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Fairer Handel weiter im Aufwind – Ungerechter Welthandel auch

Mit fast 1,5 Milliarden Euro Umsatz und einem Plus von 13 Prozent setzt der Faire Handel in Deutschland seinen Wachstumskurs fort. Eine aktuelle Verbraucherbefragung zum Fairen Handel bestätigt: Immer mehr Menschen kaufen fair ein. Das Forum Fairer Handel begrüßt die wachsende Bedeutung bewussten Konsums in Deutschland.

24.07.2018

Fairer Handel weiter im Aufwind – Ungerechter Welthandel auch

Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des Forum Fairer Handel, appelliert: „Es gilt weiterhin, noch stärker gegen die Ursachen des ungerechten Welthandels zu wirken. So benötigen Kaffeebauern angesichts von sinkenden realen Einkommen und den Folgen des Klimawandels mehr Unterstützung – durch fairen Konsum, aber auch durch gesetzliche Regelungen.“ Diese Forderung unterstrich das Forum Fairer Handel jetzt auf seiner Jahrespressekonferenz.

Insgesamt gaben die Verbraucher in Deutschland 2017 1,473 Milliarden Euro für Produkte aus Fairem Handel aus. Das entspricht einem Wachstum von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 80 Prozent machten Lebensmittel den größten Anteil daran aus. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich der Umsatz im Fairen Handel verfünffacht. Gut 18 Euro pro Kopf gaben deutsche Verbraucher*innen in 2017 durchschnittlich für fair gehandelte Nahrungsmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus.

Mit 1,18 Milliarden Euro trug das Fairtrade-Produktsiegel den größten Anteil zum Gesamtumsatz bei. Die anerkannten Fair-Handels-Importeure vertrieben im vergangenen Jahr fair gehandelte Waren im Wert von 193 Millionen Euro. In den Weltläden und Weltgruppen wurden faire Waren im Wert von 77 Millionen Euro verkauft. Fair gehandelte Produkte aus Europa, wie Naturland Fair zertifizierte Milch und Brot, erreichten einen Umsatz von 101 Millionen Euro.

Kaffee im Fokus

Spitzenreiter unter den Produkten im Fairen Handel ist weiterhin Kaffee mit einem Anteil von 34,3 Prozent am Gesamtumsatz des Fairen Handels. Gemessen am Gesamtabsatz von Röstkaffee in Deutschland liegt der Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee jedoch nur bei 4,8 Prozent. Kaffeeproduzenten, zumeist Kleinbauern, sind besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Unberechenbare Niederschläge erschweren die Anbaubedingungen und bringen Ertragsverluste. Trotz sinkender realer Einkommen müssen sie dringende Investitionen in die Zukunft schultern, um für sich und ihre Familien eine Perspektive im Kaffeeanbau zu behalten.
Im Fairen Handel erhalten die Produzenten Unterstützung im Kampf gegen den Klimawandel und profitieren von zuverlässigen und fairen Handelspartnerschaften. „Für die meisten von uns gehört die Tasse Kaffee am Morgen zum Alltag. Wenn das so bleiben soll, muss dringend in einen nachhaltigen Anbau investiert werden und mehr Geld bei den Erzeugern ankommen“, konstatiert Andrea Fütterer. „Kaffeeliebhaber sollten sich bewusst machen, dass dies auch eine Frage der Gerechtigkeit ist. Sie können dazu beitragen, indem sie im Regal nach fairem und ökologisch erzeugtem Kaffee greifen“, so der Appell von Andrea Fütterer an die Konsumenten.

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Steuerliche Begünstigung für fairen Kaffee

Eine Möglichkeit zur Förderung fairen Kaffeekonsums sind steuerliche Anreize, wie sie Bundesentwicklungsminister Gerd Müller im April 2018 forderte. Das Forum Fairer Handel begrüßt den Vorstoß des Ministers. „Wir fordern jedoch, dass nur diejenigen Unternehmen steuerlich entlastet werden, die sich zur Einhaltung hoher sozialer Standards, beispielsweise der Zahlung definierter fairer Preise, Vorfinanzierung und einer externen Überprüfung verpflichten“, fasst Andrea Fütterer die Erwartungen des Forum Fairer Handel zusammen. Die Regelung sollte zudem so gestaltet werden, dass vor allem die Kleinbauern und deren Familien durch höhere Einnahmen davon profitieren. Doch damit möglichst viele Kaffeebauern bessere Bedingungen erhalten, braucht es übergreifende gesetzliche Regelungen.

Kaffeebohnen geröstet.

Menschen- und Arbeitsrechte weltweit verbindlich schützen

„Die Bundesregierung muss ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung nachkommen und dafür sorgen, dass deutsche Unternehmen Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten durchsetzen. Dafür ist eine gründliche und nachvollziehbare Überprüfung des Nationalen Aktionsplans 'Wirtschaft und Menschenrechte' zwingend notwendig“, erklärt Andrea Fütterer. Der im Dezember 2016 verabschiedete Aktionsplan sieht unter anderem vor, dass bis 2020 mindestens 50 Prozent aller in Deutschland ansässigen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in ihre Unternehmensprozesse integriert haben. Ist dies nicht der Fall, wird die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag national gesetzlich tätig werden. „Um sicherzustellen, dass alle deutschen Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht wirksam nachkommen, sollte die Bundesregierung anstelle des Nationalen Aktionsplans eine gesetzliche Regelung erlassen. Deutschland hinkt hier anderen Ländern wie etwa Frankreich hinterher“, beklagt Fütterer. Eine breite Unterstützung der Öffentlichkeit in Deutschland wäre der Bundesregierung sicher: Laut repräsentativer Umfrage zum Fairen Handel stimmen 85 Prozent der Befragten der Forderung nach einer gesetzlichen menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht für Unternehmen zu.

Hohe Zustimmung zu politischen Forderungen des Forum Fairer Handel

Ingesamt genießen die politischen Forderungen des Forum Fairer Handel laut aktueller Verbraucherbefragung in der Bevölkerung ein ausgesprochen hohes Maß an Zustimmung. Am wichtigsten ist den Menschen die Forderung nach mehr Klimagerechtigkeit. Der Aussage „Die Hauptverursacher des Klimawandels müssen für mehr Klimagerechtigkeit die sogenannten Enwicklungsländer bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützen“, stimmten insgesamt 87 Prozent der Befragten zu“. Etwa genauso viele (86 Prozent) begrüßen eine Begrenzung der Macht der großen Einzelhandelsunternehmen. Es folgen die Forderung nach einer gesetzlichen menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht (Zustimmung von 85 Prozent), einer fairen öffentlichen Beschaffung (84 Prozent) sowie einer steuerlichen Begünstigung fairer Produkte (81 Prozent).

Quelle: UD/pm
 

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