Klimawandel

Niedrigwasservorhersage: Dürre-Stresstest bestanden!

AWI-Forscherinnen können mithilfe globaler Klimadaten Niedrigwasserstände in deutschen Flüssen bis zu drei Monate im Voraus vorhersagen – selbst in extremen Dürrezeiten wie dem Sommer 2018.

26.08.2020

Niedrigwasservorhersage: Dürre-Stresstest bestanden!

Die Wasserstände in deutschen Flüssen lassen sich mit herkömmlichen Methoden etwa sechs Wochen im Voraus vorhersagen. Aus diesem Grund überraschte der Dürresommer 2018 mit seinen extremen Niedrigwassern in Rhein und Elbe nicht nur die Binnenschiffer, sondern auch die meisten Verantwortliche in Raffinerien, Stahlwerken und Chemiekonzernen entlang der Flussläufe. Viele der von Schiffstransporten abhängigen Firmen vermeldeten alsbald Lieferengpässe und Produktionsausfälle.

Dieser wirtschaftliche Schaden hätte sich durchaus verhindern lassen, wären damals moderne Vorhersagemethoden zum Einsatz gekommen. Dieses ernüchternde Fazit ziehen Forscherinnen des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), nachdem sie ein von ihnen entwickeltes Berechnungsmodell zur langfristigen Vorhersage von Durchflussmengen in Flüssen dem Dürresommer-2018-Härtetest unterzogen haben. 

Das Ergebnis: Mithilfe der von ihnen verwendeten globalen Meeres- und Klimadaten konnten das Elbe- und Rhein-Niedrigwasser bereits drei Monate vor ihrem Eintreten zuverlässig vorhergesagt werden. Die umfassende Analyse der AWI-Wissenschaftlerinnen ist jetzt als frei verfügbarer Fachartikel im Nature-Online-Magazin Scientific Reports erschienen.

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AWI-Klimatologin Dr. Monica Ionita schüttelt noch heute ein bisschen ungläubig den Kopf, wenn sie an den Dürresommer 2018 und an die Schlagzeilen im anschließenden Herbst denkt. Zeitungen und Nachrichtensendungen berichteten damals über die unerwartet niedrigen Pegelstände deutscher Flüsse und wie infolgedessen Transport- und Lieferketten durcheinandergerieten. Konzerne wie BASF und ThyssenKrupp mussten ihre Produktion einschränken; Benzin und Diesel wurden aufgrund von Lieferengpässen teurer. 

„Mich persönlich hat wirklich erstaunt, dass so viele Akteure von den extremen Wasserständen überrascht wurden“, erzählt die AWI-Forscherin. “Ich selbst erstelle für die Hamburger Hafenbehörde seit drei Jahren regelmäßige Vorhersagen zur Wassermenge in der Elbe und konnte unseren Partner bereits Ende Mai 2018 darauf hinweisen, dass die Flusspegel infolge der langen Trockenheit extrem niedrig ausfallen werden – insbesondere im Spätsommer und Herbst des Jahres“, sagt Monica Ionita.

Wasserstände von Flüssen zuverlässig über einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen vorherzusagen, war bis vor fünf Jahren unmöglich. 2015 aber gelang es Monica Ionita, ein statistisches Berechnungsmodell zu entwickeln, mit dem sie auf Basis aktueller Meeres- und Klimadaten ziemlich genau abschätzen kann, wieviel Wasser künftig an verschiedenen Stellen eines ausgewählten Flusses fließen wird. Aber würde diese Methode auch in Ausnahmesituationen wie dem Dürresommer 2018 funktionieren. „Für uns war der extreme Sommer ein willkommener Härtetest, mit dem wir unsere Vorhersagemethode noch einmal bis in das letzte Detail überprüfen konnten“, sagt Monica Ionita. 

Die Ergebnisse der neuen Studie überzeugen: Mithilfe ihres statistischen Verfahrens konnten Monica Ionita und ihre AWI-Kollegin Dr. Viorica Nagavciuc die Entwicklung der Wassermengen in Elbe und Rhein über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten treffend vorhersagen – auch die extrem niedrigen Pegel im Spätherbst 2018. „In der Praxis sieht es so aus, dass wir bis Ende Mai eines Jahres sagen können, wie sich die Durchflussmengen und damit auch die Wasserstände bis Ende September desselben Jahres in etwa entwickeln werden. Wir können dann abschätzen, ob sie im Vergleich zu Vorjahren niedriger, ähnlich oder höher ausfallen werden. Die zu erwartende Wasserabflussmenge berechnen wir mittlerweile drei Monate im Voraus – das heißt, von diesem Zeitpunkt an nennen wir dann auch konkrete Zahlen“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Quelle: UD/fo
 

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