Freizeit

Traumziel Nachhaltigkeit im Tourismus

Endlose Bettenburgen, verschmutzte Strände, Einschnitte in Wälder und zerstörte Gebirgsregionen - Massentourismus setzt der Umwelt in vielen Teilen der Welt zu. Doch Massentourismus kann auch ökologisch und sozial verträglich sein. Wesentliche Voraussetzung dafür ist: Nachhaltige Reisen müssen stärker als bisher zielgruppenspezifisch vermarktet werden. Zu diesem Ergebnis kommt das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt INVENT.

14.11.2005

Unter Leitung des Öko-Instituts haben Wissenschaftler und Tourismuspraktiker in den vergangenen drei Jahren gemeinsam Marketingstrategien und  Urlaubsangebote entwickelt, die dazu beitragen, Umweltbelastungen zu mindern und soziale Konflikte zu vermeiden. Die Deutsche Bahn AG, die  AMEROPA-REISEN GmbH und die LTU-Touristik GmbH haben die neu entwickelten, nachhaltigen Reisen für unterschiedliche Urlaubsziele jetzt in ihrer Programmplanung.
 
Der weltweite Trend geht zu immer mehr, immer kürzeren, immer weiteren Urlaubsreisen. "Das bedeutet auf der einen Seite mehr Arbeitsplätze und mehr Wertschöpfung für die Tourismusbranche", erläutert Martin Schmied, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Infrastruktur & Unternehmen am Öko-Institut und INVENT-Projektleiter. Auf der anderen Seite nehmen damit soziale Konflikte in den Urlaubsregionen und Umweltbelastungen durch wachsenden Verkehr und die Belastung sensibler Biotope zu. "Da eine intakte Umwelt und ein gastfreundliches Klima wiederum Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg der Tourismusbranche sind," sagt Schmied, "liegt es gerade auch im Interesse der Reiseveranstalter, Lösungen für einen langfristig nachhaltigen Tourismus zu finden."
 
Doch Reiseangebote finden nur dann Zuspruch, wenn sie die Wünsche und Erwartungen von Urlaubern möglichst genau erfüllen. Ein wesentlicher Baustein des Projekts war es deshalb, so genannte Zielgruppen zu identifizieren. "Wir haben nach einer Befragung von 2000 Reisenden sieben verschiedene Urlaubertypen als Zielgruppen für das nachhaltigkeitsorientierte Marketing festgelegt", erläutert INVENT- Projektpartner Konrad Götz vom Institut für sozial-ökologische Forschung. Zwei davon haben ein Ohr für ökologische und soziale Themen, wenn es um ihren Urlaub geht: die "anspruchsvollen Kulturreisenden", die die kulturelle Vielfalt fremder Länder möglichst authentisch erleben möchten, und die "Natur- und Outdoor-Urlauber", die in den Ferien für sich und ihre Familie Entspannung und Bewegung in möglichst unberührter Natur suchen.
 

Wie aber gelingt es, Urlauber für nachhaltige Reisen zu interessieren? Eine viel versprechende Strategie ist die gezielte Beeinflussung der Reisenentscheidung. Dahinter steckt beispielsweise die Idee, dass Ferien in Deutschland oder im näher gelegenen Ausland geringere ökologische Belastungen mit sich bringen. "Gewinnt man eine Zielgruppe mit einem hohen Anteil an Fernreisen stärker für nah gelegene Ziele und gelingt es zudem, den Anteil der Bahnreisen zu erhöhen, gewinnt auch der Klima- und der Umweltschutz ", erläutert Edgar Kreilkamp, Tourismusexperte an der Universität Lüneburg. Ein Beispiel dafür ist Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern. Mit seinen einsamen Stränden, weiten Wäldern und klaren Seen, aber auch traditionsreichen Seebädern, Schlössern und Backsteingotik ist es ein ideales Reiseziel für "Natur- und Outdoor-Urlauber".
 
Damit deren Interesse für diese attraktive Ferienregion geweckt wird, muss das Urlaubspaket rundherum stimmen: Wichtige Bausteine sind zum Beispiel eine komfortable Anreise mit der Bahn, die Unterbringung in Hotels in regionaltypischer Bauweise und guten ökologischen Standards, "Aktiv in der Natur"-Angebote wie Paddeltouren, Radrundreisen, Segeltörns, aber auch Health- und Wellnessangebote. Von INVENT entwickelte Reiseangebote für Mecklenburg-Vorpommern werden mittlerweile von der Deutschen Bahn AG und der AMEROPA-REISEN GmbH vermarktet.
 
Nachhaltig Reisen gelingt aber nicht nur vor der eigenen Haustür: Selbst Fernreisen können ökologisch und sozial verträglich sein. Beispielsweise dann, wenn Touristen mit hohen Ansprüchen an Unterkunft, Natur und Umgebung für klassische Urlaubsgebiete des  Massentourismus gewonnen werden. Damit setzen Reiseveranstalter Impulse für mehr Naturschutz, Ökologie und bessere soziale Bedingungen. "Vor Ort wächst eine größere Motivation, vorhandene Naturschätze tropischer Paradiese langfristig zu schützen und zu erhalten", sagt Ulrike Rheinberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Infrastruktur & Unternehmen am Öko-Institut. Dazu muss es der Zielgruppe zum Beispiel ermöglicht werden, die Natur des Landes zu entdecken und zu erleben, etwa mit vielseitigen Tagesausflügen, mit Rundreisen in Kombination mit Badeurlaub oder mit mehrtägigen Entdecker-Reisen durch das ganze Land. JAHN REISEN, eine Tochter der LTU-Touristik, hat entsprechende Angebote für die Dominikanische Republik für die Wintersaison 2006/2007 in ihre Programmplanung aufgenommen.

Quelle: UD
 
Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche