MIT präsentiert umweltfreundlichen Zementersatz mit römischer Technik
Forscher des MIT haben einen innovativen Zementersatz entwickelt, der umweltfreundlich und energieeffizient ist. Statt auf hohe Temperaturen setzt das Team auf ein elektrochemisches Verfahren. Der neue Zement wird bereits in einem Nullenergiehaus verwendet, und in Massachusetts entsteht eine Produktionsanlage für nachhaltigen Zement.
10.09.2024
Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben einen Zementersatz entwickelt, der auf römischen Techniken basiert und genauso umweltfreundlich ist wie die historischen Varianten. Statt Kalkstein, der bei über 1000 Grad Celsius gebrannt wird und CO2-Emissionen freisetzt, verwenden Yet-Ming Chiang und Leah Ellis ein elektrochemisches Verfahren, um Kalziumsilikatgestein bei Raumtemperatur zu verarbeiten. Dabei entstehen reaktives Kalzium und Silikate, die anschließend getrocknet werden. Diese Mischung stellt eine vollwertige Alternative zum modernen Portlandzement dar.
Erster Einsatz in Netto-Null-Gebäude
Im Aachener Dom kann man über 1000 Jahre alte Betonmauern bewundern, die in Anlehnung an römische Bauweisen errichtet wurden. Auch in Rom finden sich Beispiele für diesen Baustoff, der ohne den heute üblichen Zement auskommt und damit Umwelt und Klima kaum belastet und gleichzeitig langlebiger ist als heutige Betonbauten. Werden bei der Herstellung erneuerbare Energien wie Sonnen-, Wind- oder Kernenergie genutzt, ist die Produktion klimaneutral. Die MIT-Entwickler haben inzwischen die Firma Sublime Systems gegründet, um das neue Material zu vermarkten. Eine erste kommerzielle Anwendung hat der Zement bereits in einem Nullenergiehaus in Boston gefunden.
Erste Produktionsanlage im Bau
Das Unternehmen errichtet in Holyoke eine Produktionsanlage im kommerziellen Maßstab, die jährlich 30.000 Tonnen umweltfreundlichen Zement herstellen kann. Die Inbetriebnahme ist für 2026 geplant. „Sie ist als Modul konzipiert, das wir multiplizieren können, um zu einer Anlage mit einer Mio. Tonnen pro Jahr zu gelangen“, sagt Ellis. „Damit können wir das Risiko des Upscaling ausschließen und die gleiche Anlage überall auf der Welt bauen.“ Die Internationale Energieagentur in Paris schätzt, dass Zement für etwa sieben Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen weltweit verantwortlich ist. „Zement hat die Zivilisation, wie wir sie heute kennen, ermöglicht, aber jetzt muss er neu erfunden werden“, resümiert Chiang.