Klimawandel

Polarforscher Lemke erhält "Bayer Climate Award"

Die Bayer Science & Education Foundation zeichnet Professor Dr. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven mit dem "Bayer Climate Award 2010" aus. Professor Lemke wird für seine grundlegenden und wegweisenden Beiträge zum Zusammenhang von Meereis und Klima geehrt. Was heute im Zuge der Debatte um den Klimawandel in den Blickpunkt des allgemeinen Interesses gerückt ist, bildet das Zentrum seiner Forschung: Die Veränderungen im Meereis sind der Gradmesser für Klimaveränderungen. Werner Wenning, Vorsitzender des Vorstands der Bayer AG, wird den Preis im Rahmen der internationalen Klimakonferenz "Continents under Climate Change" der Humboldt-Universität am 22. April 2010 in Berlin überreichen.

26.03.2010

Professor Lemke in der Antarktis im Oktober 2006 auf einer seiner bisher sieben Polarexpeditionen. Bild: Bayer
Professor Lemke in der Antarktis im Oktober 2006 auf einer seiner bisher sieben Polarexpeditionen. Bild: Bayer

Ein unabhängiger, mit internationalen Experten besetzter Stiftungsrat hat den Preisträger unter 16 Kandidaten ausgewählt, die von den Präsidenten der großen europäischen Forschungsgemeinschaften nominiert worden waren. Der "Bayer Climate Award" ist mit 50.000 Euro dotiert. Es ist der erste internationale Preis, den ein Unternehmen für wegweisende Beiträge der Grundlagenforschung in den Klimawissenschaften ins Leben gerufen hat. Professor Lemke ist der zweite Preisträger nach dem Energieeffizienz-Experten Professor Dr. Eberhard Jochem. Als fester Bestandteil des Bayer-Klimaprogramms wird die Auszeichnung seit 2008 alle zwei Jahre vergeben.

"Ich freue mich sehr über den Bayer Climate Award", sagte Lemke. "Er ist zum einen eine schöne Anerkennung für die klimawissenschaftlichen Beiträge, die ich gemeinsam mit meinen Kollegen leisten konnte. Zum anderen spornt eine solche Auszeichnung zusätzlich an, am Ball zu bleiben und weiter für das bessere Verständnis der Zusammenhänge zwischen Meereis und Klima zu forschen."

"Die Erkenntnisse von Professor Lemke in der Meereisforschung bilden wichtige Grundlagen für die heutigen Klimamodelle, welche die Wissenschaft zur Analyse des Klimawandels verwendet und die auch der Klimapolitik als Entscheidungsbasis dienen", begründete Dr. Wolfgang Plischke, im Vorstand der Bayer AG verantwortlich für Innovation, Technologie und Umwelt sowie Vorstand und Kuratoriumsmitglied der Bayer Science & Education Foundation, die Entscheidung des Stiftungsrates. "Lemke gehört zu den Pionieren und international führenden Forschern auf seinem Gebiet. So komplex die Materie der Modellierung des Klimas ist, so relevant ist sie angesichts des Klimawandels."

Lemke beschäftigt sich bereits seit den 1970er Jahren mit der Beobachtung von klimarelevanten Prozessen in Atmosphäre, Meereis und Ozean und insbesondere mit deren Wechselwirkungen. Starke natürliche Variabilität und langfristige Trends in Atmosphäre und Ozean werden im Meereis abgebildet. Denn die Bildung oder das Schmelzen des Eises hängen in erster Linie von den Luft- und Wassertemperaturen ab. Einwirkung und Reaktion sind aber schwierig voneinander zu trennen, weil das Meereis wiederum die Atmosphäre und den Ozean verändert und damit auf seine Antriebsgrößen zurück wirkt. Der Träger des "Bayer Climate Award 2010" hat an sieben mehrmonatigen Polarexpeditionen mit dem deutschen Forschungseisbrecher "Polarstern" teilgenommen - an fünf davon als Fahrtleiter. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zog Lemke daraus auch ganz praktische Konsequenzen: Wegen der schlechten Beobachtungslage in den Polargebieten engagierte er sich stark für neue Messtechniken, insbesondere für Fernerkundungen mit Satelliten wie beispielsweise im Wissenschaftler-Team für den ESA-Satelliten "CryoSat".

Professor Lemke ist 63 Jahre alt und in Soltau geboren. Er arbeitet seit 2001 am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, an dem er gegenwärtig den Fachbereich Klimawissenschaften leitet, sowie als Professor für Physik von Atmosphäre und Ozean am Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Zu seinen vorherigen wissenschaftlichen Stationen zählen die Universität Kiel, die Princeton University, New Jersey (USA), das Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg, die Universität Hamburg (Diplom in Physik, Promotion und Habilitation in Meteorologie) und die Freie Universität Berlin (Studium Physik und Mathematik).

Im Rahmen seiner internationalen Gremienarbeit war der Preisträger unter anderem von 1995 bis 2006 im "Scientific Committee" für das "World Climate Research Programme (WCRP)" aktiv. Dies ist das höchste internationale Gremium für die Klimaforschung, das er als erster Deutscher auch sechs Jahre geleitet hat. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Neuausrichtung des WCRP auf längerfristige Klimavorhersagen, basierend auf ersten Erfolgen mit wesentlich verbesserten saisonalen Klimaprognosen in den Tropen, die unter anderem aus der Beobachtung des "El Niño" genannten Klimaphänomens resultierten. Dies ist eine immer wieder auftretende ungewöhnliche Wassererwärmung im äquatorialen Pazifik. Daraus entstehen regelmäßig Unwetter in Lateinamerika sowie Dürren in Australien und Indonesien mit katastrophalen Folgen.

Aktuell widmet sich Peter Lemke der Entwicklung von Modellen für die Analyse und Vorhersage regionaler Klimaveränderungen. Diese sind von besonderer Bedeutung, denn erst wenn man weiß, wie sich das Klima in bestimmten Regionen entwickeln wird, kann man sich mit Anpassungsmaßnahmen darauf vorbereiten. Dieser Aufgabe widmet sich die Klimainitiative "REKLIM (Regionale Klimaänderungen)" der Helmholtz-Gemeinschaft, in der acht Forschungszentren zusammenarbeiten und die von Lemke geleitet wird.

Professor Lemke war maßgeblich am Weltklimabericht des "Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)" beteiligt, das 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. 1991 erhielt er den Preis für Polarmeteorologie (Georgi-Preis) der Alfred-Wegener-Stiftung (heute: Geo-Union). 2005 wurde er zum Ehrenprofessor der "China Meteorological Administration" (Chinesischer Wetterdienst) ernannt.

Quelle: UD / cp
 

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