dem Dach des Projekts „Heute für Morgen“ startete das Werk dann 2007 sein eigenes Programm: Das „Produktionssystem 2017“. Ziel war es, anhand eines Praxisbeispiels herauszufinden, wie die Arbeitsbedingungen optimal an eine Belegschaft mit höherem Altersdurchschnitt angepasst werden können. Dazu stellte das Werk an einem Band der Hinterachsgetriebemontage ein Zukunftsszenario nach, in dem hier der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter der Altersstruktur der Belegschaft im Jahr 2017 entspricht. Dieser wird bis dahin auf 47 Jahre steigen.

Kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Foto: BMW
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Gemeinsam mit den entsprechenden Mitarbeitern erarbeitete das Werk eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die den Arbeitsalltag erleichtern. Neben der kostspieligen Anschaffung einer neuen Fertigungsstrecke gehören dazu viele Kleinigkeiten mit geringem finanziellen Aufwand, aber großer Wirkung: Zum Beispiel spezielle Hocker, mit denen die Arbeitskräften ihre Arbeit auch im Sitzen verrichten können. „Der Stuhl kommt eigentlich aus dem Friseurbereich, aber wir haben ihn für unsere Anforderungen etwas angepasst“, erklärt der Leiter der Achsgetriebemontage, Helmut Mauermann, in einem Beitrag von focus.de. Weiterhin wurden die Mitarbeiter mit neuen Sicherheitsschuhen ausgestattet, die exakt an das Gewicht und den Fuß der Person angepasst sind. Zur Schonung der Gelenke stehen die Angestellten an ihren Arbeitsplätzen auf Parkett, statt auf hartem Beton. Weiterhin wurden Lupen eingeführt, um das Lesen kleinerer Schriften zu erleichtern - ebenso wie größere Schrifteinstellungen an Computern, die zudem mit schwenkbaren Monitoren ausgestattet sind.

Zur Stärkung der Gesundheit wurde eine Physiotherapeutin eingestellt, die den Arbeitskräften Ausgleichsübungen beibringt, die sie an ihrem Platz verrichten können. Zudem durchlaufen die Mitarbeiter Qualifizierungsprogramme zu Themen wie „Biologisches Alter“ oder „Bewegung und Ernährung“. Weiterhin wird ein Ruhe- und Fitnessraum eingerichtet. Nach der Schwerpunktsetzung des Mantelprojekts „Heute für Morgen“ ist auch das Speiseangebot der Kantine gesund und abwechslungsreich.

Neben diesen Hilfsmitteln sind es aber auch organisatorische Details, die Abhilfe schaffen. So können die Mitarbeiter zwischen ihren Arbeitsplätzen rotieren, um nicht acht Stunden am Stück ein und denselben Arbeitsvorgang zu verrichten, der immer die gleichen Belastungspunkte anspricht. Außerdem beginnt die Frühschicht am Montag statt um fünf nun um sieben. Das erleichtert den Einstieg nach dem Wochenende. In einem weiteren Schritt ist geplant, dass Führungskräfte und Mitarbeiter für sich passende Schicht- und Arbeitszeitenmodelle gestalten.

Ältere Belegschaft erzielt gleiche Produktivität wie Jüngere

Man wolle aber „bewusst kein Schon- oder Senioren-Band“, auf dem die „Latte der Anforderungen niedriger liege“, betont Frank-Peter Arndt. Ziel sei es, sich auch mit dieser Fertigungsstrecke dem Wettbewerb stellen zu können. Dazu müssen die Zahlen stimmen. In diesem Sinne ist das Projekt Produktionssystem 2017 ein voller Erfolg: „Die Ergebnisse haben unsere Erwartungen übertroffen“, so Arndt. Denn im Vergleich wies die Produktivität der älteren Belegschaft keinen Unterschied zu der von Fertigungsstrecken auf, an denen jüngere Mitarbeiter tätig sind. „Die Produktivität hielt sich die Waage. Die Krankenquote zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Die Qualität lag sogar etwas höher“, fasst Arndt die Ergebnisse der Versuchstrecke zusammen.

Mit diesen Maßnahmen lege BMW „vorbildlich die Grundlage für ein gesundes Arbeiten in allen Altersstufen - eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine längere Lebensarbeitszeit“, lobt Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer anlässlich der Einweihung der neuen Fertigungsstrecke das Engagement des Unternehmens. „Aufgrund der demographischen Entwicklung liegt die Zukunft der Unternehmen in den Händen gerade auch ihrer älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wer dies frühzeitig erkennt, wird auch künftig im weltweiten Wettbewerb die Nase vorne haben“, so die Ministerin weiter.

Quelle: UD
 

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