Biodiversität

GTZ engagiert sich als „ehrlicher Makler“ für Artenschutz in Afrika

Seit der Fußball WM wandelt sich unser Bild von Afrika: Der Kontinent bietet vor allem im Bereich Artenschutz und wirtschaftliche Zusammenarbeit enorme Chancen. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH hat jetzt an der Einrichtung eines neuen UNESCO-Biosphärenreservates in Äthiopien mitgewirkt. Diese Erfahrungen sollen künftig auch in anderen Regionen von Nutzen sein. UmweltDialog sprach dazu mit Andreas Proksch, Leiter des Bereichs Afrika der GTZ.

27.08.2010

Andreas Proksch, Bereichsleiter Afrika der GTZ, Foto: GTZ
Andreas Proksch, Bereichsleiter Afrika der GTZ, Foto: GTZ

UmweltDialog: Sehr geehrter Herr Proksch. In Äthiopien ist die GTZ an einem Naturschutzprojekt beteiligt, das jetzt als UNESCO-Bioshärenreservart ausgezeichnet wurde. Gratulation erstmal dazu. Können Sie uns etwas über die Anfänge des Projekts und die Rolle der GTZ dabei erzählen?

Andreas Proksch: Das Biosphärenreservat Kafa ist ungefähr halb so groß wie Schleswig-Holstein und umfasst etwa 760.000 Hektar. Die UNESCO nennt es eines der wertvollsten Biosphärenreservate, die wir auf der Welt noch haben. Es beinhaltet sehr viele Pflanzen- und Tierarten, ist aber für uns auch deshalb so interessant, weil es der Ursprung des wilden Arabica-Kaffees ist. Obwohl dieser Kaffe international sehr wertvoll ist und auch einen hohen Marktwert besitzt, haben die Bauern vor Ort in der Vergangenheit eigentlich nichts daran verdient und hatten deshalb auch keine wirkliche Wertschätzung dafür.

Woran lag es, dass am Anfang keine Wertschätzung vorhanden war?

Es ist sehr viel einfacher, Kaffee in Plantagen anzubauen. Im Urwald ist das schwieriger: die Pflanzen stehen nicht so dicht zusammen und man muss größere Strecken zurücklegen, es gibt häufig auch keine vernünftigen Pfade. Für die lokale Bevölkerung hat es sich einfach nicht ausgezahlt, diesen Kaffee zu sammeln. Damit hatte diese Region für die Bevölkerung keinen speziellen Wert. Sie haben Teile des örtlichen Waldes gerodet und darauf Felder angelegt.

Wer stellt dann nun sicher, dass die Natur erhalten bleibt?

Ohne die äthiopischen Behörden und damit auch die Aufsichtsfunktion der äthiopischen Regierung und lokalen Behörden ist ein solcher Ansatz von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sie sind diejenigen, die der UNESCO vermittelt haben, dieses Biosphärenreservat in seiner Gesamtheit zu schützen und zu bewahren. Es gibt gleichzeitig eine Reihe Organisationen wie GTZ und NABU, die in den nächsten Jahren sehr stark vor Ort präsent sein werden und sicherstellen, dass die Verbindung von Ökologie und Ökonomie auch wirklich gelebt wird.

Ihre Rolle war ja vor allem die des Vermittlers. Dazu gehört es doch auch, anderen Akteuren ihre Rolle zuzuweisen.

Es geht vielmehr darum mit den anderen Akteuren die jeweiligen Rollen auszuhandeln. Bei unterschiedlichen Stakeholdern wie lokalen Bauerngruppen und internationalen Konzernen ist das natürlich auch psychologisch ein nicht immer ganz einfacher Prozess. Es ist eine der Stärken der GTZ, diese Aushandlungsprozesse zu moderieren. Es ist sehr schön und spannend, dass wir sowohl die Vertretung der lokalen Bauernverbände als auch Unternehmen aus der Privatwirtschaft, nämlich Kraft-Food und Original Food, im Boot haben, die den Wildkaffee nach Europa importieren. Außerdem wichtige Naturschutzorganisationen wie unter anderem NABU.

Waren hier Schulungen oder ein Know-how-Transfer nötig, um die einzelnen Akteure auf einen Wissenslevel zu bringen?

Es gab sehr langfristig angelegte Diskussionen mit lokalen Bauerngruppen. Das war sicherlich das Schwierigste und Aufwendigste: Vertrauen aufzubauen und alle wissen zu lassen, dass wir ehrliche Makler sind. Mit Unterstützung der GTZ gab es ein belastbares Vertrauensverhältnis auf beiden Seiten. Das war ein mehrjähriger Prozess, der sich aber auch nicht sehr viel kürzer machen ließ.

Der Park ist ein sehr gutes Beispiel für die ökonomische Relevanz von Naturschutzgebieten. Welche Potenziale haben generell solche Entwicklungspartnerschaften in Afrika und speziell in Ostafrika?

Frauen in Kafa, Foto: S. Bender/Nabu/GTZ
Frauen in Kafa, Foto: S. Bender/Nabu/GTZ

Die Vorstellung, dass man einfach einen Zaun um ein Gebiet zieht, das Ganze Naturschutzgebiet nennt und ansonsten alles so lässt, ist nicht zu leben. Wir haben überall in Afrika einen starken Bevölkerungsdruck und Armutsprobleme. Wir kommen in diesen Regionen nur durch eine gezielte Nutzung weiter, die unter ökologischen Vorzeichen stattfindet und die auch überwacht wird. Dann gibt es eben eine Reihe von Produkten, die diese Biosphärenreservate auch produzieren, das fängt bei Holz an und geht mit Kaffee und Öko-Tourismus weiter. Es ist immer eine schwierige Frage, wo die Nutzung noch ökologisch machbar ist, ohne zu zerstören, und ab wann es zu einer Übernutzung kommt. Dafür gibt es keine andere Messlatte als wissenschaftliche Begleitung. Dabei stellen wir fest, dass es relativ viele Möglichkeiten gibt, internationalen Firmen in Entwicklungspartnerschaften auch mit der lokalen Bevölkerung zu verbinden.

Rein quantitativ gesehen, beobachten sie da eine Zunahme solcher Anfragen und Konzepte oder ist das eher auf gleichbleibendem Niveau?

Nach wie vor verläuft die Entwicklung auf relativ niedrigem Niveau - es ist noch nicht die Region, in der deutsche Unternehmen investieren. Einige andere europäische, amerikanische aber auch chinesische und brasilianische Unternehmen sind uns, was die Zusammenarbeit mit Afrika angeht voraus. Trotzdem stellen wir fest, dass gerade das Interesse im Zusammenhang mit Naturreservaten, auch bei deutschen Unternehmen steigt.

Die Weltmeisterschaft in Südafrika hat zum Imagewandel für den Kontinent beigetragen. Woran machen sie in der Praxis fest, was die Haupthinderungsgründe für Unternehmen sind? Was wären dann konkrete Hilfen, die die GTZ in diesem Zusammenhang anbieten kann?

In Deutschland gibt es Vorurteile, dass die Hürden in Afrika höher sind als beispielsweise in Asien oder Lateinamerika. Es wird viel über Korruption oder über mangelnde Rechtssicherheit gesprochen. Ich bin überzeugt, dass die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika eine ganz große Unterstützung gewesen ist - dass Afrika für viele Deutsche und damit auch für viele potenzielle Investoren auf der inneren Landkarte einfach näher gerückt ist. Die Bundesregierung hat deutlich gesagt, dass sie ihre Rolle spielen wird, um die deutsche Wirtschaft stärker nach Afrika zu bringen. Vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gibt es ein Programm - develoPPP.de -, um Entwicklungspartnerschaften zu unterstützten. Ein Teil davon sind Ideenwettbewerbe, für die sich sich interessierte Unternehmen bewerben können. Die GTZ hat ein eigenes Büro für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, an das sich private Firmen wenden können und dann entsprechende Unterstützung und auch klare Hinweise auf Fördermöglichkeiten bekommen.

Im südlichen Afrika ist ihr Engagement unter dem Schwerpunktthema „Klima und Energie“ zusammengefasst. Kristallisieren sich auch für Ostafrika Schwerpunkte heraus?

Lassen sie mich den Satz dahin gehend verändern, dass ich sage: Im südlichen Afrika ist Klima und Energie einer der Schwerpunkte. Wir haben in Afrika grundsätzlich ein starkes Engagement in den Bereichen Wasser, Gesundheit, Governance und im Bereich Klima und Energie. Auch in Ostafrika arbeiten wir zunehmend am Thema Klima und Energie. Ein Programm des Wirtschaftsministeriums möchte ich in diesem Zusammenhang gerne erwähnen: Es heißt „Exportinitiative erneuerbare Energien“. Diese Initiative stellt vor allem in der Region Ostafrika Mittel zur Verfügung, um den Markteintritt deutscher Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien zu erleichtern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UD
 

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