Biodiversität

Abbau von Manganknollen bedroht Artenvielfalt in der Tiefsee

Senckenberg-Wissenschaftler haben mit einem internationalen Team die möglichen Auswirkungen des Manganknollen-Abbaus auf die Artenvielfalt erforscht. Während ihrer Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE konnten die Meeresforscher anhand von Videoaufnahmen zeigen, dass die Individuenzahl in Gebieten mit Manganknollen um ein Zweifaches höher ist als in Tiefseebereichen ohne die erzhaltigen Konkretionen. Die Auswirkungen eines Abbaus sind zudem noch knapp 40 Jahre später deutlich sichtbar. Die Studie wurde jetzt im Nature-Journal „Scientific Reports" veröffentlicht.

15.06.2016

Abbau von Manganknollen bedroht Artenvielfalt in der Tiefsee

Die Nachfrage nach mineralischen Ressourcen steigt weltweit kontinuierlich. Daher ist es kaum verwunderlich, dass auch die Tiefsee nach Erzen, wie Nickel, Kupfer oder Kobalt erkundet wird. Diese wertvollen Mineralien liegen in Form von Manganknollen besonders häufig im zentralen Pazifik am Meeresboden, und zwar in der sogenannten Clarion-Clipperton-Bruchzone in über 4.000 Meter Wassertiefe. „Diese Manganknollenfelder sind aber viel mehr als nur potenzielle Unterwasser-Bergbaugebiete. Unsere Forschung zeigt, dass sie wahre ‚Hotspots der Tiefwasserfauna darstellen", erklärt Prof. Dr. Pedro Martínez Arbizu vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven.

Manganknollen wichtiger Baustein des Lebensraums für die Tiefseefauna

Der Meeresbiologe hat mit einem Wissenschaftler-Team aus Belgien, Frankreich und Portugal während einer Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE von März bis April 2015 die Auswirkungen eines potenziellen Manganknollen-Abbaus auf die Artenvielfalt der Tiefsee untersucht. In ihrer Studie zeigen die Forscher anhand von 17 Video-Transekten, dass Tiefseegebiete mit einer hohen Anzahl von Manganknollen eine mehr als zweifach höhere Anzahl an sichtbaren Individuen aufzeigen als Bereiche mit wenigen oder keinen Manganknollen. „In Gebieten mit Manganknollen leben im Schnitt 25 Organismen auf 100 Quadratmetern Tiefseeboden, in Gebieten ohne Manganknollen sind es weniger als zehn Individuen. Dies zeigt uns, dass die mineralischen Knollen ein wichtiger Baustein des Lebensraums für die Tiefseefauna sind", ergänzt Martínez Arbizu.

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Erschreckende Ergebnisse

Manganknollen wachsen über einen Zeitraum von Millionen von Jahren. Die Fauna rund um die Tiefseemineralien ist daher an sehr gleichförmige Lebensbedingungen angepasst. Manganknollenfelder sind Lebensraum für verschiedene Seesternarten, Seegurken und Seeigel. Auf den Knollen selbst leben Korallen, Schwämme, Moostierchen und Anemonen, aber auch mikroskopische Fadenwürmer, Krebse und Einzeller. „Wir wollten wissen, wie sich der Abbau von Manganknollen auf diese Tiefsee-Gemeinschaft auswirkt und ob, wie schnell und von wo aus die abgebauten Gebiete wieder besiedelt werden", erläutert Martínez Arbizu. Zwei der untersuchten Transekte liegen daher in Gebieten, in denen vor 20 bzw. 37 Jahren der Abbau von Manganknollen simuliert wurde. „Darüber hinaus haben wir uns auch die Tierwelt in zwei aktuellen acht Monate und drei Jahre alten experimentell gestörten Testgebieten angeschaut", fügt der Wilhelmshavener Meeresforscher hinzu und fährt fort: „Das Ergebnis ist erschreckend: Selbst knapp 40 Jahre nach dem Abbau von Manganknollen ist noch eine deutliche Störung sowie ein Verlust der Artenvielfalt zu erkennen.

Korallen und Schwämme besonders betroffen

In ihrer Studie zeigt das Wissenschaftlerteam, dass die Anzahl sessiler, am Boden festsitzender Organismen von 24 außerhalb des Testgebietes auf drei Individuen pro 100 Quadratmeter innerhalb des Testgebietes sinkt. Am härtesten trifft der geplante Abbau laut der Studie Korallen und Schwämme, die den harten Untergrund der Knollen als Lebensraum benötigen auf dem weichen Sediment in der umliegenden Tiefsee finden sie keinen Halt.

„Der Abbau von Manganknollen beeinflusst die Vielfalt der Tiefsee-Fauna auch auf lange Sicht negativ", resümiert Martínez Arbizu und ergänzt: „Wir empfehlen daher ein verantwortungsvolles Management des Unterwasser-Bergbaus unter Berücksichtigung von Schutzzonen für die Tiefsee-Fauna."

Quelle: UD/fo
 

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