Klimawandel

Tchibo im Gespräch zum klimaschonenden Versand

Wer bei Tchibo bestellt, erhält seine Ware neuerdings über den klimaschonenden Versandweg GoGreen von der Deutschen Post DHL. Tchibo hat sich zu dieser Umstellung entschlossen, um dem Ziel einer 100 Prozent nachhaltigen Geschäftstätigkeit einen Schritt näher zu kommen. Im UmweltDialog-Interview berichten Sebastian Pieper, Projektleiter GoGreen, und Stefan Dierks, Senior Manager Corporate Responsibility, über die Herausforderungen des Umstellungsprozesses. Zentrales Thema war hierbei die Verbraucheraufklärung über das Engagement von Tchibo in Sachen Nachhaltigkeit und für den Klimaschutz.

29.10.2012

Foto: Tchibo

UmweltDialog (UD): Bisher wurde den Kunden der GoGreen-Versand als Option angeboten, die sie durch einen kleinen Aufpreis nutzen konnten. Durch die Umstellung übernimmt Tchibo die zusätzlichen Kosten nun selbst und versendet vollständig über GoGreen - wie kam es dazu?

Dierks: Bisher hatten wir uns auf die gemeinschaftliche Verantwortung der Unternehmen und Verbraucher im Sinne des Klimaschutzes gestützt. Durch die Option, GoGreen zu nutzen, wollten wir dem Kunden die Möglichkeit bieten, selbst Verantwortung zu übernehmen. Wir haben unsere Meinung jetzt aus verschiedenen Gründen geändert: Zum Beispiel haben wir aus Befragungen erfahren, dass unsere Kunden die Übernahme der Verantwortung für den klimaschonenden Versand von uns als Unternehmen erwarten. Die Kunden selbst unterstützen unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten schon durch den Kauf der Produkte, zum Beispiel aus biozertifiziertem- oder „Fair Trade“-Anbau. Zudem möchten wir den klimaschonenden Versand als besonderen Service anbieten.

UD: Wo lagen die Herausforderungen im Rahmen der Umstellung?

Pieper: Tchibo ist deutschlandweit das einzige große Versandhandelsunternehmen, das in diesen Volumina Post- und Paketsendungen über die GoGreen-Versandart verschickt. Die Herausforderung war genau dieses Bewusstsein beim Kunden und am Markt herzustellen. Der Kunde sollte wissen, dass Tchibo seine Ware vollständig klimaschonend und ohne Aufpreis versendet. Die Möglichkeit des GoGreen-Versands besteht bei uns zwar schon seit 2008, war bisher aber mit einem kleinen Aufpreis für den Kunden verbunden. Im Rahmen der Umstellung übernimmt Tchibo nun selbst komplett die zusätzlichen Kosten. Wir wollen damit dem Kunden die Entscheidung erleichtern, etwas Gutes zu tun und durch unseren Vermarktungsansatz zugleich sicherstellen, dass er über den klimaschonenden Versand umfangreich informiert wird. Darüber hinaus wollten wir deutlich machen, dass wir gemäß unserer Unternehmensstrategie einen weiteren großen Schritt in Richtung eines 100% nachhaltigen Unternehmen gehen und unter anderem durch die Umstellung auf den vollständig klimaschonenden Versand via GoGreen unserer Verantwortung zum Klimaschutz nachkommen.

UD: Warum ist es für Tchibo wichtig, dass die Kunden wissen, dass die bestellten Produkte klimaschonend versendet werden und dieser Service von Tchibo bereitgestellt wird?

Dierks: Für uns ist die Förderung des nachhaltigen Konsums ein wichtiger Aspekt. Dabei dreht es sich immer um die Frage, wer eigentlich für den nachhaltigen Konsum verantwortlich ist. Früher ist das in einer „Henne oder Ei Diskussion“ geendet: Die Verbraucher sagen „wir würden gerne kaufen, aber die Unternehmen bieten nicht an“ und von Seiten der Unternehmen hieß es „wir bieten an, aber die Kunden kaufen es nicht“. Diese Diskussion ist glücklicherweise weitgehend beendet. Es gibt eine gemeinschaftliche Verantwortung. Für uns heißt das, den Kunden entsprechende Produkte anzubieten und sie darüber zu informieren. Dies geschieht im Idealfall so, dass sie ein Bewusstsein entwickeln und bereit sind, durch ihr eigenes Verhalten den nachhaltigen Konsum zu fördern. Diese gesamtgesellschaftliche Transformation brauchen wir, daher ist die Kommunikation von Projekten wie die Umstellung auf GoGreen so wichtig. Dabei ist es aber gar nicht so einfach das Thema Nachhaltigkeit beim Kunden zu kommunizieren, weil es zunächst eine große Worthülse ist, die mit konkreten Inhalten gefüllt werden muss. Die Umstellung auf GoGreen ist dabei ein konkretes Beispiel dafür, was wir unter nachhaltigem Engagement verstehen und eine schöne Möglichkeit, dies für den Kunden transparenter zu machen.

UD: Welche Wege der Kommunikation wurden genutzt, um die Verbraucher über die GoGreen-Umstellung zu informieren?

Pieper: Wir haben eine 360 Grad Kommunikation aufgestellt um alle Kontaktpunkte positiv zu besetzen. Jeder Online-Besteller und interessierte Nutzer erhält schnell zugänglich alle relevanten und detaillierten Informationen: Zum Beispiel haben wir im Online-Shop auf einer Landing-Page alle wichtigen Informationen zu GoGreen bereitgestellt. Über www.tchibo.de/gogreen kann sich der Kunde jederzeit umfangreich informieren. Darüber hinaus haben wir durch Mailings, Newsletter, PR und Blog-Beiträge, Magazine sowie die sozialen Netzwerke unsere Kunden und interessierte Nutzer erreicht und auf die Umstellung aufmerksam gemacht.

UD: Wie ist die Umstellung bei den Kunden angekommen?

Pieper: Über den Zulauf dieser Seiten haben wir ein sehr erfreuliches Interesse feststellen können. Und auch über die sozialen Netzwerke haben wir sehr viele Zuschriften, Anfragen und Kommentare bekommen. Es ist uns gelungen, mit unseren Kunden in den Dialog zu treten. Die Kunden nehmen die Umstellung und auch die Informationsmöglichkeiten sehr positiv an. Dies zeigt uns, dass das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum durchaus gestärkt wurde, die Umstellung beim Kunden daher durchweg positiv angekommen ist.

UD: Warum ist der Klimaschutz für Tchibo wichtig, und welche Rolle spielt dabei die Umstellung auf den GoGreen-Versand?

Dierks: In gewissem Sinne ist Tchibo ein agrar- und forstwirtschaftlicher Betrieb, denn die drei wesentlichen Rohstoffe, mit denen wir arbeiten, sind Kaffee, Baumwolle und Holz. Ob wir unseren Kunden eine ausreichende Menge mit guter Qualität zu einem fairen Preis anbieten können, hängt von der Entwicklung der Umweltbedingungen ab. Der Klimawandel ist für unser Geschäft eine der größten Bedrohungen. Im Kaffee- und Baumwollanbau gibt es schon jetzt alarmierende Veränderungen von Wettermustern, die die Qualität und Quantität der Rohstoffe negativ beeinflussen. Bei den klimaschutzbezogenen Projekten, die wir im Kaffeeanbau durchführen, geht es daher - neben der Reduktion der Treibhausgasemission - vor allem auch um die Anpassung an den bereits laufenden Klimawandel. Aus Gründen wie diesen haben wir den Klimaschutz fest in unser Handeln integriert und verfolgen mit unserer Strategie „Zukunft braucht Herkunft“ das Ziel einer 100 Prozent nachhaltigen Geschäftstätigkeit. Bis 2015 wollen wir einen großen Schritt in diese Richtung geschafft haben. Der klimaschonende Versand über GoGreen ist ein wichtiger Baustein davon. Damit können wir die Emissionen, die wir momentan nicht vermeiden können, durch den Kauf von Zertifikaten ausgleichen und so zertifizierte Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützen.

Arbeiter beim Einsammeln von Ernteresten in Indien. Foto: Tchibo
Arbeiter beim Einsammeln von Ernteresten in Indien. Foto: Tchibo

UD: Worum handelt es sich bei diesen Klimaschutzprojekten?

Dierks: Wir haben sehr strenge Anforderungen an die Projekte, in die wir investieren. Ein Kriterium ist der sogenannte Gold-Standard für Klimaschutzprojekte. Dieser stellt sicher, dass durch die Projekte ein tatsächlicher positiver Nutzen sowohl für das Klima, als auch für die Gemeinschaft und die Wirtschaft vor Ort erzielt wird. Zudem muss das Prinzip der Zusätzlichkeit erfüllt werden. Das heißt, dass nur solche Projekte unterstützt werden, die ohne die Einkünfte aus dem Zertifikatsverkauf nicht zu Stande gekommen wären. Konkret unterstützen wir vier Projekte. Den positiven Nutzen, der verfolgt wird, verdeutlicht dabei zum Beispiel das Projekt in Indien: In dessen Rahmen werden Erntereste, die bisher auf den Feldern liegenblieben und dort verbrannt wurden, eingesammelt und an ein Biomasse-Kraftwerk verkauft. Dort werden sie ohne giftige Dämpfe verbrannt und zur Stromerzeugung genutzt. Die Menschen vor Ort profitieren hierbei durch die Versorgung mit Strom aus erneuerbarer Energie sowie durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten, die durch das Einsammeln und den Verkauf der Erntereste entstehen.

Quelle: UD
 

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