Klimawandel

Corona: Emissionshandel erweist sich als widerstandsfähig

Der Statusbericht der International Carbon Action Partnership (ICAP) zu den weltweiten Entwicklungen von Emissionshandelssystemen (EHS) für das Jahr 2021 zeigt einen signifikanten Anstieg der durch Emissionshandelssysteme abgedeckten Emissionen – was vor allem mit dem Start des chinesischen EHS einhergeht – sowie die starke Widerstandsfähigkeit bestehender Systeme weltweit gegenüber Covid-19.

15.04.2021

Corona: Emissionshandel erweist sich als widerstandsfähig
  • Die von Emissionshandelssystemen abgedeckten globalen Emissionen haben sich im Jahr 2021 von neun Prozent auf 16 Prozent nahezu verdoppelt. Der Anstieg der abgedeckten Emissionen ist insbesondere auf den Start des nationalen chinesischen EHS zurückzuführen.
  • Insgesamt bestehen weltweit derzeit 24 Emissionshandelssysteme auf supranationaler, nationaler oder subnationaler Ebene, während es 2020 noch 21 waren. Weitere 22 Regierungen erwägen die Einführung eines EHS oder sind aktiv dabei, ein EHS zu entwickeln.
  • Insgesamt haben EHS weltweit bis 2020 etwas mehr als 100 Milliarden US-Dollar generiert, die hauptsächlich zur Förderung von Klimaschutzmaßnahmen verwendet werden.
  • Im Vergleich zum letzten großen globalen Wirtschaftsabschwung haben sich Emissionshandelssysteme gegenüber den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie als widerstandsfähig erwiesen. So sind die Zertifikatspreise im Vergleich zum Vorkrisenniveau im Durchschnitt erheblich gestiegen, was wahrscheinlich auf das Marktdesign und auf Erwartungen bezüglich zukünftiger Entwicklungen zurückzuführen ist.
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Laut ICAPs „Emissions Trading Worldwide: Status Report 2021" entpuppte sich Covid-19 als Belastungsprobe für Kohlenstoffmärkte, die sie bestanden haben. Zudem hat der Anteil der von Emissionshandelssystemen abgedeckten Emissionen weltweit weiter zugenommen und EHS spielen eine immer bedeutendere Rolle in der Klimapolitik, während Regierungenzunehmend Netto-Null-Klimaziele verfolgen.

Wie beim Wirtschaftsabschwung nach der globalen Finanzkrise bestand auch in der Covid-19-Pandemie die Gefahr, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise die Kohlenstoffmärkte weltweit schwer erschüttern würden. Doch diese haben sich als weitgehend widerstandsfähig erwiesen, nachdem die Zertifikatspreise nach einem anfänglichen Rückgang schon bald ihr durchschnittliches Vorkrisenniveau überstiegen haben. „Diese Widerstandsfähigkeit ist einerseits auf Marktstabilitätsmaßnahmen zurückzuführen, die mittlerweile in den meisten Emissionshandelssystemen vorhanden sind. Andererseits verfolgen Regierungen immer ehrgeizigere Emissionsminderungsziele, was zu Erwartungen an strengere Auflagen für EHS in der Zukunft führt", erklärt William Acworth, Leiter des ICAP-Sekretariats.

„Die Umstände haben sich in den letzten zehn Jahren grundlegend geändert", so Beatriz Yordi, Co-Vorsitzende von ICAP und Direktorin für europäische und internationale Kohlenstoffmärkte bei der Generaldirektion Klimapolitik der Europäischen Kommission. „Die Kohlenstoffmärkte haben rational auf die Auswirkungen der Pandemie reagiert. Dank der Ausgestaltungen der Märkte, die ein stabiles Preissignal begünstigten, und dank klarer politischer Signale zur Unterstützung ehrgeiziger Klimaziele konnten sie schnell wieder an Fahrt aufnehmen."

Der ICAP Status Report 2021 beschreibt die Entwicklungen von Emissionshandelssystemen weltweit in diesem entscheidenden Jahr 2020 und enthält wichtige Kennzahlen, Infografiken und detaillierte Factsheets zu allen Systemen. Darüber hinaus gehen politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Expertinnen und Experten für Kohlenstoffmärkte in einer Reihe von Artikeln der Frage nach, wie Emissionshandelssysteme auf die Pandemie reagiert haben und welche Instrumente zur Widerstandsfähigkeit beigetragen haben. Sie analysieren zudem weitere wichtige Entwicklungen, darunter Einschätzungen zur Wirkung des nationalen chinesischen EHS im ersten Jahr nach seiner Einführung sowie zum Start des neuen britischen EHS.

Die von Emissionshandelssystemen abgedeckten globalen Emissionen haben sich im Jahr 2021 von neun Prozent auf 16 Prozent nahezu verdoppelt, da die Anzahl der Emissionshandelssysteme weltweit von 21 auf 24 gestiegen ist. Dieses Wachstum ist vor allem auf die Einführung des nationalen chinesischen EHS zurückzuführen, dass zunächst rund 40 Prozent der CO2-Emissionen des Landes abdeckt. Weitere Emissionshandelssysteme, die an den Start gegangen sind, sind das deutsche nationale EHS, dass Heiz- und Kraftstoffe abdeckt und parallel zum EU-EHS läuft, sowie das britische EHS, das nach Großbritanniens Ausscheiden aus der EU als entscheidend für die Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele des Landes für 2030 angesehen wird. Insgesamt lebt heute ein Drittel der Weltbevölkerung in einer Region, in der ein Emissionshandelssystem in Kraft ist.

Im Jahr 2020 erreichten die Einnahmen aus der Versteigerung von Emissionszertifikaten einen neuen Meilenstein und haben seit dem Start des ersten EHS im Jahr 2005 insgesamt 103 Milliarden US-Dollar generiert. Versteigerungserlöse werden in der Regel verwendet, um Klimaschutzmaßnahmen im Energie-, Verkehrs- und Industriesektor voranzutreiben und sozial benachteiligte Gruppen zu unterstützen.

Weitere 22 Regierungen erwägen die Einführung eines Emissionshandelssystems oder sind aktiv dabei, ein EHS zu entwickeln, vom asiatisch-pazifischen Raum bis nach Europa. Auf dem amerikanischen Kontinent konzentrieren sich die Aktivitäten auf die Ebene einzelner US-Staaten und das regionale „Transportation and Climate Initiative Program", während Kolumbien derzeit die technischen Vorbereitungen zur Einführung eines Pilot-EHS im Jahr 2023 oder 2024 abschließt. In Asien schaffen Indonesien und Vietnam gerade die rechtlichen und regulatorischen Grundlagen für den Start von Pilotsystemen. Zudem prüfen Japan, Taiwan und die Philippinen derzeit aktiv die Möglichkeit der Einführung von Emissionshandelssystemen als Teil ihrer klimapolitischen Strategien.

Viele Regierungen, die sich Netto-Null-Klimaziele für die Mitte des Jahrhunderts gesetzt haben, betrachten EHS als wesentliche Komponente eines umweltfreundlichen wirtschaftlichen Wiederaufschwungs nach der Pandemie. Neben anderen Vorteilen bieten Emissionshandelssysteme die Möglichkeit, Einnahmen zur Verwendung für klimabezogene Ausgaben zu generieren und können ein Preissignal für Direktinvestitionen in kohlenstoffarme, in Einklang mit Umweltzielen stehende Aktivitäten senden.

„Der Vorstoß in Richtung Netto-Null-Emissionen und die wirtschaftliche Reaktion auf die Pandemie bieten eine historische Gelegenheit, Investitionen in eine kohlenstoffarme Entwicklung zu stärken", so Rajinder Sahota, ICAP-Co-Vorsitzende und Leiterin der Abteilung für Industriestrategien beim California Air Resources Board, das das kalifornische Cap-and-Trade-Programm verwaltet. „Es gibt viele politische Strategien, die für einen umweltfreundlichen wirtschaftlichen Wiederaufbau wichtig sind, aber wie wir in Kalifornien gesehen haben, sind Emissionshandelssysteme von zentraler Bedeutung, um ein kontinuierliches, preisbasiertes Signal für die Reduzierung von CO2-Emissionen zu liefern und Einnahmen zu generieren, mit denen die Erreichung unserer Klimaziele unterstützt und gefährdete Gemeinschaften geschützt werden."

Quelle: UD/fo
 

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