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Krankmacher Kinderkleidung

Kinderkleidung und Kinderschuhe von Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo enthalten eine breite Palette gefährlicher Chemikalien. Dies ergibt eine neue Greenpeace-Untersuchung von 26 Produkten. In mehr als der Hälfte der Proben fanden unabhängige Labore umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien oberhalb der Vergleichs- und Vorsorgewerte. Einige dieser Stoffe gelten als krebserregend, schädigen die Fortpflanzung oder die Leber. Tchibo reagierte daraufhin sofort, wie Greenpeace lobt.

27.10.2014

Krankmacher Kinderkleidung zoom
Screenshot der Publikation Textilien im Supermarkt.

"Eltern werfen gern ein paar Kinderschuhe auf Milch und Butter in den Einkaufswagen. Doch die Discounter-Kleidung ist oft mit gefährlichen Chemikalien belastet. Wir fordern Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo auf, giftfrei produzierte Kleidung zu verkaufen," sagt Kirsten Brodde, Greenpeace-Textilexpertin.

Während das Tragen dieser Kleidungsstücke nicht unmittelbar die Gesundheit schädigt, gelangen die Chemikalien über Produkte und Fabriken in Umwelt und Nahrungskette. In China sind bereits zwei Drittel der Gewässer mit schädlichen Chemikalien verschmutzt. Schuhe waren von allen Produkten am höchsten belastet. In Deutschland enthielten die Kinderschuhe von Aldi-Süd (Booties "Alive") und Aldi-Nord ("walkx kids") über 190 Milligramm Dimethylformamid pro Kilo. DMF gilt als fortpflanzungsgefährdend, akut toxisch und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt Höchstwerte von 10 Milligramm pro Kilo, da sich die Substanz aus dem Material lösen kann.

Die meisten Schuhe weisen einen stechenden Geruch auf, was häufig auf 2-Phenyl-2-propanol (2PP) oder Acetophenon hinweist. Diese Substanzen können Allergien auslösen, und reizen Haut und Augen. Tatsächlich enthalten sieben von 14 Kinderschuhen 2PP oberhalb des Vergleichswerts von zehn mg/kg. Alle drei getesteten Lidl-Kinderschuhe überschreiten diesen Wert. Die Kinder-Gummistiefel von Tchibo waren am stärksten mit dem potentiell krebserregenden Naphthalin aus der Gruppe der Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) belastet (2,2 mg/kg). Ab Ende 2015 dürfen Kinderprodukte mit Hautkontakt, die über 0,5 mg/kg krebserregende Substanzen aus der PAK-Gruppe enthalten, nicht mehr verkauft werden.

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Neben dem Kleidungstest hat Greenpeace das Textilangebot der Supermärkte einem breiten Nachhaltigkeitscheck unterzogen. Der neue Greenpeace-Einkaufsratgeber berücksichtigt neben Chemikalien, Rohstoffeinsatz und Wiederverwertbarkeit der Textilien erstmals auch Sozialstandards in der Fertigung. Die größten Schwächen zeigten sich durchweg beim Einsatz gefährlicher Chemikalien. Dabei schneiden Aldi-Süd und Aldi-Nord als "miserabel" ab, gefolgt von Lidl als "schlecht". Nur Rewe/Penny und Tchibo ordnet Greenpeace als "Auf dem Weg" ein, giftrei ist keiner. Aldi, Lidl und Tchibo gehören mit einem Jahresumsatz von je etwa einer Milliarde Euro zu den zehn größten deutschen Textilhändlern. "Das Nebenbei-Geschäft der Discounter mit bedenklicher Billigkleidung boomt. Aldi, Lidl und Tchibo müssen ihre Marktmacht nutzen, um saubere Produktionsstandards durchsetzen," sagt Brodde.

Positiv: Tchibo reagiert sofort

Als Reaktion auf die Detox-Kampagne von Greenpeace verpflichtet sich der Hamburger Kaffee- und Handelskonzern auf einen Fahrplan zur Entgiftung der Textilproduktion. Tchibo veröffentlichte eine entsprechende Erklärung. Ein von Greenpeace-Aktivisten bundesweit in 35 Städten geplanter Protest wurde daraufhin kurzfristig abgesagt. Die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte am Donnerstag Untersuchungsergebnisse über Chemikalien in Kinderkleidung und Kinderschuhen verschiedener Discounter veröffentlicht. Dabei hatte Tchibo schlecht abgeschnitten. "Tchibo zeigt sich mit dieser Entscheidung als Vorreiter bei den Discountern. Wir erwarten, dass Aldi, Lidl, Rewe und Penny nun nachziehen", sagt Kirsten Brodde, Textilexpertin bei Greenpeace.

Bereits 20 international führende Textilunternehmen haben sich auf ein Detox-Commitment verpflichtet. Dieses sieht vor, dass die Firmen bis zum Jahr 2020 auf den Einsatz aller gefährlichen Chemikalien in der Produktion zu verzichten. Zuletzt hatte Adidas im Vorfeld der WM dem Druck von Greenpeace nachgegeben und sich zu einem glaubwürdigen Kurs zur Entgiftung verpflichtet. Mit der internationalen Detox-Kampagne fordert Greenpeace Textilhersteller auf, Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen.

Quelle: UD/na
 

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