BSH: Für Verbraucher ist Kaufpreis entscheidender als langfristiges Sparpotential

Nur drei Prozent beträgt der Absatzanteil der neuen energieeffizienten A+++-Kühlschränke von BSH in Deutschland. Dabei leisten Hausgeräte wie diese einen großen Beitrag zur Senkung des Stromverbrauchs und sparen Geld. Dennoch bevorzugen Verbraucher wegen des günstigeren Kaufpreises noch die ineffizienten Geräte. Nach Ansicht der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH spielt die Effizienzsteigerung bei der Energiewende aber eine entscheidende Rolle. Daher setzt das Unternehmen weiter auf die Entwicklung besonders sparsamer Geräte. Um dafür bei den Verbrauchern die nötige Akzeptanz zu schaffen, sieht das Unternehmen auch die Politik und die Energieversorger in der Pflicht.

18.05.2012

Foto: BSH Traunreut
Foto: BSH Traunreut

Ende Dezember 2010 wurde das europäische Energielabel für Hausgeräte um eine Klasse erweitert: Da die Hersteller die Energieeffizienz ihrer Geräte deutlich verbessern und die Ansprüche der Klasse A++ übertreffen konnten, wurde für Kühl- und Gefriergeräte, Geschirrspüler und Waschmaschinen die Klasse A+++ ergänzt. Geräte dieser Energieeffizienzklasse verbrauchen bis zu 60 Prozent weniger Strom als Geräte der Effizienzklasse A. Die BSH engagiert sich konsequent für die Verbreitung dieser besonders effizienten Geräte. „Denn Energieeffizienz ist die einfachste und am schnellsten umsetzbare Möglichkeit, Strom zu sparen und CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Produktion und die breite Vermarktung supereffizienter Geräte sind fester Bestandteil unserer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmensstrategie“, so Dr. Kurt-Ludwig Gutberlet, Vorsitzender der BSH Geschäftsführung.

Als erster Hausgerätehersteller hat die BSH 2009 ein so genanntes „Supereffizienz Portfolio“ eingeführt, das alle Geräte mit der höchsten Energieeffizienz am Markt bündelt. Da es für die Berechnung dieser Einspareffekte in der Hausgerätebranche keine Standards gibt, lässt sich die BSH die Zahlen des Portfolios jedes Jahr von Wirtschaftsprüfern bestätigen. Auch eine Untersuchung des europäischen Verbands der Hausgerätehersteller CECED in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission bestätigte der BSH 2011 die korrekte Kennzeichnung ihrer Geräte. So kann der Hausgerätehersteller seinen Kunden eine große Bandbreite an effizienten Hausgeräten anbieten, die weniger Energie und Wasser verbrauchen als herkömmliche. In der Rückschau hat sich der Absatz der Geräte aus dem Supereffizienzportfolio positiv entwickelt: Der Verkauf stieg 2010 in Europa auf über drei Millionen Geräte, was ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr von knapp 70 Prozent bedeutete. Verglichen mit dem Absatz von Geräten der Energieeffizienzklassen A oder A+ ist der Absatz der besonders effizienten Geräte jedoch gering.

Verbraucher scheuen höhere Anschaffungskosten

Dr. Kurt-Ludwig_Gutberlet Foto: BSH
Dr. Kurt-Ludwig_Gutberlet Foto: BSH

„Selbst A-Doppel-Plus-Geräte haben nur einen Anteil von etwa zehn Prozent an den Verkäufen. Am meisten werden immer noch relativ ineffiziente Geräte der A oder A+-Klasse gekauft“, berichtet Gutberlet im Interview mit „Der Welt“. Zwar seien die Verbraucher bei der Suche nach dem passenden Gerät am Energieverbrauch interessiert, doch letzten Endes entscheide meist das Geld: „Die Höhe des sofort zu zahlenden Preises spielt offenbar eine größere Rolle als das langfristige Sparpotenzial“, so Gutberlet. Dabei könnten bei einer Umrüstung von einem A+ auf einen A+++-Kühlschrank rund 40 Euro Stromkosten pro Jahr gespart werden, so dass der höhere Anschaffungspreis nach höchstens fünf Jahren wieder eingespielt sei, rechnet Gutberlet vor. Die neuen A+++-Geräte brauchen nur noch halb so viel Energie wie die A+-Geräte. So verbraucht zum Beispiel eine klassische Kühl-Gefrier-Kombination 600 Kilowattstunden pro Jahr - Kühlgeräte der Energieeffizienzklasse A+++ dagegen nur 150 Kilowattstunden.

Aber auch eine repräsentative Forsa-Umfrage zum Energieverhalten und Umweltschutz im Auftrag von Tchibo ergab, das besonders den unter 30-Jährigen die Motivation zum Strom sparen im Haushalt fehlt. Im Rahmen der Studie stellte sich heraus, dass nur 20 Prozent der unter 30-Jährigen ihren Stromverbrauch künftig senken wollen - im Bundesdurchschnitt sind es sogar nur 14 Prozent. Gefragt nach ihren Stromsparideen, landete der Punkt „energiesparende Haushaltsgeräte verwenden“ mit nur sechs Prozent auf einem der hinteren Plätze.

Energiewende funktioniert nicht ohne Steigerung der Energieeffizienz

BSH

Angesichts dieses Verbraucherverhaltens sowie der Ziele der Regierung, den Stromverbrauch in Deutschland bis 2020 um zehn Prozent senken zu wollen, sagt Gutberlet: „Als Bundesregierung würde ich mir Sorgen machen. Denn leider sagen die Zahlen, dass drei Viertel aller Kühlschränke, die jetzt gekauft werden, aus einer Geräteklasse stammen, die unter Effizienzgesichtspunkten suboptimal ist, nämlich der A- oder A+-Klasse.“ Seiner Meinung nach wird sich das auch nicht nach dem Verbot der A-Klasse ab Mitte dieses Jahres ändern. Dann sind die A+-Geräte die schlechteste noch zugelassene Klasse und wahrscheinlich immer noch am meisten gefragt. „Das sind dann die Energieschlucker, die für die nächsten 15 Jahre in den Wohnungen stehen. Wenn wir die Energiewende wirklich packen wollen, müssen wir die Entwicklung deutlich stärker zur effizientesten Klasse hin treiben“, so Gutberlet im Interview mit Der Welt.

Um das zu erreichen, müssen nach Meinung von Gutberlet auch die Energieversorger ihren Beitrag leisten, in dem sie zum Beispiel zur Erreichung bestimmter Effizienz-Ziele verpflichtet werden. Um ihre Kunden zum Kauf effizienter Haushaltsgeräte zu bewegen, müssten die dann Anreizprogramme auflegen.

Unterstützung von Politik und Energieversorgern ist gefragt

Auch der Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) sieht dringenden Handlungsbedarf, um die im Zuge der Energiewende beschlossene zehnprozentige Verbrauchsminderung bis 2020 zu erreichen. Nach Einschätzung der Nachhaltigkeitsexperten ist bisher nicht klar, wie die Bundesregierung diese Ziele erfüllen will. Vor allem die Potenziale, die die Steigerung der Energieeffizienz birgt, würden vernachlässigt. „Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir dringend konkrete und verbindliche Maßnahmen bei der Energieeffizienz. Sie muss schnellstmöglich so in die soziale Marktwirtschaft eingebettet werden, dass sie zu einem funktionierenden Geschäftsfeld wird“, so Marlehn Thieme, Vorsitzende des RNE. Der Rat empfiehlt der Bundesregierung zu diesem Zweck eine Neuausrichtung des Verhältnisses von Politik und Markt: Geschäfte mit Energieeffizienz müssten leichter möglich gemacht werden und geplante Effizienzvorgaben der EU mit konkreten Maßnahmen umgesetzt werden.

BSH arbeitet weiter an energieeffizienten Innovationen

Obwohl noch einige Zeit verstreichen wird, bis Politik, Hersteller, Energieversorger und Verbraucher an einem Strang ziehen, bleibt die BSH ihrem Kurs treu: „Energieeffiziente Hausgeräte bieten ein enormes Potenzial für den Klimaschutz, ohne dass die Verbraucher dabei auf Komfort verzichten müssen.“ Seit vielen Jahren arbeiten die BSH Ingenieure daran, durch innovative Technologien den Verbrauch der Geräte kontinuierlich zu reduzieren. Eine  der neuesten Innovationen der BSH in dieser Sache befindet sich derzeit noch in der Pipeline: Solarstromfähige Waschmaschinen und Geschirrspüler. „Für jemanden, der Module auf dem Hausdach hat, kann es sinnvoll sein, den Spüler oder die Waschmaschine zur hellen Mittagszeit mit Solarstrom vom eigenen Dach zu betreiben. Denn das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht dafür einen Eigenverbrauchsbonus vor“, berichtet Gutberlet. Die Markteinführung der photovoltaikfähigen Geräte ist in zwei bis drei Jahren vorgesehen.

Quelle: UD
 

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