Energiewende

Köpfchen statt Kohle

Fragt man heutige Grundschüler zum Thema „Energiesparen“, so erscheinen sie voll informiert und voller Umweltbewusstsein. Das Klima ist zu schützen, Ressourcen müssen gespart werden und Solarzellen sind der Inbegriff von Energie überhaupt. Das Ganze ist allerdings viel mehr eine Haltung oder Einstellung – ohne sehr viel belastbares Wissen um Fakten und Zusammenhänge.

20.05.2016

Auch die jungen „Energiemanager“, die mit Begeisterung die Heizzeiten am Computer überwachen, Temperaturen messen und CO2-Diagramme interpretieren, können oft nicht erklären, woher die Sonne eigentlich ihre Energie bekommt oder wie aus Kohle, Öl oder Gas in Kraftwerken Strom wird. Deshalb vermitteln die Betreuer von „Köpfchen statt Kohle“ zwischendurch auch dieses Grundlagenwissen. Bewährt hat sich dabei ein pädagogischer Ansatz, der die Antworten nicht quasi frei Haus liefert, sondern versucht, fragend vorzugehen und an die Denk- und Vorstellungsweisen und das vorhandene Wissen der Kinder anzuknüpfen.

Und natürlich verankert sich Energiewissen immer am besten, wenn es mit praktischen Aufgaben verknüpft werden kann. An einigen Schulen bauen die Grundschüler zum Beispiel aus einem Bausatz ein Wärmekraftwerk, in dem aus „Kohle“ (Esbit) Wärme erzeugt wird, die Wasser zum Verdampfen bringt und durch Dampfdruck einen Generator antreibt, der ein Lämpchen zum Leuchten bringt. Die Schülerinnen und Schüler, die sich die Mühe gemacht haben, das gar nicht so einfache Modell selbst zu bauen und zum Laufen zu bringen, werden diesen Zusammenhang nicht mehr vergessen …

Ein selbstgebautes Wärmekraftwerk.
Ein selbstgebautes Wärmekraftwerk.

Styroporhäuser mit Solaranlage

Auch „Power House“-Wochen gehören für einige der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen zum Begleitprogramm der Energiemanager-Projekte. Die beiden sechsten Klassen der Grundschule am Hohen Feld bauten jetzt ihre Styroporhäuser und bestückten sie mit Solar- und Windenergieanlage. Dabei beschäftigten sie sich auch mit Wärmeausbreitung und Dämmung. Durch Aufnahmen mit der Thermokamera konnten sie selbst herausfinden, welche Teile der Häuser als „Wärmelecks“ erscheinen.

Vom Modell zur praktischen Umsetzung im Schulalltag

Im realen Schulgebäude geht es den Energiemanagern jedoch meistens nicht um die Wärmedämmung, sondern um die Einstellungen der Heizanlagen. Da viele der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen über eine zentrale Einzelraumsteuerung für die Heizung verfügen, versuchen sie selbst, am Computer die Heizzeiten an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Das gelang ihnen in den meisten Schulen auch im vergangenen Winter. Nur eine Schule, das zeigte jetzt die Auswertung, ergibt einen drastischen Ausreißer im statistischen Vergleich. In der Grundschule an der Marie stiegen die durchschnittlichen Heizzeiten pro Woche im Vergleich zum vorangegangen Schuljahr in den Klassenräumen von 40 auf 55 Stunden, in allen Räumen der Schule zusammen von 32 auf 52 Stunden.

Das mag einerseits damit zusammenhängen, dass die Ausbildung der neuen Energiemanager zu Beginn des neuen Schuljahres recht lange gedauert hat und die Schüler kaum dazu kamen, die Heizungseinstellungen tatsächlich flächendeckend zu überprüfen. Zum anderen aber scheint auch der Hausmeister die Heizungseinstellungen wieder auf „Nummer Sicher“ gestellt zu haben. Nahezu alle Klassenräume sind nämlich durchgehend zwischen sieben und 16 Uhr beheizt.

Eine Anpassung an den tatsächlichen Stundenplan oder gar die Berücksichtigung der langen Hofpausen während des Schultages sind nirgends zu erkennen. Die Einstellungen, die die Energiemanager im Vorjahr gemacht hatten, sind anscheinend alle rückgängig gemacht worden. Für die Schülergruppe an der Marie ist das ein Auftrag für den kommenden Herbst. Ab September wollen sie als erstes die Heizzeiten konsequent an die Stundenpläne anpassen. Denn der nächste Winter kommt bestimmt. Die nächste Statistik aber soll anders aussehen …

Pläne für weitere Energiemanager-Projekte

Pläne für das kommende Schuljahr machen auch die Energiemanager des Robert Havemann-Gymnasiums. Mit den Ergebnissen ihrer Untersuchung zum Einfluss von festinstallierten CO2-Messdisplays in Klassenräumen auf das Lüftungsverhalten vor allem der Lehrkräfte wurden sie jetzt von ihrem Schulleiter auf die Elternversammlung eingeladen. Fünf Siebt- und Achtklässler aus der Projektgruppe hielten einen Powerpoint-Vortrag, in dem sie zeigen konnten, dass durch die Messdisplays zwar die Lüftungshäufigkeit deutlich zunimmt, aber die Effektivität des häufigeren Lüftens ist nicht so hoch wie erwartet. Sprich: Gemessen in Minuten „guter“ Luft (unter 1.000 ppm CO2) sind die Klassen mit häufigerem Lüften nur um zehn Prozent besser.

Die Schüler wollen deshalb im kommenden Winterhalbjahr das Thema weiter vertiefen. Geplant ist eine intensive Informationskampagne in allen Klassen. Auch einen Lüftungs-Wettbewerb zieht die Energiemanager-Gruppe in Erwägung. Außerdem soll weiter gemessen und ausgewertet werden. U.a. möchten die Schüler wissen, welche Lüftungsvarianten tatsächlich am besten sind. Von den Eltern des Havemann-Gymnasiums wurden sie ermutigt, weiter am Thema zu bleiben. Die Eltern zeigten sich stolz darauf, dass ihre Schule mit der Ausstattung der Klassen mit CO2-Messanzeigen im Bezirk Pankow vergleichsweise weit vorne liegt.

Auch andere „Köpfchen statt Kohle“-Schulen haben inzwischen Erfahrungen mit dem Lüftungsproblem und möglichen Lösungen gesammelt. In der Grundschule unter den Bäumen wurde jetzt ein Lüftungswettbewerb unter allen fünften und sechsten Klassen ausgewertet und die Gewinnerklasse ermittelt. Auch hier setzten die Schülerinnen und Schüler Datenlogger ein, um über einen längeren Zeitraum CO2-Werte und Temperaturen aufzuzeichnen und auswerten zu können.

Quelle: UD
 

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