Biodiversität

VW Mexiko sichert Wasserversorgung

Als „dynamisch und überzeugend“ beschreiben Kollegen Raul Rodriguez. Diese Eigenschaften kommen ihm als Umweltbeauftragten des VW-Werks in Mexiko sicher zu Gute: Er hat das Wiederaufforstungsprogramm für den Nationalpark Izta-Popo mit auf die Beine gestellt, etabliert und stetig vorangetrieben. Das Ziel: Die Erhöhung des Grundwasserspiegels und Sicherung der Wasserversorgung in der Produktion. Nebenbei beinhaltet das Projekt aber auch Mitarbeiterschulungen, Umweltbildung für Kinder und die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. Mit ersten messbaren Erfolgen startet die Initiative nun in die zweite Phase.

10.05.2011

Das Naturschutzgebiet Izta-Popo liegt um die beiden Vulkane Iztaccíhuatl und Popocatépetl. Foto: VW
Das Naturschutzgebiet Izta-Popo liegt um die beiden Vulkane Iztaccíhuatl und Popocatépetl. Foto: VW

Die VW-Mitarbeiter im mexikanischen Werk nahe der Stadt Puebla hätten irgendwann gemerkt, dass ihnen das Wasser ausgeht, erinnert sich Dr. Christiane von Finckenstein-Wang, im Zentralen Umweltschutz von Volkswagen verantwortlich für Biodiversität und NGO-Beziehungen. Bei Brunnenbohrungen nach Wasser musste immer tiefer in die Erde eingedrungen werden, denn der Grundwasserspiegel sank stetig. Dabei ist der Bedarf besonders in dieser Region groß: Puebla mit seinen 2,5 Mio. Einwohnern wächst stetig, und neben dem VW-Werk, in dem allein rund 14.900 Mitarbeiter tätig sind, haben sich noch zahlreiche Zuliefer-Firmen niedergelassen.

Die Ursachen für den sinkenden Grundwasserspiegel ausfindig zu machen, war ein Leichtes: Der überwiegende Teil des Wassers, den das VW-Werk benötigt, kommt aus dem nahe gelegenen Naturschutzgebiet Izta-Popo. Diese Hochebene rund um die beiden Vulkane Iztaccíhuatl und Popocatépetl, wurde 1948 zum Nationalpark erklärt. Ursprünglich besiedelten dichte Wälder das Gebiet, jedoch haben illegale Abholzung, Viehzucht und zahlreiche Waldbrände den Bestand stark verringert. Die Folge ist, dass sich die Bodenschichten verfestigen, weniger Niederschlagswasser eindringen kann und die Grundwasservorräte nicht mehr aufgefüllt werden. „Wenn es mal geregnet hat“, erklärt Finckenstein-Wang, „lief das Wasser einfach an den steilen festen Berghängen herab in den nächsten Fluss und dann ins Meer. Dadurch war es nicht verloren, aber es kam der Gegend nicht mehr zu Gute.“

Bäume sollen das Abfließen des Wassers verhindern

Als kleine Pflanzen werden die Bäume in die Erde gesetzt. Foto: VW
Als kleine Pflanzen werden die Bäume in die Erde gesetzt. Foto: VW

Der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen de Mexico, Otto Lindner, machte 2008 die Dringlichkeit der Problematik deutlich: „Eine der Hauptsorgen, die wir mit der mexikanischen Gesellschaft teilen, ist der Erhalt der Grundwasservorkommen“, sagte er. Im gleichen Jahr startete VW de Mexico im Rahmen des Programms „Aus Liebe zum Planeten“ - einem Förderprogramm zum Arten- und Naturschutz - das Projekt zur Wiederaufforstung des Naturschutzgebietes. Durch die Baumpflanzung sollte erreicht werden, dass mehr Regenwasser im Boden versickert. Dazu wurde die Hochgebirgskiefernart „Pinus Hartwegii“ ausgewählt, die in Mexiko heimisch ist und in Höhenlagen zwischen 2.500 und 4.300 Metern wächst. Der Baum fördert die Humusbildung sowie die Ansiedlung von Sträuchern und Gräsern. Durch diese Pflanzen und die Wurzeln der Bäume sollte das schnelle Abfließen des Wassers sowie die damit verbundene Bodenerosion verhindert werden. So wurden inzwischen insgesamt 300.000 Bäume auf einer Fläche von 300 Hektar gepflanzt. Dafür hat Volkswagen in Zusammenarbeit mit der staatlichen Kommission für Naturschutzgebiete in Mexiko 430.000 US-Dollar investiert. Da es jedoch lange dauert, bis die Bäume das Wasser wirklich „festhalten“ können - für eine Höhe über fünf Meter brauchen sie 75 Jahre - wurden zudem 21.000 Sickergruben angelegt.

Durch diese Maßnahmen kann VW de Mexiko messbare Erfolge verzeichnen: Sie ermöglichen jährlich die Einsickerung von 1,6 Mio. Kubikmeter Wasser. Somit hat das Unternehmen sein Ziel erreicht, die gleiche Menge an Regenwasser dem Grundwasser zuzuführen, wie es ihm für die Versorgung des Werks entnimmt. „Dass das erreicht wurde, ist schon mal ein großer Erfolg“, freut sich Finckenstein-Wang.

Nutzen des Projekts wird voll ausgeschöpft

Darüber hinaus schöpft VW de Mexiko weiteren positiven Nutzen aus dem Projekt: So lädt der Umweltbeauftragte des mexikanischen Werks, Raul Rodriguez, regelmäßig Schulklassen ein, die durch das neu bepflanzte Gebiet geführt werden. Rodriguez und seine Kollegen erklären ihnen dabei welche Funktion die Bäume übernehmen - für die Wasservorräte, die Tiere oder die Bindung von CO2. So können die Kinder an einer Umweltbildungsmaßnahme teilnehmen, wie sie von den Schulen selbst selten angeboten wird und in der die Natur zum Greifen nah ist. Nach dem Besuch bekommt jeder Schüler eine kleine Brottasche, die wiederum von behinderten Menschen aus Recyclingmaterialien hergestellt wurden. Die Behinderten sind in kleineren Betrieben beschäftigt, die von VW gefördert werden. Im Zusammenhang mit der Brottasche werden die Schüler also auch über das Thema Recycling informiert. „Das hat mit dem Naturschutzprojekt gar nicht direkt zu tun, aber die Kollegen vor Ort versuchen, die verschiedensten Nachhaltigkeitsaspekte in dem Izta-Popo-Projekt unterzubringen“, erklärt Finckenstein-Wang.

Auch die Mitarbeiter von VW de Mexico können sich an dem Projekt beteiligen und sich zum „Ranger“ ausbilden lassen. Dabei werden ihnen alle Hintergründe, Informationen und Ziele des Programms vermittelt. Außerdem lernen sie, wie sie sich um die neu gepflanzten Bäume und angesiedelten Tiere kümmern. Sie sind sozusagen für das Monitoring des Projekts zuständig und haben einen Blick darauf, wie es sich entwickelt. Dass sich Mitarbeiter engagieren, sei natürlich auch eine gute Werbung für das Projekt, erklärt Finckenstein-Wang. Sie zeigen so dass sie hinter dem Projekt stehen und erzählen oft auch ihren Familien und Freunden davon. Das ist wichtig, um in der ländlichen Bevölkerung eine Akzeptanz für das Projekt und die damit verbundenen Maßnahmen zu schaffen. So musste zum Beispiel das neu bepflanzte Gebiet umzäunt werden, damit die jungen Bäume nicht von den Kühen wieder abgefressen werden. Wenn die Anwohner diese Maßnahme verstehen und wissen, dass auch sie davon profitieren, in dem ihre Wasserversorgung gesichert wird, stören sie sich nicht an der Umzäunung.

Zulieferer werden zum Mitmachen animiert

VW Werk in Mexiko. Foto: VW
VW Werk in Mexiko. Foto: VW

Nachdem sich das Projekt so erfolgreich etabliert hat, startet es nun in die zweite Etappe: Weitere 200 Hektar Wald des Naturschutzgebiets sollen aufgeforstet werden. Dazu haben sich 39 Zuliefer-Firmen von VW, die sich rund um das Werk angesiedelt haben, zusammen gefunden und investieren insgesamt 200.000 US Dollar. Damit soll die jährliche Einsickerungsquote auf 2,5 Mio. Kubikmeter Wasser steigen. Probleme, die Zulieferbetriebe hiervon zu überzeugen, gibt es nach dem Wissen von Christiane von Finckenstein-Wang nicht: „Rodriguez hat uns berichtet, dass die Firmen positiv auf das Projekt reagierten und sofort gesagt haben, ‚da machen wir mit‘.“ Finckenstein-Wang kennt ihren Kollegen durch Besuche persönlich und ist sicher: Überzeugungsarbeit bereitet ihm keine Schwierigkeiten. Er habe die Problematik komplett erkannt und wird den Unternehmen deutlich gemacht haben, dass sie etwas tun müssen, um die Wasservorräte zu sichern. Zudem sei es ein Vorteil, dass er selber Mexikaner ist. Ein Vorteil für die beteiligten Zulieferbetriebe ist wahrscheinlich auch, dass die Strukturen des Programms bereits gefestigt sind. „Die größte Arbeit ist ja immer die Vorbereitung“, so Finckenstein-Wang. Hier unterstützen die Unternehmen aber ein Projekt, von dem sie wissen, dass es sich bereits erfolgreich etabliert hat und können zudem selbst entscheiden, wie viel Geld sie geben möchten.

Bisher sind dem Projekt zur Wiederaufforstung des Naturschutzgebietes „Izta-Popo“ keine Grenzen gesetzt. Im Gegenteil: „Dass es funktioniert, ist schon offensichtlich geworden. Aber die bisher bepflanzte Fläche ist ja nur ein kleiner Teil von einem riesigen abgeholzten Waldgebiet. Da hoffen wir, immer mehr Partner und Möglichkeiten zu finden, um noch mehr aufzuforsten, und dass unsere Maßnahme in der Gegend dauerhaft akzeptiert wird“, resümiert Finckenstein-Wang.

Quelle: UD
 

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